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Im Pokalhalbfinale unterlagen Tim Walter und der HSV.

© Imago/Matthias Koch

Schade, HSV!: Es war einmal ein großer Klub

Das Pokalfinale verpasst, der Aufstieg in weiter Ferne: Die Realität für den Hamburger SV ist und bleibt trist. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Jörg Leopold

Es war einmal der große HSV! Meister, Pokalsieger, Europapokalsieger, Gründungsmitglied der Bundesliga und 55 Jahre lang deren unabsteigbarer Dino. Wie gesagt: es war einmal.

Am Dienstagabend ließ sich die besondere Hamburger Fußball-Historie zumindest erahnen. Das Volksparkstadion war randvoll, das Spiel ein Kick von nationaler Tragweite. Doch dann stolpert sich der HSV schon in den ersten 35 Minuten aus dem DFB-Pokal. Schade eigentlich!

Besonders bitter: Das war es schon wieder mit der Herrlichkeit. Denn dem Hamburger SV droht eine weitere Saison Zweitliga-Tristesse, es wäre dann schon die fünfte in Folge. Unabsteigbar war einmal, inzwischen ist der HSV offenbar unaufsteigbar.

Wie die Mannschaft Frühjahr für Frühjahr den Aufstieg verspielt – das hat in seiner ewigen Wiederholung beinahe etwas vom „Dinner for One“. Nur ohne lustig.

Und so taugt der Hamburger SV inzwischen vor allem als Mahnung für all jene traditionsreichen Klubs, die immer noch glauben, schon qua Definition zu den Großen zu zählen, dafür aber nichts mehr tun zu müssen. Wenn es dann bergab geht, wirken sie unbeholfen und überfordert.

Die Hamburger gehören zum Inventar der Zweiten Liga

Dann werden einfach weiter finanzielle und personelle Ressourcen verbrannt, ohne dass sich grundlegend etwas ändert. Beim HSV kam lange ein gesundes Maß an Selbstüberschätzung hinzu, der Abstieg galt anfangs eher als Betriebsunfall, denn als zwangsläufige Folge jahrelangen Missmanagements.

Doch die Realität ist eine andere: In der kommenden Saison wird es wohl nur noch eine Handvoll Klubs geben, die ähnlich lange wie der HSV am Stück zweitklassig sind. Längst gehören die Hamburger zum Inventar der Zweiten Liga, so schwer sie sich mit dieser Wahrheit auch tun.

Daran hätte auch ein Einzug ins Pokalfinale nichts geändert. Und so schade es auch ist, dass der HSV nicht nach Berlin fährt: es lässt sich viel leichter verschmerzen als der erneut verpasste Aufstieg.

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