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Gute Miene zum bösen Tabellenbild. Trainer Pal Dardai verbreitet vor dem Saisonfinale Optimismus.

© Matthias Koch/Sebastian Räppold/Matthias Koch

Vier Siege aus vier Spielen für die Rettung: Hertha BSC probiert es jetzt mit Autosuggestion

„Vier Spiele. Vier Siege. Das ist ein schönes Motto“, sagt Pal Dardai, der Trainer von Hertha BSC. Im Saisonendspurt darf seine Mannschaft sich keinen Ausrutscher mehr erlauben.

Ein letztes Mal noch. Max Jung, der Pressesprecher von Hertha BSC, hat bereits seine abschließenden Worte gesprochen, die Pressekonferenz ist so gut wie beendet und Pal Dardai schon auf dem Sprung. Da beugt sich der Trainer des Berliner Fußball-Bundesligisten noch einmal zum Mikrofon. „Und bitte nicht vergessen“, sagt Dardai. „Vier Spiele. Vier Siege.“

Journalisten fragen, Dardai antwortet. Aber an diesem Donnerstagmittag, bei der Pressekonferenz vor Herthas Heimspiel gegen den VfB Stuttgart, ist das nur dem Schein nach so. Dardai geht es vor allem um eine Botschaft, die er unter die Leute bringen will. Vier Spieltage vor Saisonende steckt er mit seiner Mannschaft knietief im Abstiegskampf. Die Rettung ist noch möglich, aber nicht mehr allzu realistisch. „Vier Spiele. Vier Siege, das ist ein schönes Motto“, sagt Dardai.

Das Motto ist so schön, dass Herthas Trainer es innerhalb einer halben Stunde fünf-, sechsmal wiederholt, dass er zwischendurch sogar versucht, die Presse zum Mitsprechen zu bewegen („Eins, zwei, drei: Vier Siege …“). Auf dass es sich einbrenne in die Köpfe. Vor allem in die seiner Spieler.

Hertha hat in dieser Saison viel versucht. Und jetzt versucht es Dardai eben mit der Kraft der Autosuggestion. Die jüngsten vier Spiele – also die vor den vieren, die das Team jetzt gewinnen muss –, die hat Hertha allesamt verloren. Vier Siege nacheinander sind der Mannschaft in dieser Saison natürlich noch nicht gelungen. Selbst drei nicht. Nicht mal zwei. Als Dardai darauf angesprochen wird, lächelt er. „Im Fußball gibt es solche Dinge“, sagt er.

Dass eine Mannschaft wie jetzt Hertha nach 30 Spieltagen sechs Punkte Abstand auf das rettende Ufer hatte und am Ende doch noch den Klassenerhalt feiern konnte, das hat es in der Geschichte der Fußball-Bundesliga exakt einmal gegeben. In der Saison 1998/99 war das, als Eintracht Frankfurt unter Trainer Jörg Berger das Wunder schaffte.

Die Frankfurter gewannen tatsächlich die letzten vier Spiele und hangelten sich quasi in letzter Sekunde über den Strich – weil sie bei exakt derselben Tordifferenz wie der 1. FC Nürnberg vier Tore mehr erzielt hatten.

Sie arbeiten wie die Engelchen.

Herthas Trainer Pal Dardai über seine Spieler

„Wir müssen Minimum dreimal gewinnen, wenn wir eine vernünftige Endphase erleben wollen“, sagt Dardai. Vielleicht würden drei Siege für die Relegation reichen, die es 1999 nicht gab. Besser sind daher: Vier Spiele …

Für Hertha stehen jetzt nur noch Endspiele an, das erste am Samstag (15.30 Uhr) vor 60.000 Zuschauern im Olympiastadion gegen den VfB Stuttgart. Es folgen Köln, Bochum und am letzten Spieltag Wolfsburg.

Das Restprogramm könnte schwerer sein – wenn man sich als Tabellenletzter solche Gedanken überhaupt erlauben kann. Zumal wenn man in diesem Jahr aus den Spielen gegen die direkten Konkurrenten Bochum, Hoffenheim und Schalke keinen einzigen Punkt geholt hat.

Hertha hat nicht mal zwei Siege am Stück geschafft

Immer dann, wenn Nervenstärke und eine gewisse Widerstandsfähigkeit gefragt waren, war die Mannschaft den Anforderungen des Abstiegskampfes nicht gewachsen. „Die Jungs haben Druck, das kann ich nicht wegwischen“, sagt Dardai. Trotzdem traue er seiner Mannschaft vier Siege zu. Der Ungar setzt auf einen guten Start gegen Stuttgart, gegen einen Gegner, gegen den er als Trainer alle drei bisherigen Heimspiele gewonnen hat.

„Die haben auch ihre Schwächen“, sagt Dardai über die Stuttgarter, die am Mittwoch im Halbfinale des DFB-Pokals an Eintracht Frankfurt gescheitert sind. Dass der VfB von diesem Spiel mental und körperlich ausgelaugt ist, glaubt Dardai nicht. Er selbst hat die erste Halbzeit der Partie im Fernsehen gesehen; danach hat er sich, wie er das immer tut, zeitig zu Bett begeben. „Ich habe sehr gut geschlafen“, sagt Dardai.

Dabei war die erste Halbzeit die deutlich bessere der Stuttgarter. Wie ein Abstiegskandidat wirkten sie da nicht. Aber das spielt für Pal Dardai in der derzeitigen Situation keine Rolle mehr. Er schaut nicht mehr auf die anderen, sondern nur noch auf sich und sein Team. Und da will er zuletzt Fortschritte erkannt haben.

„Sie arbeiten wie die Engelchen“, sagt Herthas Trainer über seine Spieler. Und wenn man so arbeite, werde man auch belohnt. „Wenn du den ersten Sieg hast, kommen automatisch die anderen. Dann musst du hartnäckig bleiben, daran glauben. So wie es aussieht, haben die Jungs das auch verstanden.“

Sonst wird Pal Dardai ihnen das bis zum Spiel am Samstag sicher noch einmal erzählen. Von wegen: Vier Spiele …

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