
© imago/Contrast/IMAGO/O.Behrendt
Erfolg mit Geschichte : Eisbären besiegen Straubing 4:2
Vor den Augen ihres ersten Meistertrainers Pierre Pagé gewinnen die Eisbären gegen die Straubing Tigers. Die Berliner sind somit vorzeitig für die Play-offs qualifiziert.
Stand:
„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“ – so hat Thomas Mann seinen Roman „Joseph und seine Brüder“ begonnen und dieser oft zitierte Satz lässt sich auch ganz gut auf die Geschichte der Eisbären anwenden. In dieser Saison haben sie sich dazu entschlossen, 75 Jahre Eishockey in Hohenschönhausen zu feiern und buddeln schon mal etwas in ihrer eigenen Geschichte herum, die ja einst 1954 in der DDR begonnen hat.
In dieser Saison sind einige Herren von damals mal Gast in der Uber Arena. Am Sonntag war im Rahmen des Heimspiels gegen die Straubing Tigers Pierre Pagé an der Reihe. Bevor die Eisbären vor 14.200 Zuschauenden zu einem flotten 4:2 (1:1, 1:1, 2:0)-Erfolg gegen die Gäste aus Niederbayern kamen, durfte Pagé mit wenig Bohei den Puck zum Showbully vor dem eigentlichen Anspiel einwerfen. Als er vom Eis schritt, begleiteten die Fans ihren ehemaligen Trainer akustisch mit einem „Olé, olé, olé, Pierre Pagé“ – erstaunlich leise übrigens.
Denn Pagé war es doch, der den Klub vor 20 Jahren zur ersten Meisterschaft in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) überhaupt führte. Bis zum Jahr 2005 hatten sich die Eisbären lediglich mit den Meistertiteln aus ihrer Dynamo-Vergangenheit in der DDR schmücken dürfen.
2007 hat Pagé die Eisbären nach einem weiteren Meistertitel (2006) und einer enttäuschenden Saison (2007) verlassen, womöglich ist er den vielen nachgewachsenen Fans der Berliner fremder als Thomas Mann (den sie womöglich in der Schule lesen müssen).
Pagé läutete vor 20 Jahren die erfolgreiche Ära des Klubs ein
Es gibt sicher nicht wenige ältere Anhänger des Klubs, für die Pagé der Vater der heute zehn Meistertitel umfassenden Ära der Eisbären ist. Der Weg zum ersten Triumph war für den kanadischen Trainer seinerzeit recht steinig, nach seiner Ankunft im Jahr 2002 wurden die Berliner zwar schnell zum Spitzenteam in der DEL, scheiterten aber dreimal in Folge in den Play-offs, 2004 erst in der Finalserie gegen Frankfurt.
Vor 15 Jahren haben die Berliner mit dem 4:1 im dritten Finalspiel gegen Mannheim, damals wurde noch „Best of five“ gespielt, ihre eigene Geschichte besiegt. Oder, wie der damalige Co-Trainer Hartmut Nickel jubelte, hatten „es als alte rote Socken endlich ganz nach oben geschafft“. Der 19. April 2005 war die Wende für die Eisbären, war ihr Mauerfall, der sie verändern sollte – vom Ostberliner Kiezklub zum Hochglanzprodukt des Eishockeys. „Wir hatten ja versprochen, dass wir den Titel holen würden und hatten alles getan für diesen speziellen Moment“, sagt Pagé zu diesem Tag.
Den Umzug in die große Arena am Ostbahnhof im Jahr 2008 hat der Trainer nicht mehr mitgemacht, zu diesem Zeitpunkt war schon sein alter Weggefährte Don Jackson Coach der Eisbären, der Berlin mit fünf Meistertiteln verlassen sollte.
Von Jacksons Marke ist Serge Aubin, am Sonnabend 50 Jahre alt geworden, noch zwei Meisterschaften entfernt. Aber womöglich ist der Weg gar nicht so weit zum vierten Titel: Auch wenn es nach 45 Spieltagen so aussieht, also sollten die Eisbären sich in der Tabelle nicht mehr auf Rang eins verbessern können. Da thront sieben Spieltage vor Ende der Hauptrunde der ERC Ingolstadt. Aber in den Play-offs, für die die Eisbären seit Sonntag vorzeitig qualifiziert sind, geht es ja von Neuem los.
Die acht Spiele vor der Endrunde sind für die Berliner (sechs Verletzte momentan) allerdings eine anspruchsvolle Geschichte, zumal wenn es gegen so Teams geht wie am Sonntag gegen die Straubinger, die mit ihrem neuen Trainer Craig Woodcroft noch um einen Platz für die Play-offs ringen.
Nach einem ausgeglichenen ersten Drittel und einem Führungstor von Leo Pföderl kamen die Berliner im Spiel am Sonntag im zweiten Abschnitt vom Kurs ab, Jonas Stettmer musste im Eisbären-Tor zweimal hinter sich greifen, bevor dann Pföderl mit seinem 22. Saisontor zum 2:2 abstauben konnte. Im Powerplay gelang dann Yannick Veilleux das 3:2 im letzten Drittel.
Wie schon bei den beiden Berliner Treffern zuvor hieß der Vorlagengeber Frederik Tiffels. Ty Ronning traf schließlich noch Sekunden vor Schluss zum 4:2 für die Eisbären ins verwaiste Straubinger Tor.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: