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Es ist zum Heulen: Hertha BSC verspielt beim 3:3 in Fürth einen fast sicheren Sieg
Nach einem dominanten Beginn lassen sich die Berliner eine 2:0- und 3:2-Führung noch entreißen. Am Ende muss sich Hertha gegen Greuther Fürth mit einem Punkt zufriedengeben.
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Heiko Vogel hat nach seinem Debüt als Trainer der Spielvereinigung Greuther Fürth vor einer Woche auf ein Bild zurückgegriffen, das bereits vor einigen Jahrzehnten von Christoph Daum in den Fußball eingeführt worden ist. Das Bild des Staubsaugervertreters, der etliche Male vergeblich an fremden Türen klingelt – und trotzdem immer weitermacht. So, wie es auch ein guter Stürmer nach einer vergebenen Chance tun sollte.
Fabian Reese hat sich das offenbar zu Herzen genommen – dummerweise im Spiel gegen Heiko Vogel und seine Fürther. Für den Kapitän von Hertha BSC war es am Freitagabend Mitte der ersten Hälfte im Duell mit seinem Ex-Klub endlich so weit. Reese feierte sein erstes Saisontor aus dem Spiel heraus, wunderbar eingeleitet durch einen Pass von Michael Cuisance und perfekt abgeschlossen nach einem überragenden Lauf in die Tiefe.
Die Fürther standen schon im Mittelkreis, um wieder anzustoßen, als der Schiedsrichter ein Rechteck in die Luft malte. Das Tor zählte nicht, weil nach Cuisance noch Kennet Eichhorn mit dem Kopf am Ball gewesen war und Reese dadurch ins Abseits gestellt hatte. Aber der Staubsaugervertreter aus Berlin, dem schon im Spiel gegen Münster ein traumhafter Treffer aberkannt worden war, klingelte gleich an der nächsten Haustür.
Nur sieben Minuten später traf Reese doch noch zum 1:0, aus ähnlicher Position und erneut nach einem feinen Zuspiel von Cuisance. Diesmal zählte das Tor, das angesichts der Dominanz des Berliner Fußball-Zweitligisten fast schon überfällig war.
Sehr bitter, dass wir hier zwei Punkte verschenken.
Herthas Kapitän Fabian Reese
Reese hatte Tränen in den Augen, nachdem er so lange hatte warten müssen. Am Ende aber war den Berlinern aus anderen Gründen zum Heulen zumute. Gegen den Drittletzten der Zweiten Liga, der lange Zeit nicht satisfaktionsfähig schien, musste sich Hertha nach einem in der zweiten Hälfte wilden Spiel mit einem 3:3 (1:2)-Unentschieden zufriedengeben.
„Sehr bitter, dass wir hier zwei Punkte verschenken“, sagte Fabian Reese nach dem Spiel in Interview bei Sky. Eine 2:0- und eine 3:2-Führung hatten seiner Mannschaft nicht zum Sieg gereicht.
Nach vier personellen Wechseln vor dem Spiel gegen Magdeburg machte Trainer Stefan Leitl gegen Fürth quasi die Rolle rückwärts. Toni Leistner, Marton Dardai, Kennet Eichhorn und Luca Schuler kehrten in die Startelf zurück. Dafür mussten Niklas Kolbe, Deyovaisio Zeefuik, Diego Demme und Dawid Kownacki auf die Bank.
Die Berliner zeigten zunächst die passende Reaktion auf die 0:2-Niederlage vom vergangenen Wochenende gegen den Tabellenletzten Magdeburg. Die Gäste traten auffallend dominant auf, ließen die Fürther kaum einmal aus deren Hälfte entwischen. Die Hausherren waren in dieser Phase des Spiels nur bedingt satisfaktionsfähig.
Cuiscance hätte schon nach zehn Minuten die Führung erzielen können. Nachdem er im ersten Versuch am Ball vorbeigetreten hatte, überlupfte er Torhüter Timo Schlieck im zweiten, doch Maximilian Tietz rettete auf der Linie per Kopf.
Hertha hatte lange alles unter Kontrolle
Bis Mitte der ersten Hälfte schafften es die offensiv harmlosen Hausherren zumindest ihr Tor zu verteidigen. Nur 137 Sekunden nach dem 0:1 aber kassierten sie schon den nächsten Gegentreffer. Nach einem Freistoß von Cuisance kam Schuler im Fürther Strafraum nahezu unbedrängt zum Abschluss.
Hertha hatte alles unter Kontrolle und kassierte kurz vor der Pause nahezu aus dem Nichts doch noch den Anschlusstreffer. Fürths Kapitän Branimir Hrgota leitete das Tor mit einem Pass aus dem Mittelfeld ein, spurtete in Herthas Strafraum und schloss zum 1:2 ab. Es war der erste Schuss aufs Tor von Tjark Ernst.
Hertha war in der Defensive zu schlampig
„Für mich ist Hrgota immer noch immer einer der besten Spieler der Zweiten Liga“, sagte Herthas Trainer Leitl. „Den haben wir heute nicht unter Kontrolle bekommen.“ Der Schwede war mit dafür verantwortlich, dass es nach der Pause für die Berliner noch ärger kam. Hrgota konnte von der linken Seite unbedrängt flanken, weil die Zuordnung in Herthas Defensive nicht passte. In der Mitte vollendete Felix Klaus zum 2:2.
„Wir haben nicht mehr dieses dominante Spiel hinbekommen, das wir in der ersten Halbzeit gezeigt haben“, sagte Reese. Trotzdem hatte Hertha noch eine Antwort auf den Ausgleich der Fürther parat, eine ziemlich schlagfertige sogar. Nur vier Minuten nach dem 2:2 erzielte Luca Schuler nach Vorarbeit von Michal Karbownik sein zweites Tor des Abends. „Das muss reichen“, sagte Reese.
Tat es aber nicht. Denn die Berliner ließen das Momentum ein weiteres Mal entwischen, weil sie an diesem Abend in der Defensive ungewohnt schlampig waren – und weil die Fürther auch nach dem nächsten Rückstand nicht aufsteckten.
Nach einem Fehlpass des Ex-Fürthers Paul Seguin im Spielaufbau vollendete der gerade erst eingewechselte Dennis Srbeny zehn Minuten vor Schluss zum 3:3-Endstand. Kurz darauf verhinderte Tjark Ernst mit einer grandiosen Fußbabwehr sogar den Führungstreffer für den Abstiegskandidaten und eine mögliche Niederlage für Hertha.
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