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Mit dem Herz beim VfB, in Gedanken schon in Saudi-Arabien: Enzo Millot.

© IMAGO/Sven Simon

Fußballer in Saudi-Arabien: An den Salären von Cristiano Ronaldo und Enzo Millot klebt Blutgeld

Talentierte Fußballer wie Enzo Millot unterschreiben des Geldes wegen Verträge im autoritären Saudi-Arabien. Soll man das verurteilen? Ja, sicher doch!

Martin Einsiedler
Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Stand:

Das Berufsethos von Cristiano Ronaldo ist bewundernswert. Mit einer Selbstverständlichkeit wie ein Bäcker, der Tausende Brötchen backt, bringt der Portugiese Ball um Ball im gegnerischen Tor unter. Auch im allerhöchsten Fußballeralter, inzwischen ist er 40 Jahre alt, macht er damit weiter und freut sich jedes Mal darüber, als wäre es das erste Mal gewesen.

Erst am Wochenende traf er beim Freundschaftskick gegen den spanischen Zweitligisten Almeria wieder zweimal. Cristiano Ronaldo trägt seit zwei Jahren das Trikot von al-Nassr. Der Klub ist in Saudi-Arabien beheimatet, und bis vor Kurzem war der sportliche Wert der Saudi Professional League quasi nicht messbar.

Bis das Regime in Riad unter der Führung des Kronprinzen Mohammed bin Salman auf die Idee kam, ähnlich wie Katar, Fußball zur Imagepflege einzusetzen und Unmengen an finanziellen Mitteln in das schöne Spiel hineinzupumpen.

Ein gutes Image, um bessere Geschäfte mit der westlichen Welt zu machen, hat Saudi-Arabien durchaus nötig. Kritiker werden mundtot gemacht – im wortwörtlichen Sinne.

345
Menschen sollen 2024 in Saudi-Arabien hingerichtet worden sein.

Amnesty International berichtete vor wenigen Wochen, dass die Zahl der Hinrichtungen auf „erschreckende Weise“ gestiegen sei. 345 Menschen sollen im vergangenen Jahr hingerichtet worden sein, so viele wie seit drei Jahrzehnten nicht mehr.

Hinzu kommt trotz anderslautender Beteuerungen der Staatsführung die Beschneidung von Grundrechten für Frauen sowie die Ausbeutung von Arbeitsmigranten.

Die vielen Profi-Fußballer – jetzt wechselten auch die einstige deutsche Nationalspielerin Dzsenifer Marozsan sowie Enzo Millot vom VfB Stuttgart dorthin – ficht das alles nicht an. Die Frage ist nun: Soll man sie dafür verurteilen, den Moralapostel spielen?

Ja, das sollte man. Bleiben wir beim Beispiel Millot: Der Mittelfeldspieler hatte dem Vernehmen nach Angebote von Top-Klubs wie Atletico Madrid. Er hätte auch dort viele Millionen verdienen können, nur nicht ganz so viele wie bei al-Ahli (angeblich sind es zehn Millionen Euro netto im Jahr).

Hinzu kommt, dass Millot sein riesiges fußballerisches Potenzial kaum ausschöpfen wird. Trotz Altstars wie Cristiano Ronaldo ist das Niveau in der Saudi Professional League allenfalls zweitklassig.

Doch darum geht es nicht. Es klebt Blutgeld an den horrenden Salären, die die Fußballer einstreichen. Frei nach Bertolt Brecht kommt bei den Kickern erst das ganz große Fressen, dann die Moral. Oder anders: Erst kommt das große Fressen, dann kommt – gar nichts.

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