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Trainer Cédric Énard legt nach 15 Jahren als Trainer eine Pause ein.

© Imago/Behrendt

Erfolgstrainer verlässt die BR Volleys: Auch im Abschied wird Respekt bei Cédric Énard großgeschrieben

Nach fünf erfolgreichen Jahren hört der Franzose beim Deutschen Volleyball-Meister auf und will wieder mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Mit Énard geht ein echter Gentleman.

Ein Kommentar von Inga Hofmann

Wann immer Cédric Énard etwas zu feiern hatte, waren sie da: Seine drei Töchter. Sie umringten ihn, wenn die BR Volleys einen wichtigen Sieg einfuhren. Und sie waren die ersten, die der Trainer in die Arme schloss, wenn seine Mannschaft die Meisterschaft gewonnen hatte.

Der Franzose ist ein echter Familienmensch, das bewies er immer wieder. Etwa, wenn er erzählte, wie er seiner jüngsten Tochter das Mundharmonikaspielen beibringen wollte oder kurz vor Weihnachten bereits auf die gemeinsame Zeit hinfieberte. In dieser Saison verbrachte er allerdings kaum Zeit mit der Familie, denn Frau und Töchter zogen zurück nach Frankreich. 

„Ich habe das Gefühl, die Zeit rennt, und ich will so viel wie möglich davon mit ihnen verbringen“, sagt Énard. Deshalb hat er nun eine schwerwiegende Entscheidung getroffen: Er verabschiedet sich nach fünf Jahren aus Berlin und legt erst einmal eine Pause ein. Noch schwerer als die Sehnsucht wiegt aber die Müdigkeit. 15 Jahre lang war Énard als Coach diverser Vereine und Nationalmannschaften tätig, zuvor spielte er selbst Volleyball und wurde 1999 sogar Französischer Meister.

Nach all diesen Jahren lassen die Leidenschaft und die Energie allmählich nach. „Wenn ich das nicht mehr kann, ist es nur respektvoll, das dem Klub auch frühzeitig mitzuteilen.“ Respekt wurde bei Énard immer großgeschrieben.

Bei jedem noch so unwichtigen Spiel erschien der Franzose im dunkelblauen Anzug – völlig unabhängig davon, ob die Gegenseite eine Jogginghose trug. Während andere Trainer ihren Spieler in den Auszeiten Dampf machten und auch mal lauter wurden, blieb Énard ruhig, schärfte den Spielern die nächsten Spielzüge ein und überzeugte mit seiner analytischen Art.

Er brachte Ruhe rein und gleichzeitig brachte der Verein Emotionen in Énard. Dreimal Deutscher Meister und zweimal Pokalsieger – da kam auch der zurückhaltende Trainer zunehmend aus sich raus. Er feuerte das Team an, machte kleine Luftsprünge und fiel den Spielern freudestrahlend um den Hals.

Sein tiefgehendes Wissen über den Transfermarkt bewies er insbesondere in dieser Saison: Obwohl seine Schlüsselspieler sich kurzfristig verabschiedeten, gelang es ihm, einen breiten Kader aufzustellen und sogar gegen das weltbeste Team Perugia zu überzeugen. Dem Verein bleibt er in beratender Funktion erhalten.

„Mit Blick auf sportliche Fragen und zur Einschätzung von Spielern und Marktkenntnissen ist das sehr hilfreich“, sagt Manager Kaweh Niroomand. Für die Spieler dürfte die Nachricht so kurz vor den Playoffs nicht leicht zu verdauen sein.

Vielleicht ist sie aber auch ein kleiner Ansporn, nach dem Motto: Noch einmal gemeinsam den Meistertitel holen, noch einmal jubelnd über den Boden der Umkleide schlittern und noch einmal von Énard Bier aus dem gigantischen Krug eingeflößt bekommen. Seine Töchter dürften dann auch wieder dabei sein, um gemeinsam Abschied zu nehmen.

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