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Er hat die Hand drauf: Jonas Stettmer entschärfte im ersten Spiel gegen Straubing fast alle Chancen der Gäste.

© Imago/O.Behrendt

Eisbären-Torwart Jonas Stettmer: Tiefenentspannt in die wichtigsten Spiele seines Lebens

Zum ersten Mal in seiner Karriere ist der Bayer als Nummer eins in die Play-offs gestartet. Beim Viertelfinal-Auftakt beweist er seine neue Gelassenheit.

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Als Sebastian Elwing in den Aufzug stieg, um von seinem Beobachterplatz in der vierten Etage der Friedrichshainer Arena in Richtung Kabine zu bekommen, dämpfte der Torwarttrainer der Eisbären nach dem 5:1-Sieg gegen Straubing die Euphorie. „Wir alle wissen, dass es nur ein Spiel war.“ Aber doch wirkte er sehr froh über die Leistung seines Keepers. „Jonas ist ein super Junge.“

Dass Jonas Stettmer, 23, im ersten Spiel des Play-off-Viertelfinals zwischen den Pfosten stand, war nicht wirklich überraschend. Im Vergleich mit Jake Hildebrand, der im vergangenen Jahr die unangefochtene Nummer eins und ganz maßgeblicher Wegbereiter für Titel Nummer zehn war, hat er aktuell die besseren Argumente. In der Schlussphase der Hauptrunde hatte Trainer Serge Aubin in den wichtigen Spielen oft auf Stettmer gesetzt.

„Ich hatte einfach ein gutes Bauchgefühl und habe die Entscheidung getroffen, auf Jonas zu setzen“, sagte Aubin in der Pressekonferenz. „Aber es ist ein Glücksfall, dass wir zwei Goalies haben, die wirklich die Nummer eins sein können. Wir werden weiter von Spiel zu Spiel schauen.“

Stettmer genießt eine gestiegene Wertschätzung

Beim zweiten Spiel der Best-of-seven-Serie am Mittwoch (19 Uhr, Magentasport) spricht natürlich alles für Stettmer, der seine Mannschaft gerade in der Anfangsphase mit einigen Saves vor einem Rückstand bewahren konnte. Nachdem er in den Play-offs bereits viermal für den ERC Ingolstadt in der Saison 2022/2023 das Tor gehütet hatte und ihm im vergangenen Jahr nur einen Kurzeinsatz beim 1:7 gegen Mannheim in Spiel eins gegönnt war, zeigt sich an der Nominierung für das Auftaktspiel in den Play-offs die gewachsene Wertschätzung.

„Ich habe es am Donnerstag vor dem Training davon erfahren“, sagte er nach dem Sieg gegen Straubing, „somit hatte ich ein paar Tage, um mich mental darauf vorzubereiten. Geschlafen habe ich danach gut, deshalb war ich relativ tiefenentspannt.“

In dem kleinen Hexenkessel werden sie hoch motiviert sein, ihre Fans werden sie nach vorne treiben.

Jonas Stettmer über die Atmopshäre in Straubing

Was die Ausstrahlung angeht, war es bislang eher Hildebrand, den nichts aus der Fassung zu bringen scheint. Stettmer wirkte in seinem Verhalten deutlich aufgeregter, was natürlich auch am Altersunterschied von acht Jahren liegt. Ronja Jenike, die als Expertin für Magentasport tätig ist, hatte kürzlich gegenüber dem Tagesspiegel ihre Meinung geäußert, dass „eine Finalserie noch zu früh“ für Stettmer kommt. Wovon die Eisbären natürlich noch ein ganzes Stück entfernt sind.

Stettmer wirkt im Ernstfall erstaunlich ruhig

Die ersten Eindrücke aber lassen vermuten, dass Elwing und das gesamte Trainerteam ganze Arbeit geleistet haben, um Stettmer auf diesen Ernstfall vorzubereiten. Immer dann, wenn es rund um das Tor trubelig wurde in Form von körperlichen Auseinandersetzungen, drehte er ab und hielt sich auffällig fern. „Mein Job ist es, den Puck zu halten“, sagte er, „ich habe meine Verteidiger, um mich zu schützen oder die Jungs zu packen.“

Mehr noch als in der Hauptrunde gilt der Torwart im Team als eine Art Heiligtum, der von allen störenden Einflüssen ferngehalten werden soll. „Es gehört zum Play-off-Hockey dazu, ein bisschen dreckig zu spielen“, weiß Stettmer, „es gab schon einige Schläge, obwohl meine Hand drauf war.“

Am Mittwoch dürfte das sogar noch etwas intensiver werden – nicht nur, weil Straubings Trainer Craig Woodcroft den Auftritt seiner Mannschaft als „zu soft“ bemängelt. „In dem kleinen Hexenkessel werden sie hoch motiviert sein, ihre Fans werden sie nach vorne treiben“, blickt Stettmer, der selbst aus Straubing kommt, voraus. „Wir werden auf alles eingestellt sein, auch dass sie noch härter spielen.“

Für ihn persönlich wird es vor allem darum gehen, wieder so gelassen zu wirken wie in Spiel eins. „Ich will für meine Mannschaft die Ruhe ausstrahlen, sodass der Ausstehende – egal, was los ist – denkt, dass es keine Probleme gibt.“ Vermutlich werden die Probleme aber schon größer werden als beim unangefochtenen 5:1. Da machten es die Niederbayern den Eisbären sehr einfach.

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