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Spott und noch mehr Hass. Celtic und Rangers verbindet mehr als Fußball.

© imago sportfotodienst

Old Firm: Celtic Glasgow vs. Glasgow Rangers: Explosiver Hass

Erstmals seit 2011 trifft Celtic Glasgow an diesem Sonntag auf die mittlerweile unterklassigen Glasgow Rangers – und das Derby ist immer noch brisant.

Großbritanniens größte Pub-Kette Wetherspoons hätte am heutigen Sonntag Riesengewinne machen können. Denn am Sonntag kehrt mit dem „Old-Firm“-Derby eine der emotionalsten und wichtigsten Fußballrivalitäten Europas zurück. Zum ersten Mal seit fast drei Jahren spielen die Glasgower Vereine Rangers und Celtic in einem Pflichtspiel gegeneinander. Ganz Schottland wird zuschauen. Wetherspoons hat sich aber entschieden, das Spiel in seinen Glasgower Filialen nicht zu zeigen. Die Gefahr der Gewalt sei zu groß, teilte die Kette mit. Lieber verzichtet das Unternehmen auf hunderte von möglichen Kunden, die keine Tickets für das Spiel bekommen haben.

Dass es am Wochenende zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Rangers- und Celtic-Fans kommen wird, ist so gut wie unvermeidlich. Bei der Rivalität zwischen den zwei Klubs geht es schließlich nicht nur um Fußball. Es geht auch um Religion: Celtic war traditionell der Verein der Katholiken, Rangers jener der Protestanten. Es geht auch um Politik: Celtic, Trikotfarbe Grün-Weiß, hat starke Verbindungen zu Irland, die rot-weiß-blauen Rangers zum Vereinigten Königreich. Eigentlich haben diese alte Streitigkeiten für viele Fans längst an Relevanz verloren. Der Hass ist aber geblieben. 2011 gab es beim Derby 257 Festnahmen und damit einen neuen Rekord. Der Daseinszweck beider Klubs war immer vor allem, den anderen zu hassen.

2012 gingen die Rangers aber Pleite und mussten in der vierten schottischen Liga neu anfangen. Das größte Ereignis des schottischen Fußballs, das wegen der relativ kleinen Liga immer mindestens viermal im Jahr stattfand, war plötzlich verschwunden. Im Halbfinale des schottischen Ligapokals werden sich die zwei Klubs am Sonntag nun endlich wieder begegnen. Das lange Warten auf das Derby könnte heftige Folgen haben. „Früher waren die vier Derbyspiele für die Fans eine gute Chance, nach der Arbeitswoche ein bisschen auszutoben“, sagt der schottische Journalist Ross Dunbar, „jetzt gibt es aber seit mehreren Jahren latenten Hass, der am Sonntag explodieren könnte.“

Fans von Celtic Glasgow: "Das Old Firm ist gestorben, weil die Glasgow Rangers gestorben sind"

Einige Fans haben die Chance bereits genutzt, um diesen Hass neu zu entfachen. Celtic-Anhänger veröffentlichte vor kurzem eine provokante Anzeige in der Zeitung „Sunday Herald“. Die Anzeige erklärte, dass Celtic die „alten Rangers“ und damit Old Firm für gestorben halte. Und dass es „keine Geschichte zwischen Celtic und diesem neuen Klub aus den unteren Ligen“ gebe. Ein Witz? Eine Kampfansage? Jedenfalls eine teure Provokation. Die ganzseitige Anzeige in der Zeitung kostete 4000 Euro.

Für Rangers-Fans ist das Spiel eher eine Chance, sich endlich wieder mit dem echten Fußball zu befassen. Es läuft immer noch vieles falsch bei dem Klub – obwohl der Verein jetzt auf Kurs ist, in dieser Saison endlich wieder in die erste Liga Schottlands aufzusteigen. An der Vereinsspitze gibt es einen Machtkampf zwischen alten Funktionären und dem neuen Investor Mike Ashley. Ashley ist eine der größten Hassfiguren des britischen Sports. Er ist Chef von Großbritanniens größten Sportausrüstungsgeschäft. 2007 kaufte der Milliardär den englischen Erstligisten Newcastle United. Seitdem ärgern sich die Newcastle-Fans, dass Ashleys Geld nicht für sportlichen Erfolg benutzt wird – sondern der Verein umgekehrt nur als Melkkuh für sein Geschäftsimperium.

Jetzt will Ashley angeblich die Rangers retten. Das Ibrox-Stadion soll als Sicherheit gegen ein Darlehen von zehn Millionen Pfund benutzt werden, der Klub langsam völlig unter Ashleys Kontrolle kommen. Die Rangers-Fans, die in den letzten Jahren einen peinlichen fußballerischen Absturz erleben mussten, befürchten, dass ihr Klub jetzt wie Newcastle seine Seele verliert. Vor zwei Wochen protestierten hunderte von ihnen gegen Ashley vor dem Ibrox-Stadion. „Wir werden ihn bis zum bitteren Ende bekämpfen“, sagte einer von ihnen dem „Daily Mirror“. Und Journalist Ross Dunbar ist überzeugt: „Du wirst keinen einzigen Rangers-Fan finden, der Ashley nicht hasst.“

Ihren Milliardär hassen die Rangers-Anhänger sogar mehr als den Stadtrivalen Celtic. Das heutige Spiel ist für sie wie nie zuvor eine Möglichkeit, ihre Wut und ihren Schmerz herauszulassen.

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