zum Hauptinhalt
Christopher Trimmel und Kevin Vogt warten mit dem 1. FC Union Berlin seit fünf Spielen auf einen Sieg.

© imago/Matthias Koch

Fünf Spiele sieglos, vorne harmlos: Der 1. FC Union Berlin will trotzdem nichts von Krise wissen

Das 0:1 in Wolfsburg deckt erneut die großen Schwächen des 1. FC Union auf. Kapitän Trimmel mahnt dennoch zur Ruhe – und beruft sich auf die Erfahrungen der desolaten Vorsaison.

Stand:

Der elfte Spieltag der vergangenen Saison war eine Zäsur für den 1. FC Union Berlin. Nach einem 0:4 beim späteren Meister Bayer Leverkusen fielen die Köpenicker auf den letzten Tabellenplatz zurück. Die neunte Niederlage in Folge besiegelte das Ende der lange märchenhaften Ära Urs Fischer.

Der elfte Spieltag der aktuellen Saison wird eher nicht Eingang finden ins kollektive Gedächtnis – und doch wurden nach dem 0:1 in Wolfsburg am Samstag zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder die Erfahrungen aus dem dramatischen Abstiegskampf der vergangenen Spielzeit bemüht. „Wir haben viele Jungs, die da durchgegangen sind“, sagte Kapitän Christopher Trimmel. „Es gibt immer mal schwierige Phasen, aber es geht darum, Ruhe zu bewahren und noch mehr zu arbeiten.“

Klicken Sie hier für weitere Fußball-Videos

Die momentane Situation ist weder tabellarisch noch atmosphärisch vergleichbar mit dem düsteren Herbst 2023. Union hat bereits zehn Punkte mehr geholt und steht im gehobenen Mittelfeld. Die Defensive, in der sich jedoch Innenverteidiger Diogo Leite am Samstag verletzte, gehört zu den besten der gesamten Bundesliga. Dennoch fangen nach den vergangenen Wochen ein paar Alarmleuchten langsam an zu glimmen.

Seit fünf Pflichtspielen haben die Berliner nicht mehr gewonnen, dabei sind sie bei Drittligist Arminia Bielefeld aus dem Pokal geflogen. Den letzten Treffer erzielte Union vor 384 Spielminuten, beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt am 27. Oktober. Neun Tore in elf Ligaspielen – offensiv tritt die Mannschaft von Bo Svensson auf wie ein Absteiger.

384
Minuten wartet Union bereits auf einen Treffer

„Wir stehen ordentlich in der Tabelle da, aber wissen auch, was wir heute hätten besser machen können“, sagte der dänische Trainer und ging vor allem mit der Leistung seiner Mannschaft in der ersten Hälfte kritisch um. „Da haben wir nicht richtig teilgenommen. Das war auf jeden Fall zu wenig, und das einzig Gute war das Ergebnis.“

Einen Grund zur Sorge sah Svensson trotz des ergebnistechnischen Abwärtstrends der vergangenen Wochen jedoch nicht – und das galt auch für die übrigen Berliner. Allen voran Kapitän Trimmel. Der Österreicher sprach von einer „ordentlichen bis guten“ Leistung. „Wenn wir gar keine Torchancen gehabt hätten und uns Wolfsburg an die Wand gespielt hätte, wäre es eine andere Situation“, sagte Trimmel. „Es geht um Kleinigkeiten, und es will momentan nicht sein mit dem Tore schießen. Das kann schnell umschlagen.“

Ein offensives Konzept ist kaum zu erkennen

So recht Trimmel mit der letzten Analyse hat, so schwer ist es, bei Union ein offensives Konzept zu entdecken. In den ersten Wochen der Saison ließ sich das mit dem Trainerwechsel und der nötigen Adaptionszeit erklären, zumal die guten Ergebnisse so manche Schwäche überdeckten. Doch auch nach 13 Pflichtspielen hakt es beim eigenen Spielvortrag gewaltig. Wenn die Mannschaft dann auch noch so tief verteidigt wie in Wolfsburg, dadurch keine hohen Ballgewinne verzeichnet und kaum Gefahr im Umschaltspiel erzeugt, wird die Harmlosigkeit bedenklich.

Union fehlt nicht nur ein treffsicherer Knipser, Union fehlen auch die Ideen und Automatismen, um diesen überhaupt einzusetzen. In Wolfsburg entstanden die Chancen aus Standards, Fernschüssen oder der Schlussoffensive. Konstruktiv herausgespielt waren nur ein Abschluss von Aljoscha Kemlein nach Kombination über Benedict Hollerbach und Jordan sowie ein Drehschuss des glücklosen Stürmers nach Flanke von Trimmel.

Am kommenden Samstag empfangen die Berliner den Meister aus Leverkusen und, so seltsam das klingt, könnte der Gegner Unions Offensive sogar entgegenkommen. Die Mannschaft von Xabi Alonso wird viel Ballbesitz haben – und die Köpenicker auf Umschaltmomente lauern.

Dass Leverkusen deutlich anfälliger ist als in der vergangenen Saison haben nicht erst die beiden frühen Treffer von Heidenheim am Samstag gezeigt. Allerdings drehte der Meister das Spiel dann mit fünf Toren in gut 50 Minuten. Union wird also gewarnt sein. Auch wenn man im Herbst 2024 ausschließen kann, dass das Aufeinandertreffen mit der Werkself einen Trainerwechsel auslösen wird.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })