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Benedict Hollerbach (links, gegen Piero Hincapie) ist Unions Topscorer.

© imago/Uwe Koch

„Es macht viel mehr Spaß als letztes Jahr“: Unions Lichtblick heißt Benedict Hollerbach

Der 1. FC Union Berlin wartet seit sechs Spielen auf einen Sieg und ist offensiv zu harmlos. Wenn Gefahr entsteht, ist wie gegen Bayer Leverkusen meist Benedict Hollerbach beteiligt.

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Benedict Hollerbach war hin- und hergerissen – und stand damit stellvertretend für seine Mannschaft. Der 1. FC Union Berlin hatte gegen Bayer Leverkusen endlich wieder ein Tor geschossen, nicht viel zugelassen und im Gegensatz zur Niederlage in Wolfsburg vor einer Woche „unser Gesicht gezeigt“, wie Hollerbach sagte.

Am Ende stand jedoch ein 1:2 gegen den Meister zu Buche. Achtbar, aber erfolglos.

Die Berliner sind nun seit sechs Pflichtspielen sieglos und haben einen großen Teil ihres Polsters aus dem guten Saisonstart verbraucht. Union steht nach zwölf Spieltagen auf Rang elf.

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„Es ist der Klassiker in der Bundesliga: Das Feld ist sehr gesplittet, was die Qualität anbelangt“, sagte Hollerbach. Die ersten fünf Mannschaften seien deutlich besser als der Rest und wenn einige dieser Topgegner aufeinander folgen, „kann es schon mal sein, dass du längere Phasen hast, in denen du wenig punktest“. Am kommenden Freitag geht es im Auswärtsspiel beim VfB Stuttgart gegen den nächsten Champions-League-Teilnehmer.

Er ist mutig genug, viele Eins-gegen-eins-Situationen zu lösen.

Christopher Trimmel über Benedict Hollerbach

Es gibt also durchaus Gründe, die nachdenklich stimmen. Die Berliner betonten am Samstag aber vor allem die positiven Aspekte – und der größte Hoffnungsschimmer heißt in dieser schwierigen Phase Benedict Hollerbach.

Hollerbach war an fünf Toren direkt beteiligt

Der Stürmer hatte am 27. Oktober beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt das letzte Tor vor der einmonatigen Durststrecke erzielt. Gegen Leverkusen traf er zwar nicht selbst, der zwischenzeitliche Ausgleich durch Woo-yeong Jeong war aber vor allem sein Verdienst.

Mit seiner Antrittsschnelligkeit ließ er im Mittelfeld mehrere Gegenspieler stehen und flankte dann punktgenau in die Mitte. „Ich hatte den Ball vor mir, das Gesicht Richtung Tor – das sind die Situationen, die ich mag“, sagte Hollerbach.

Mit zwei Toren und drei Vorlagen ist der 23 Jahre alte Bayer wettbewerbsübergreifend Unions gefährlichster Offensivspieler. Die Konstanz fehlt ihm noch, doch mit seinen Dribblings und der Geschwindigkeit verleiht er dem sonst sehr ausrechenbaren Berliner Angriff ein überraschendes Element.

Oder wie es Christopher Trimmel ausdrückte: „Er ist mutig genug, viele Eins-gegen-eins-Situationen zu lösen und dreht fast nur nach vorne auf. Das braucht man speziell gegen solche Gegner.“

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Spiele wartet Union schon auf einen Sieg

Hollerbach hat einige Zeit gebraucht, um bei Union und in der Bundesliga Fuß zu fassen. Im Sommer 2023 kam er mit der Empfehlung von 17 Toren aus der Dritten Liga zu einem Champions-League-Teilnehmer. Unter Urs Fischer wurde er kaum eingesetzt, erst unter Nenad Bjelica erarbeitete er sich eine größere Rolle.

Bei Bo Svensson ist er eigentlich gesetzt und als ihn der Däne in Wolfsburg anfangs auf die Bank setzte, lief bei Union nach vorne noch weniger als zuvor. „Es macht viel mehr Spaß als letztes Jahr“, sagte Hollerbach nicht nur wegen seiner deutlich gestiegenen Einsatzzeiten. In der vergangenen Saison habe man eine große Verunsicherung gespürt, die Mannschaft habe ängstlich gespielt. „Jetzt macht es total Spaß und meine Mitspieler setzen mich mehr ein, weil sie mir mehr vertrauen.“

Dass Union dennoch erst zehn Tore erzielt hat – keine Mannschaft hat weniger – ist die große Baustelle dieser Saison. Ob mit Jordan als echtem Neuner oder mehreren schnellen Offensivspielern wie gegen Leverkusen, in der gegnerischen Hälfte tun sich die Berliner enorm schwer. Es fehlt nicht nur ein Knipser, es fehlt oft schon die Präzision, um überhaupt gefährlich in den Strafraum zu kommen.

„Ich finde, dass wir gute Ansätze haben“, sagte Hollerbach. Oft fehle den Aktionen aber die nötige Geradlinigkeit, „der Wille, direkt aufs Tor zu gehen und ein bisschen unverschnörkelter zu sein“. Auch Hollerbach verheddert sich immer mal wieder mit Einzelaktionen in den gegnerischen Abwehrbeinen, doch sein Spiel ist mittlerweile klarer geworden. „Er ist noch nicht so lange in der Bundesliga und seine Entwicklung geht nach oben“, sagte Trimmel. „Er wird uns noch viel Spaß bereiten.“

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