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Sport: Es ist genug gewurstelt Die Bayern wollen jetzt wieder angreifen

Im Fußball liegt die Wahrheit bekanntlich im Terminkalender, und so wurde auf den Internetseiten des FC Bayern München wieder einmal eine „Woche der Wahrheit“ ausgerufen. Ein Erfolg über die Hertha soll der erste von drei Schritten zur Beendigung des Herumwurstelns werden.

Im Fußball liegt die Wahrheit bekanntlich im Terminkalender, und so wurde auf den Internetseiten des FC Bayern München wieder einmal eine „Woche der Wahrheit“ ausgerufen. Ein Erfolg über die Hertha soll der erste von drei Schritten zur Beendigung des Herumwurstelns werden. „Wir haben die Chance, wieder in die Erfolgsspur einzubiegen“, sagte Trainer Ottmar Hitzfeld. „Und die wollen wir eigentlich auch nutzen.“ Eigentlich. Denn, das ist das relativ Ungewohnte dieser Saison, es bleibt nach dem gefühlten Sieg in Madrid (2:3) und dem tatsächlichen gegen Wolfsburg vorläufig der Verdacht auf Besserung. In acht Tagen, nach den Spielen heute, am Mittwoch gegen Real und nächsten Sonntag gegen Werder Bremen, wird er ausgeräumt sein. Oder eben nicht.

So ist bei den Verantwortlichen eine gewisse Anspannung zu spüren, die von den Spielern in Aggressivität gewendet werden soll. Mit dem gegen Wolfsburg eingewechselten Roy Makaay, der in Berlin wohl von Beginn an auflaufen wird, da neben Owen Hargreaves auch die Stürmer Claudio Pizarro und Roque Santa Cruz angeschlagen sind, war Hitzfeld zuletzt unzufrieden. „Da muss es brennen“, sagte er, „und das habe ich nicht gesehen.“ Es ist Mark van Bommel, den der Trainer als Vertreter der geforderten Angriffslust benennt. In einem Anflug von kulturellem Starrsinn bewies er diese auch selbst, als er die Uefa-Strafe von einem Spiel Sperre auf Bewährung für van Bommel kommentierte. Der hatte in Madrid eine in Spanien als Obszönität verstandene Geste ausgeführt. „Boris Becker hat das auch oft gemacht“, sagte Hitzfeld, „und was das in Spanien bedeutet, interessiert uns nicht.“

Als Vordenker der Kampfeslust etablierte sich abseits des Platzes zuletzt vor allem wieder Manager Uli Hoeneß. Sein zweites Opfer nach Victoria Beckham, die er als „Tod des Fußballs“ bezeichnet hatte, wurde eine Zeitung, die berichtet hatte, die Bayern hätten 33 Millionen Euro für den argentinischen Mittelfeldspieler José Ernesto Sosa ausgegeben – was die Kosten um etwa 18 Millionen übersteigt. Dieser Mist, sagte Hoeneß, gehe ihm auf den Keks, wobei er statt „Keks“ und „Mist“ Begriffe aus der Populär-Urologie benutzte. „33 Millionen für einen 21-Jährigen, wir sind doch nicht geisteskrank.“ Das wiederum kann man als Seitenhieb auf Real Madrid werten. Die Spanier hatten in der Winterpause den 20-jährigen Fernando Gago verpflichtet. Für eine Summe, die inklusive Gehalt der von Hoeneß definierten Form von Geisteskrankheit zumindest einigermaßen nahe kommt.

Klaus Raab[München]

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