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Erste Wettbewerbe am Mittwoch: Warum Olympia schon vor der Eröffnungsfeier beginnt
Am Freitag werden die Sommerspiele in Paris mit einer großen Zeremonie eröffnet. Los geht es in einigen Sportarten aber schon vorher. Was für einige Sportler ungewöhnliche Folgen hat.
Stand:
Die Vorfreude auf die Olympischen Spiele ist auch in Samoa groß. Der polynesische Inselstaat schickt insgesamt 24 Sportlerinnen und Sportler nach Paris, zwölf davon gehören zum 7er-Rugby-Team der Männer. „Als Nation mit 200.000 Einwohnern sind wir dankbar für die Möglichkeit, gegen die Besten der Welt antreten zu dürfen“, sagte Cheftrainer Brian Lima vor der Abreise seiner Mannschaft in Richtung Europa.
Rugby ist in Samoa Nationalsport, bei den Weltmeisterschaften im traditionellen 15er-Rugby erreichte das Team immerhin zweimal ein Viertelfinale. Für die olympische Variante mit sieben Feldspielern, wie sie jetzt in Paris ausgetragen wird, konnten sich die Männer erstmals qualifizieren.
Da Rugby auch in Frankreich äußerst beliebt ist, werden die Spiele im Stade de France ausgetragen, 69.000 Zuschauer werden an allen Spieltagen erwartet. Es dürfte Rugby-Festtage geben. Dumm nur, dass Olympia für die Mannschaft aus Samoa bereits vor der eigentlichen Eröffnungsfeier schon wieder so gut wie vorbei sein könnte.
Da am 2. August die Leichtathletik-Wettbewerbe im Stade de France beginnen, startet das Rugby-Turnier der Männer bereits am 24. Juli und damit zwei Tage vor dem eigentlichen olympischen Start. Bereits am 25. Juli stehen die Viertelfinals auf dem Programm, die Medaillen werden am 27. Juli vergeben.
Bevor es anfängt, kann für Samoas Rugbymannschaft schon alles vorbei sein
Samoa hat eine schwere Gruppe mit unter anderem Argentinien und Australien erwischt, die Qualifikation für die K.-o.-Runde könnte schwierig werden. Und so droht den Spielern eine Olympia-Eröffnungsfeier, bei der sie schon wissen, dass sie selbst keine Chance mehr auf eine Medaille haben.
16 Tage dauern die Olympischen Sommerspiele offiziell, inzwischen aber ist es längst Usus, dass in manchen Sportarten bereits einige Tage früher mit den Wettbewerben begonnen wird. Das betrifft in diesem Jahr Fußballer, Handballer, die Bogenschützen und eben die Rugby-Männer.
Weil das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Turniere in den Mannschaftswettbewerben mit immer mehr Teilnehmern ausstattet, brauchen diese auch immer länger, um einen Olympiasieger zu ermitteln. Denn nach einem Spiel sollte für die Sportlerinnen und Sportler zumindest ein bisschen Zeit bleiben, um sich zu erholen und auf den nächsten Gegner vorbereiten zu können.
Im Rugby zieht diese Begründung freilich nicht, das Turnier hätte auch noch später im Laufe der Spiele stattfinden können. Dann aber eben nicht im Stade de France, sondern anderswo. Also nehmen die zwölf Männerteams den olympischen Frühstart mehr oder weniger mit Freuden hin, denn so ist ihnen die nahezu ungeteilte Aufmerksamkeit sicher.
Die Dauer der Wettbewerbe der Olympischen Spiele darf sechzehn Tage nicht überschreiten.
Aus der Olympischen Charta
Und besser als bei Olympia 1924 in Paris ist es allemal. Damals fand das Rugby-Turnier bereits im Mai statt – der Sieger stand so letztlich bereits sechs Wochen vor der eigentlichen Eröffnungsfeier fest. Ob die Rugbyspieler an dieser überhaupt noch teilnahmen, ist nicht überliefert.
Nun stellt sich die Frage, warum das IOC die Spiele nicht einfach verlängert, schließlich gibt es heute viel mehr Sportarten und Entscheidungen als noch vor 100 Jahren?
Die Begründung ist in der Olympischen Charta zu finden, dort heißt es zur Länge: „Die Dauer der Wettbewerbe der Olympischen Spiele darf sechzehn Tage nicht überschreiten.“ Mit dem Zusatz: „Es sei denn, der betreffende internationale Sportfachverband und die IOC-Exekutive haben etwas anderes genehmigt; in diesem Fall können einige Wettbewerbe und Vorrunden vor der Eröffnungszeremonie stattfinden.“
So ist es auch in diesem Jahr wieder. Und für die Rugby-Männer aus Samoa gilt immerhin: Selbst, wenn es nicht für das Halbfinale reichen sollte, dürfen sie am 27. Juli in jedem Falle noch einmal antreten. Dann aber womöglich nur noch in einem Platzierungsspiel.
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