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Isco spielte neun Jahre lang bei Real Madrid und gewann fünf Mal die Champions League.

© Imago/Alterphotos

Update

Gegenseitige Schuldzuweisungen: Isco-Transfer zum 1. FC Union platzt auf der Zielgeraden

Der fünffache Champions-League-Sieger Isco hatte schon den Medizincheck in Berlin absolviert. Doch der Transfer platzt am Ende spektakulär.

Es gab in der Bundesliga schon allerlei wilde Transfergerüchte. Von großen Fußballern, die natürlich nie gekommen sind, und von Weltstars wie Raúl oder Ruud van Nistelrooy, die plötzlich im Trikot von Schalke und Hamburg herumliefen.

Dass Francisco Román Alarcón Suárez, 30 Jahre alt und besser bekannt als Isco, in die erste Kategorie gehört, war für die meisten Fans, Experten und Medien bis Montag glasklar.

Der 30 Jahre alte Kreativspieler wurde in spanischen Medien mit dem 1. FC Union Berlin in Verbindung gebracht, aber wer sollte das schon glauben? Ein fünfmaliger Champions-League-Sieger, der Cristiano Ronaldo jahrelang Tore aufgelegt hat, soll zu einem Klub wechseln, der bis vor Kurzem noch bevorzugt ablösefreie Spieler aus Sandhausen oder Fürth verpflichtet hat?

Als Christopher Trimmel den Derbysieg am Samstag auf Instagram Isco widmete und der Spanier mit einem Muskel-Emoji reagierte, wirkte das wie ein sarkastischer Kommentar auf absurde Medienspekulationen. Vielleicht war es wirklich so, dass Unions Kapitän die Gerüchte zu diesem Zeitpunkt für Quatsch hielt. Eventuell handelte es sich dabei aber auch um eines der unterhaltsamsten Ablenkungsmanöver, seit Fußballer auf Social Media unterwegs sind.

Als sich der Transfer am Montag konkretisierte und Isco am Dienstag tatsächlich den Medizincheck absolvierte, kamen sich viele Union-Fans vor wie in einem Videospiel. Einer der spektakulärsten Transfers der jüngeren Bundesligageschichte bahnte sich an – und platzte ebenso spektakulär.

„Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen. Diese wurden heute entgegen der vorherigen Absprachen überschritten, deshalb kommt der Transfer nicht zustande“, sagte Unions Manager Oliver Ruhnert. Will heißen: Isco habe plötzlich mehr Geld gefordert als ursprünglich vereinbart.

Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen. Diese wurden heute entgegen der vorherigen Absprachen überschritten.

Unions Manager Oliver Ruhnert

Bei den Beratern des Spaniers klingt das genau entgegengesetzt. „Wir mussten im Verlauf der Gespräche feststellen, dass unser Verhandlungspartner nicht mehr bereit war, sich in dem ursprünglich besprochenen Rahmen zu bewegen“, zitiert die „Bild“ die Agentur Gestifute des berühmten portugiesischen Beraters Jorge Mendes, der auch Ronaldo vertritt.

Es ist ein schmutziges Ende eines verrückten Fast-Transfers. Dennoch zeigt allein der Wille Unions, einen Spieler von Iscos Status zu verpflichten, dass sich die Berliner auf dem Spielermarkt mittlerweile anders bewegen als noch in den ersten Bundesliga-Jahren. Das hatten schon die Verpflichtungen der umworbenen WM-Teilnehmer Josip Juranovic und Aissa Laidouni angedeutet.

Was bleibt, ist ein großes Was-wäre-wenn

Die Verhandlungen mit Isco haben Union in puncto internationale Aufmerksamkeit in bisher unbekannte Sphären katapultiert. Ob der virtuose Spanier den Tabellenzweiten der Bundesliga auch sportlich derart vorangebracht hätte, ist aber alles andere als selbstverständlich.

Isco auf dem Weg zum Medizincheck in der Charité.
Isco auf dem Weg zum Medizincheck in der Charité.

© dpa/Matthias Koch

Seine besten Zeiten liegen jedenfalls schon einige Jahre hinter Isco. Nachdem sein Vertrag in Sevilla nach nur vier Monaten aufgelöst wurde, war er zuletzt vereinslos. In den spanischen Medien wird er, gelinde gesagt, als schwieriger Charakter beschrieben. Hätte solch ein Spieler in eine Mannschaft gepasst, die sich in erster Linie über Geschlossenheit definiert?

Dieselbe Frage stellte sich allerdings auch im Sommer 2020, als ein gewisser Max Kruse aus Istanbul nach Köpenick kam – der kontroverse Ex-Nationalspieler brachte Union spielerisch auf ein nie zuvor erreichtes Niveau und köpfte das umjubelte Tor nach Europa. Ob auch Isco bei Union zu alter Stärke gefunden hätte, wird für immer eines der großen Was-wäre-wenn der Vereinsgeschichte bleiben.

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