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Benedict Hollerbach zeigte eine starke Leistung und belohnte sich auch mit einem Tor.

© Reuters/Annegret Hilse

Erster Sieg unter Steffen Baumgart: Der 1. FC Union meldet sich gegen Mainz zurück

Union zeigt gegen Mainz das beste Spiel unter dem neuen Trainer Steffen Baumgart. Und belohnt sich für das große Engagement mit drei verdienten Punkten.

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Für einen Moment war Steffen Baumgart der einzige, der ruhig blieb. Der Trainer des 1. FC Union blickte emotionslos vor sich hin, nahm einen langen Schluck aus seiner Wasserflasche. Um ihn herum war die Alte Försterei jedoch ein Tollhaus. Nach nicht einmal einer Minute war Union in Führung gegangen. Die Freude war zurück im Südosten Berlins. Die Ära Baumgart hatte – mit etwas Verspätung – nun endlich ihren Anfang gefunden.

Mit seinem frühen Treffer – Unions erstes in einem Pflichtspiel 2025 – sorgte Torschütze Benedict Hollerbach am Sonntag endlich für den Moment, auf den man in Köpenick seit Wochen vergeblich gewartet hat. Ein Moment, der die Mannschaft aus der Schockstarre der letzten Wochen wachrüttelte und den so wichtigen 2:1-Sieg gegen Mainz 05 einleitete. 

„Auf einer Skala von eins bis zehn fühlt es sich wie eine Zehn an“, schwärmte Hollerbach nachher. „Wir haben sehr lange kein Erfolgserlebnis mehr gehabt. So ein Sieg ist schon wirklich was ganz Besonderes und sehr, sehr wichtig.“

Eine perfekte Leistung war das keineswegs gegen den Tabellensechsten aus Rheinhessen. Gegen Spielende hin wurde es sogar immer mehr zum Arbeitssieg. Gleichzeitig war es wirklich alles, was Union und Baumgart an dieser Stelle im Abstiegskampf gebraucht hatten.

Ein Lebenszeichen. Ein Hoffnungsschimmer. Die ersten Punkte seit einem Monat und das Ende einer Serie von elf Pflichtspielen ohne Sieg. Nach der Talfahrt des langen Winters klettert Union damit wieder kurzzeitig auf den 12. Platz und steht nun sechs Punkte vor dem Relegationsplatz. 

Vor allem aber war es der erste Erfolg für den so beliebten, aber bisher glücklosen neuen Trainer. Nach zwei Niederlagen in Folge hatte Baumgart Pragmatismus und Mut gezeigt, und seine Mannschaft für dieses Spiel heftig umgestellt. Zum ersten Mal unter seiner Führung lief die Abwehr wieder in einer Dreierkette auf und in der Aufstellung kam es zu insgesamt sechs Veränderungen im Vergleich zum 0:2 gegen Augsburg unter der Woche.

Während einige von diesen verletzungsbedingt waren, hatten andere es durchaus in sich. So wurden Führungsspieler wie Rani Khedira und Christopher Trimmel auf die Bank gesetzt, während Woo-yeong Jeong gar nicht im Kader stand. Eine Aufstellung mit der Ansage, dass es zumindest kein Weiter-So geben soll. 

Ein Hauch von Aufbruch lag in der Luft

Auch auf den Rängen lag ein Hauch von Aufbruch in der Luft. Schon am Freitag hatte Baumgart einen Appell an die Fans gerichtet, sich bedingungslos hinter die Mannschaft zu stellen, und kurz vor dem Anpfiff sorgte Stadionsprecher Christian Arbeit mit einer emotionalen Ansprache für noch mehr Wagenburg-Stimmung. Als der Ball zu rollen, brannte es schon im Stadion an der Alten Försterei. Ein paar Sekunden später kam es zur Explosion. 

Denn der Cocktail aus Feuer, Schwefel und taktischer Korrekturarbeit zeigte sofort Wirkung. Schon nach 40 Sekunden setzte sich Benedict Hollerbach hervorragend im Zweikampf mit Danny Da Costa durch und stand damit frei vor dem Tor mit dem Ball am Fuß. Mit einem kühlen Abschluss brachte der Stürmer Union in Führung und versetzte die Zuschauer in erleichterte Ekstase.

Die Euphorie war aber flüchtig. Nur drei Minuten später fiel mit dem ersten Mainzer Angriff der Ausgleich. Nach einem Foul von Aljoscha Kemlein an Jae-sung Lee zeigte Schiedsrichter Florian Exner zurecht auf den Punkt. Nadiem Amiri, der schon seit Jahren bei vielen Union-Fans als Lieblingsfeind gilt, trotzte den Pfiffen der Waldseite und verwandelte sicher.

Doch auch beim Stand von 1:1 war klar zu sehen, wie viel besser Union im Vergleich zu den ersten Auftritten unter Baumgart war. Trotz des einen oder anderen Schreckmoments wirkte die Abwehr in der neuen alten Dreierketter deutlich stabiler, und auch nach vorne floss plötzlich eine neue Energie. So konnten sich die Gastgeber nach 24 Minuten erneut belohnen. Nach einem Foul an Hollerbach gab es den zweiten Strafstoß des Spiels. Diesmal war es Robert Skov, der den Ball unhaltbar ins untere Eck peitschte.

Nach der Pause musste Union vor allem kämpfen. Gerade in der Schlussphase wurde die zuletzt so wackelige Abwehr enorm unter Druck gesetzt, als die Mainzer auf den erneuten Ausgleich drängten. Doch Union überstand auch die letzten Mainzer Angriffsversuche. Und am Ende feierte auch Baumgart ausgelassen: mit zwei geballten Fäusten Richtung Haupttribüne.

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