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Feuertaufe für Dänemarks Superstar: Christian Eriksen steckt mit dem VfL Wolfsburg im Abstiegskampf fest
Die Verpflichtung von Christian Eriksen galt im Sommer als Transfercoup. Doch bisher enttäuschen der Däne und sein Team. Am Samstag soll gegen den 1. FC Union die Wende gelingen.
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Es war ein Coup inmitten schwieriger Wochen. Den vergangenen Transfersommer hatte man nach wochenlangem Wirbel um Nick Woltemade und Florian Wirtz eigentlich schon als nationale Katastrophe abgeschrieben. Als der VfL Wolfsburg dann am 10. September völlig überraschend die Verpflichtung von Christian Eriksen verkündete, war das wie eine Erlösung. Die Bundesliga, so hieß es plötzlich, könne doch noch internationale Stars anziehen.
Nur: die großen Thesen eines Transfersommers altern oft sehr schlecht. Und während der FC Bayern nun doch etwas besser dasteht als Liverpool oder Newcastle, wähnt sich Eriksen wohl im falschen Film. Vor dem Spiel gegen den 1. FC Union Berlin am Sonnabend (15.30 Uhr, Sky) steckt Wolfsburg in einer Dauerkrise. Der dänische Superstar kämpft derweil nicht nur um seine Form, sondern auch um seinen Traum von einer vierten WM-Teilnahme.
Es war eine brutale Feuertaufe, die Eriksen in den vergangenen Monaten erleben musste. Von den elf Spielen seit seiner Ankunft hat der VfL nur eines gewinnen können – eine Serie, die Trainer Paul Simonis und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz ihre Jobs gekostet hat und die Mannschaft aktuell auf Platz 15 der Tabelle zurücklässt. Auch Eriksen selbst konnte den großen Hoffnungen bisher nicht gerecht werden.
Ich habe mehr zu geben.
Christian Eriksen
Nun muss man bei Eriksen immer ein großes Sternchen dazuschreiben. Nach seinem Herzstillstand bei der EM 2021 ist es ein Wunder, dass der Däne überhaupt noch Fußball spielt. Nach dem Ende seines Vertrags bei Manchester United war er von Juni bis September vereinslos, hat sowohl die Vorbereitung als auch die ersten Wochen der laufenden Saison komplett verpasst. Dass er sofort wie zu besten Zeiten aufblüht, war unwahrscheinlich.
Von einem gelungenen Wechsel kann aber bisher nicht die Rede sein, wie er selbst zuletzt auch zugab. „Persönlich hätte es besser laufen können. Ich habe mehr zu geben. Aber ich fühle mich fit und freue mich über alle Spiele, die ich bekommen habe“, sagte er in einem Interview mit dem dänischen Fußballportal Bold. „Ich war mit einigen Dingen zufrieden, aber das letzte Stück hat gefehlt. Das gilt für die ganze Mannschaft. Wir haben viel zu viele schlechte Minuten gespielt.“
Eriksen kämpft um seine WM-Chance
Dabei sollte es eigentlich das perfekte Match sein. Der VfL sollte einen Weltstar bekommen, Eriksen ein ruhiges Umfeld für die Wiederbelebung seiner Karriere. Im Sommer hatten auch andere, vielleicht spannendere Klubs wie der FC Wrexham mit seinen Hollywood-Eigentümern bei ihm angeklopft. Doch Eriksen wollte nicht zum Star einer Netflix-Serie werden und noch weniger in der zweiten Liga spielen. Also wählte er die edle Langeweile vom Mittellandkanal.
Dazu kam, dass Wolfsburg längst schon als dänische Fußball-Exklave gilt. Wie Eriksen nach seiner Ankunft erklärte, habe er vor dem Wechsel auch mit früheren dänischen VfL-Spielern wie Simon Kjaer gesprochen. Im aktuellen Kader gibt es neben ihm fünf weitere Dänen, dazu noch den Geschäftsführer Peter Christiansen. So kurz vor einer möglichen WM-Teilnahme war es sicherlich keine schlechte Idee, sich mit Landsmännern und Nationalmannschaftskollegen zu umgeben.
Zwar betonte Eriksen zuletzt, dass die WM nicht sein Fokus sei. Gleichzeitig ist klar, dass er aktuell um seinen Platz in der Nationalmannschaft kämpfen muss. Als er im Sommer vereinslos war, strich ihn Nationaltrainer Brian Riemer komplett aus dem Kader. Auch in den vergangenen Wochen saß er meistens nur auf der Bank. Als Dänemark im November die direkte Qualifikation gegen Schottland dramatisch aus der Hand gab, schaute Eriksen von der Seitenlinie zu.
Statt in Ruhe auf die WM hinzuarbeiten, steht Eriksen nun vor einer Achterbahnfahrt. Mit Dänemark muss er die Play-offs gegen Nordmazedonien und Irland oder Tschechien überleben und in Wolfsburg riecht es aktuell stark nach Abstiegskampf. Denn es ist kein Ende des Chaos in Sicht. Während Interimstrainer Daniel Bauer nur auf Bewährung arbeitet, ist der Klub immer noch auf der Suche nach einem neuen Sportdirektor. Auch auf Geschäftsführer Christiansen soll der Druck wachsen.
Immerhin ist das eine Möglichkeit für Eriksen, sich erneut zu beweisen. Als Spielmacher, aber auch als der leise Anführer, der er zu besten Zeiten immer war. Womöglich könnte er da schon gegen Union einen ersten Schritt machen, und dem VfL zum ersten Heimsieg seit Januar verhelfen.
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