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Ratlos. Karim Rekik (l.) und Davie Selke bei Herthas 0:3 in Hannover.

© Peter Steffen/dpa

Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Gefühlte Erfolge

Irgendwas ist mit den Köpfen der Hertha-Spieler. Aber was? Unser Kolumnist auf der Suche nach Antworten - und echten Absteigern.

In einer Berliner Boulevardzeitung war in der vergangenen Woche zu lesen, es seien diese Saison 70 000 Zuschauer weniger zu den Heimspielen von Hertha BSC gekommen und das läge am Olympiastadion. Da käme keine Stimmung auf. Ich möchte jetzt nicht ins Detail gehen, aber wenn man mal die letzten Heimspiele von Hertha BSC Revue passieren lässt, könnte man auch auf einen anderen Erklärungsansatz kommen.

Das Auswärtsspiel vom Sonnabend jedenfalls war mal wieder ein echter Knaller. Es bestand noch eine kleine Chance auf das Erreichen der europäischen Wettbewerbe und der Manager Michael Preetz betonte auch, man sei noch lange nicht im „Urlaubsmodus“. Und was war? Direkt nach Anpfiff klappten die Spieler mental die Liegestühle auf! Man fragt sich, wenn man so arbeitet, wie sieht dann erst die Feriengestaltung aus? Trainer Pal Dardai erklärte nach dem Spiel, es sei irgendwas mit den Köpfen der Spieler gewesen. Was genau, habe ich nicht verstanden.

Wenn es diese Saison darauf ankam, war leider immer was. Mal waren die Spieler zu unerfahren, dann war der Rasen zu schlecht, oder irgendwas war halt mit den Köpfen. Da steckst du nicht drin. Am Olympiastadion kann es am Sonnabend allerdings nicht gelegen haben, denn das Spiel fand in Hannover statt.

Gefühlte Meisterschaft

Hertha hat derzeit 41 Punkte Rückstand auf den Tabellenführer und nach dem letzten Spieltag werden es 44 sein. Das hört sich zunächst enorm an. Es relativiert sich aber sehr schnell, wenn man bedenkt, dass der Vizemeister FC Schalke 04 derzeit satte 24 Punkte hinterherhinkt. Schalkes Manager Christian Heidel wünschte sich als Tabellenzweiter vom DFB eine kleine Schale für die „gefühlte Meisterschaft“. Gefühlte Meisterschaft? Das mag scherzhaft gemeint gewesen sein. Aber diese Einstellung macht leider wenig Hoffnung für den sportlichen Wettbewerb in der kommenden Saison. Halten wir fest: Meister ist Bayern München. Und wer eine Schale haben will, muss besser sein, als diese Mannschaft. Punkt. Da bin ich ehrlich gesagt froh, dass Hertha sich nicht als „gefühlter“ Europa-League-Teilnehmer versteht.

Gefühlter Absteiger ist derzeit der Hamburger Sport-Verein, nach wie vor. Aber Vorsicht! Die Sache ist noch nicht beendet. Wolfsburg drängt mit den derzeit gezeigten Leistungen mit solcher Macht in Liga Zwei, dass da durchaus noch etwas möglich zu sein scheint. Am letzten Spieltag stehen sich bekanntermaßen Wolfsburg und Köln gegenüber. Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass nach dem Schlusspfiff zwei reale Absteiger auf dem Platz stehen. Und sie in Hamburg ihren Gefühlen mal wieder freien Lauf lassen.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier montags über die Fußball-Bundesliga. Am 13. Mai ist er mit seinem aktuellen Programm „Über die Verhältnisse“ in der „Distel“ zu sehen.

Frank Lüdecke

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