
© imago/Xinhua/IMAGO/Cao Can
Folgt auf Thomas Bach eine Frau?: Kirsty Coventry wäre die konservative Lösung für das IOC
Eine Frau geht als Favoritin ins Rennen um die IOC-Präsidentschaft. Das Dumme ist nur: Kirsty Coventry ist die eher farblose Kandidatin.
Stand:
Wir sind nicht in der Kirche, aber in einem – sagen wir mal – sehr speziellen Verein: Es geht um das Internationale Olympische Komitee, kurz: IOC. Der Verband, der wie kein anderer über die Belange der Sportwelt bestimmt.
Am Donnerstag fällt die Entscheidung, wer Nachfolger oder – vielmehr – Nachfolgerin des deutschen Amtsinhabers Thomas Bach wird. Das Prozedere erinnert stark an das Konklave, die Papstwahl der katholischen Kirche.
109 IOC-Mitglieder tagen derzeit in einem Luxusresort am Ionischen Meer. Der Kontakt zur Außenwelt ist minimal, ihre Smartphones müssen sie abgeben. Zwar steigt nach der Wahl kein weißer Rauch auf, doch erst dann öffnen sich die Türen, und Thomas Bach verkündet den Namen des zehnten IOC-Präsidenten. Habemus Presidente!
Bereits zuvor sorgten die Wahlkampfrichtlinien für Kopfschütteln. Die sieben Kandidaten durften sich nur bei einem einzigen Termin im Januar offiziell präsentieren – exakt 15 Minuten und 30 Sekunden.
Der Engländer Sebastian Coe, einer der Kandidaten, sagte dem „Spiegel“: „Das ist nicht mehr zeitgemäß.“ Und hielt sich nur bedingt an die Regeln. Die Idee hinter den strengen Vorgaben: Chancengleichheit für alle.
Doch Kritiker sehen dahinter Kalkül. Durch den reglementierten Wahlkampf sichert sich Bach Einfluss – möglicherweise auch auf den Wahlausgang. Inzwischen ist kein Geheimnis mehr, dass er eine Kandidatin favorisiert: Kirsty Coventry aus Simbabwe. Sollte sie gewählt werden, wäre sie die erste Frau an der Spitze des IOC.
Coventry, 41 Jahre alt, kann bereits eine beachtliche Karriere vorweisen: zwei olympische Goldmedaillen im Schwimmen, das Amt der Sportministerin in Simbabwe und den Vorsitz der Athletenkommission.
Eine Frau an der Spitze des über 100 Jahre männerdominierten IOC? Klingt progressiv. Doch Coventry steht eher für Kontinuität – für eine Fortsetzung der konservativen Linie ihres Mentors Thomas Bach.
Bach bestreitet, einen Kandidaten oder eine Kandidatin zu bevorzugen. Doch bereits Ende Januar soll sich ein IOC-Mitglied von einer angeblichen Wahlempfehlung bedrängt gefühlt haben – und erwog, die Ethikkommission einzuschalten. Das IOC erklärte gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“: „Die IOC-Ethikkommission hat zu keiner Zeit eine solche Beschwerde erhalten.“
Zwölf Jahre stand Thomas Bach an der Spitze des IOC. Besonders in Deutschland wurde er heftig kritisiert – ihm wurde vorgeworfen, sich Autokraten wie Wladimir Putin oder Xi Jinping angedient zu haben.
Innerhalb des IOC sieht man das anders. Hier wird der Deutsche als besonnener Diplomat geschätzt, der nicht nur aus eurozentrischer Perspektive denkt. Zudem verweist Bach auf steigende Einnahmen: Während seiner Amtszeit wuchsen die kommerziellen Erträge um 60 Prozent.
Und: Bach gilt als Meisterstratege, als geschickter Machtmensch. Was die Chancen von Kirsty Coventry erhöht. Doch die Favoritin trägt Hypotheken mit sich. Mit 41 Jahren erscheint sie vielen Delegierten als zu unerfahren – gerade in diesen politisch sensiblen Zeiten. Zudem ist sie eine Frau, was bei den älteren Entscheidungsträgern ein Nachteil sein könnte.
Also doch Sebastian Coe, der frühere Olympiasieger und Präsident von World Athletics? Wohl kaum. Zu offensichtlich suchte er zuletzt die Konfrontation mit Bach.
Ein vielversprechenderer Kandidat dürfte Juan Antonio Samaranch Jr. sein. Seit 20 Jahren im IOC, mit besten Verbindungen nicht nur in der Sportpolitik. Das verdankt der Spanier auch seinem Vater: Juan Antonio Samaranch Sr. machte die Olympischen Spiele zur Geldmaschine. Sein Erbe prägt bis heute die Zukunft. Dabei sein ist alles? It’s the economy, stupid!
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: