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250 Besucher im Flamingo Park erlaubt: Erstes Bundesligaspiel mit Zuschauern in Berlin seit März
Die Baseballer der Flamingos weihen ihr Flutlicht ein – und wollen gegen die Untouchables Paderborn besser mithalten als in den ersten vier Saisonspielen.
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Sie sind bereit, schon seit Monaten. Seitdem harren sie aus, bei größter Hitze ebenso wie bei Unwettern. Nichts bringt sie ins Wanken. Die acht jeweils 20 Meter hohen Masten stehen einfach da und warten auf ihren ersten großen Einsatz.
An diesem Samstag ist es soweit: Das Flutlicht wird angeknipst beim Heimspiel der Berlin Flamingos in der Baseball-Bundesliga gegen die Untouchables Paderborn, Spielbeginn ist um 18 Uhr (Dieses und das zweite Heimspiel gegen Paderborn am Sonntag um 12 Uhr werden live bei sportdeutschland.tv gezeigt).
Ein sogenanntes Night Game in der Bundesliga, also unter Flutlicht, ist nicht nur für Berlin eine Premiere, „das gab es bisher im ganzen Osten Deutschlands nicht“, sagt Markus B. Jaeger, Vereinssprecher der Flamingos.
Mehrere Testläufe hat das fast eine halbe Million Euro teure Prunkstück der Anlage in der Königshorster Straße im Märkischen Viertel kürzlich bereits bestanden, bei Heimspielen der dritten Mannschaft in der Bezirksliga. Die vom Verein bei Facebook hochgeladenen Bilder mit dem hell leuchtenden Flutlicht und dem Abendhimmel im Hintergrund fanden einige begeisterte Reaktionen in den Kommentaren.
Nicht nur das neue Licht macht die Saison-Heimpremiere des Aufsteigers zu einem besonderen Spiel. Erstmals seit Beginn der Coronavirus-Pandemie wird ein Berliner Bundesligist ein Heimspiel vor Zuschauern austragen. Zuletzt war das am 8. März der Fall, als unter anderem die Eisbären in der DEL gegen die Fischtown Pinguins und die Füchse-Handballer gegen die SG Flensburg-Handewitt spielten. Vor mehr als 14.000 beziehungsweise 9000 Zuschauern.
Im Mai und Juni trugen Hertha BSC und der 1. FC Union in der Fußball-Bundesliga Geisterspiele aus, Alba Berlin wurde bei einem Turnier in München deutscher Basketball-Meister, die meisten anderen Ligen pausieren noch.
Nun dürfen Sportveranstaltungen in Berlin wieder besucht werden.
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„Die Zuschauerzahl ist bedingt durch die Örtlichkeit und die Abstandsregel limitiert auf 250 Personen“, heißt es in einer Mitteilung der Flamingos. „Wir hoffen auf ein schönes, wenn auch eingeschränktes Fest“, sagt Vereinssprecher Jaeger mit Blick auf notwendige Maßnahmen: etwa Desinfektionsmittel am Eingang und das Ausfüllen von Adresslisten. Das Angebot an Speisen wird aber doch größer sein als zunächst geplant. Es gibt unter anderem Burger und Bratwürste.
Auch die Jugendmannschaften spielen wieder
Eigentlich hatte die Saison bereits im Frühjahr beginnen sollen, der Termin musste immer weiter nach hinten geschoben werden. Letztlich waren aber alle 16 Erstligisten dafür, zu spielen. Vor zwei Wochen ging die verkürzte Runde los. Auch die Jugendmannschaften der Flamingos sind wieder im Einsatz. „Wir sind sehr froh und dankbar“, sagt Jaeger, „ein ganzes Jahr ohne Ligabetrieb wäre heftig gewesen.“

© imago/Matthias Koch
Die Flamingos hatten sich für die Saison einiges vorgenommen, wollten als Neuling gleich die Play-offs anpeilen. Doch bereits zu Anfang lief die Vorbereitung nicht nach Plan: Die Trainingshalle war plötzlich gesperrt, im Ausweichquartier durften keine Bälle geschlagen werden. Mit Beginn der Coronakrise schickte der Klub dann Trainer Don Freeman zurück in die USA, die beiden Leistungsträger Byron Mills und Kade Kryzsko blieben gleich dort.
Als klar war, dass die Saison zwar ausgetragen wird, es aber keine Absteiger gibt, entschied der Verein, in dieser Spielzeit ganz auf das Trio zu verzichten. So agieren die Flamingos mit einem sehr unerfahrenen und nicht eingespielten Team, während Vereine mit viel Bundesligaerfahrung oft auf eine Mannschaft setzen, deren Akteure größtenteils schon lange gemeinsam spielen.
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Folglich gab es bisher ausschließlich Niederlagen. Davon war angesichts der Stärke der Gegner auszugehen, „dass es aber so krass wird, hätte ich nicht erwartet“, sagt Jaeger. In Zahlen: 0:15 und 1:18 bei den Bonn Capitals, 3:10 und 1:11 bei den Dohren Wild Farmers. Besonders den 17 oder 18 Jahre alten Talenten, die ursprünglich für die zweite Mannschaft vorgesehen waren, sei die Nervosität laut Jaeger anzumerken gewesen.
In allen Partien kam wegen der großen Unterlegenheit die Mercy Rule (Gnadenregel) zum Einsatz, sie endeten vorzeitig. Aber in Dohren spielte die Mannschaft bereits etwas besser als zum Auftakt in Bonn. Darum geht es vor allem in dieser Saison: Erfahrungen sammeln, sich an das Niveau gewöhnen, das beste aus der schwierigen Situation machen – und im kommenden Jahr dann mit kompletter Mannschaft richtig angreifen.
Gegner Paderborn war schon sechs Mal Meister
Aber natürlich wollen die Flamingos nicht Woche für Woche untergehen. Und es kommen noch Kontrahenten, die sich in der Tabelle ebenfalls eher hinten einreihen. Der jetzige Gegner gehört definitiv nicht dazu. Paderborn war sechs Mal Deutscher Meister, im Sportinternat der Stadt gibt es eine eigene Baseballabteilung.
„Auch wenn die Berliner bislang nicht unbedingt mit Leistung geglänzt haben, sind sie eine gut besetzte Mannschaft. Wir dürfen die nicht auf die leichte Schulter nehmen“, sagt Paderborns Trainer Jendrick Speer zwar im „Westfalen-Blatt“.
Die Rollen sind jedoch auch diesmal klar verteilt. Jaeger hofft, dass die Spiele über die volle Distanz gehen. Ohne Gnadenregel. Damit das Flutlicht im Flamingo Park am Samstag lange leuchten kann.
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