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Sport: „Geht doch ins Kino!“

Eishockey-Bundestrainer Zach legt sich mit den Fans an

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Von Mathias Klappenbach

und Claus Vetter

Berlin. Das Volk pfiff und buhte nach Leibeskräften. Die Premierenveranstaltung in der neuen Bad Tölzer Arena hätte nicht trüber enden können. Dabei hatten sich alle so drauf gefreut in Oberbayern, den Abend mit einer großen Schar musizierender Herren in Krachledernen zu eröffnen. Doch das Hauptprogramm korrespondierte nicht mit dem Vorprogramm: Die Eishockey-Nationalmannschaft verlor 0:2 gegen Österreich. Die Rückkehr in die Heimat hatte sich der bekennende Tölzer Hans Zach anders vorgestellt, er verstand die 4000 enttäuschten Zuschauer nicht. „Die sind doch ahnungslos. Wenn es ihnen nicht gefällt, sollen sie halt ins Kino gehen“, sagte der Bundestrainer. Die Mannschaft habe gekämpft, die vielen jungen Spieler – gleich fünf Debütanten setzte Zach ein – hätten Unterstützung gut gebrauchen können. Außerdem sei Österreich ein guter Gegner gewesen.

Ausgerechnet Österreich: Es war erst die zweite Niederlage gegen das Nachbarland nach dem Zweiten Weltkrieg. Trotz der schwachen Vorstellung will Zach auch heute zum Auftaktspiel beim Suisse-Cup gegen Kanada (15.40 Uhr, live im DSF) und dann gegen die Slowakei und die Schweiz an seiner jungen Linie festhalten. Es fehlen in Basel etablierte Spieler wie Torwart Robert Müller (Krefeld), die Verteidiger Mirko Lüdemann (Köln) und Jan Benda (Kazan/Russland) oder die Stürmer Stefan Ustorf (Krefeld) und Len Soccio (Hannover). Immerhin: Verteidiger Rob Leask ist gestern von Berlin nach Basel gereist. „Manche Spieler sind in ihren Vereinen überlastet, bei anderen weiß ich, was sie können“, sagt Zach. „Wenn wir nicht immer wieder diese jungen Spieler reinschnuppern lassen würden, würden wir langfristig nur zweit- oder drittklassig spielen.“ Von Franz Reindl, Sportdirektor beim Deutschen Eishockey-Bund, erhält Zach in seiner Politik Unterstützung: „Wir müssen auch etwas ausprobieren dürfen. Da können wir keine Rücksicht auf eine Stadioneröffnung nehmen.“

Sven Felski, am Mittwoch einer der wenigen erfahrenen deutschen Spieler im Team, hatte wie Zach keine Freude an den Fans. „Da haben die mal ein Länderspiel in Tölz, da sollten sie doch nicht so reagieren“, sagte der Berliner Stürmer. Reindl hatte allerdings „Verständnis für das Publikum“, nicht nur für das in der Halle. Schließlich überträgt das DSF dieses Jahr alle deutschen Länderspiele, auch die bei der WM in Tschechien im April und Mai. „Uns muss klar sein, dass wir wieder von einer breiteren Öffentlichkeit verfolgt werden“, sagt Reindl.

Insofern sollten den Experimenten des Bundestrainers eigentlich Grenzen gesetzt sein. Selbst Reindl findet, dass Mittwoch „für manchen der Einsatz auf internationalem Niveau zu früh“ kam. Felski glaubt aber, dass das junge Team „ein gutes Ergebnis erzielen kann“. Vielleicht ist ja von Vorteil, dass in Basel nicht mit so vielen unzufriedenen deutschen Fans zu rechnen ist wie in Tölz.

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