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FC Bayern stolpert nach 16 Siegen in Folge: Eine bittersüße Sensation für den 1. FC Union Berlin
Der 1. FC Union Berlin liefert dem FC Bayern im Stadion An der Alten Försterei einen großen Kampf. Bis in die Nachspielzeit sieht es sogar nach einem Sieg aus, doch dann kommt Harry Kane.
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Für ein 2:2 gegen den FC Bayern München hätten die Spieler des 1. FC Union Berlin im Vorfeld sicher unterschrieben, doch am Samstagnachmittag fühlte sich das Ergebnis kurz wie eine Niederlage an. Nach einem Doppelpack von Danilho Doekhi hatten die Köpenicker bis in die Nachspielzeit geführt, doch dann schlug Tormaschine Harry Kane zu. Mehrere Berliner Spieler sanken zu Boden und durch das Stadion ging ein enttäuschtes Stöhnen.
Union war dem Sieg so nah, doch auch das 2:2 (1:0) vor 22.012 Zuschauenden im Stadion An der Alten Försterei war ein großer Erfolg. Was dem FC Chelsea, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Paris St. Germain nicht gelungen war, schaffte Union. Nach 16 Siegen aus 16 Spielen gingen die Münchner zum ersten Mal in dieser Saison nicht als Sieger vom Platz.
„Wenn du bis in die letzte Minute mit 2:1 gegen Bayern vorne liegst, willst du auch die drei Punkte holen. Deshalb ist da ein bisschen Enttäuschung“, sagte Doekhi. „Aber wir können auch stolz sein, weil wir eine gute Leistung gezeigt haben.“
Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der alles richtig gemacht hat.
Bayern-Trainer Vincent Kompany
Das unterstrichen auch die Reaktionen der Münchner. Ärger über den ersten Punktverlust der Saison war kaum zu spüren, eher Erleichterung über den späten Ausgleich. Zumal der FC Bayern seinen Vorsprung in der Tabelle durch die Niederlage von Rasenballsport Leipzig sogar noch ausbauen konnte. „Die Serie war außen ein großes Thema“, sagte Sportdirektor Christoph Freund. Die Mannschaft fahre trotz des 2:2 mit einem guten Gefühl nach Hause. „Wenn du in der Nachspielzeit noch ein Tor schießt, ist es ein gewonnener Punkt“, sagte der Österreicher.
Auch Vincent Kompany ging nicht allzu kritisch mit seiner Mannschaft ins Gericht. Die erste halbe Stunde sei nicht gut gewesen, danach sei es ein typisches Spiel gegen Union gewesen. Er habe seit drei Tagen davor gewarnt und sei von der unangenehmen Spielweise der Berliner keineswegs überrascht gewesen. „Wir haben gegen einen Gegner gespielt, der alles richtig gemacht hat“, sagte Bayerns Trainer.
Anders als vor einer Woche gegen Leverkusen, als der Belgier mit Harry Kane, Michael Olise und Luis Diaz seine drei torgefährlichsten Spieler geschont hatte, verzichtete er am Samstag auf große Rotation. Die Berliner mussten hingegen mit dem erkrankten Andrej Ilic auf ihren wichtigsten Stürmer verzichten.
Union liegt die Rolle als Underdog
Personell standen die Münchner weitgehend mit ihrer Idealformation auf dem Platz, diese war im Vergleich zum berauschenden Auftritt am Dienstag bei Champions-League-Sieger Paris St. Germain aber kaum wiederzuerkennen. Dem Pressing fehlte die letzte Entschlossenheit, die Spieler wirkten uninspiriert und anfangs nicht in der Stimmung für den Kampf, den ihnen Union aufzwang.
Die Berliner unterstrichen mal wieder, wie sehr ihnen die Rolle als Underdog liegt. Baumgart entledigte sich schon nach wenigen Minuten seiner Jacke und ähnlich heißblütig gingen auch seine Spieler zur Sache. Union verteidigte diszipliniert und war gut eingestellt auf die beweglichen Münchner, bei denen sich Kane auch mal ins zentrale Mittelfeld oder nach links hinten zurückfallen ließ.
Das Publikum feierte jeden gewonnen Zweikampf und durfte nach einer kurzen Phase des Abtastens auch erstaunlich viele Offensivaktionen bejubeln. Nach Ballgewinnen spielte Union schnell in die Tiefe und fand dabei große Lücken. Mit der der dritten Strafraumszene in ebenso vielen Minuten gingen die Gastgeber dann in Führung – so zumindest der erste Eindruck.
Einfach Weltklasse.
Steffen Baumgart über das 1:1 durch Luis Diaz
Nach einer Ecke von Janik Haberer und Kopfballflipper über Diogo Leite und Leopold Querfeld überwand Ilyas Ansah Manuel Neuer. Doch das Geschenk zu seinem 21. Geburtstag musste er nach Intervention des Videoassistenten, der eine hauchzarte Abseitsstellung erkannt hatte, zurückgeben.
Bayern wirkt über weite Strecken lethargisch
Doch auch dieser kurze Schreckmoment erweckte die Münchner nicht aus ihrer Lethargie. Selbst Kane leistete sich nach einem Flugball über die Abwehr von Joshua Kimmich eine seltene Schwäche bei der Ballmitnahme und machte so eine gute Chance zunichte.
Union war weiter griffiger und belohnte sich in der 27. Minute – natürlich wieder nach einem Eckball. Die flache Hereingabe von Janik Haberer schoss Danilho Doekhi scharf, aber unplatziert in Richtung Manuel Neuer und dem langjährigen Nationaltorwart flutschte der Ball durch die Finger. „Ich sehe den Ball nicht so gut und versuche, ihn festzuhalten. Das war die falsche Entscheidung“, sagte Neuer.
Eine Überraschung lag in der Luft, doch dann zeigten die Münchner wie aus dem Nichts, über was für herausragende Fähigkeiten sie verfügen. Ein Doppelpass mit Luis Diaz geriet Josip Stanisic eigentlich etwas zu lang, das störte den Kolumbianer aber nur unwesentlich. Mit einer Grätsche rettet er den Ball vor der Torauslinie und sprang derart schnell wieder auf, dass Haberer gedanklich nicht mehr hinterherkam. Aus spitzem Winkel schoss Diaz sehenswert in die lange Ecke. „Einfach Weltklasse“, sagte Baumgart.
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Mit dem Traumtor kamen die Münchner endlich an im Spiel und wären beinahe noch mit einer Führung in die Halbzeit gegangen. Diaz geriet nach perfekter Vorarbeit von Kane aber freistehend vor Frederik Rönnow ins Stolpern und schoss vorbei. Bayerns englischer Torjäger traf in der Nachspielzeit aus Abseitsposition.

© REUTERS/ANNEGRET HILSE
Die Pause tat Union sichtlich gut und nach dem Seitenwechsel stand die Defensive wieder deutlich kompakter. Der Tabellenführer hatte zwar viel Ballbesitz, fand aber kaum Lücken und versuchte es zu häufig mit Flanken. Ein Rezept, mit dem die Berliner kaum zu bezwingen sind. Es dauerte bis zur 60. Minute, ehe Michael Olise die erste Chance der zweiten Hälfte hatte; Rönnow parierte im kurzen Eck stark.
Union war die zunehmende Müdigkeit langsam anzusehen und daran änderten auch die Einwechslungen von Alex Kral, Josip Juranovic, Tim Skarke und Woo-yeong Jeong nichts. Die Berliner Fans peitschten ihr Team mit „Eisern Union“-Rufen weiter an und das hielt nicht nur das 1:1, sondern schlug nach einem Standard sogar noch mal zu.
Mit seinem zweiten Doppelpack in dieser Saison brachte Doekhi, im Hauptberuf Innenverteidiger, Union in Führung. „Momentan kommen die Bälle einfach zu mir, ich musste ihn nur reinmachen“, sagte Doekhi. Es sah nach dem ersten Sieg gegen die Bayern aus, das Stadion brodelte, doch Kane versetzte der Köpenicker Party einen Dämpfer. In der Nachspielzeit erzielte er das 2:2.
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