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Sport: Gemeinschaft der Gläubigen

Der FC Bayern spricht sich vor dem Champions-League-Duell mit Real Madrid Mut zu

München. Der durchschnittliche Berufsfußballer gehorcht einem ausgeprägten Aberglauben. „Es läuft immer gut, wenn ich Kapitän bin“, sagte Bixente Lizarazu nach dem 1:0 der Bayern über den Hamburger SV, vielleicht wäre es ein gutes Omen, wenn der Franzose diese Aufgabe morgen (20.45 Uhr, live in Sat 1) wieder übernähme. Da spielen die Bayern gegen Real Madrid, und angesichts ihrer derzeitigen Situation kann man ihnen nachsehen, dass sie jeder Spur der Zuversicht folgen. Denn rational betrachtet besteht für Optimismus kein Grund.

„Das war Untergiesing gegen Obergiesing“, rezitierte Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seinen Aufsichtsratsvorsitzenden Franz Beckenbauer, der diese Einschätzung vor einigen Jahren regelmäßig nach schwachen Spielen der Bayern abgegeben hatte. Dennoch lagen den identischen Urteilen unterschiedliche Maßstäbe zugrunde, denn selbst die schlechtesten Spiele der vergangenen Jahre gaben aus Münchner Sicht nicht so viel Anlass zu Besorgnis wie die derzeitige Verfassung. Zusammenhanglose Pass-Stafetten prägen das Aufbauspiel, ein Lenker fehlt – möglicherweise fällt Michael Ballack morgen erneut aus. Gegen den HSV dauerte es 86 Minuten, bis zum Tor also, ehe sich die Bayern ihre erste Chance herausgespielt hatten. Roque Santa Cruz lief dank höflicher Zurückhaltung des Hamburgers Björn Schlicke mit dem Ball bis zur Grundlinie durch und passte auf den Torschützen Demichelis zurück.

Während der junge Bastian Schweinsteiger zu den wenigen Aktivposten zählte, vermittelt die Garde der Etablierten seit Wochen den Eindruck, ihre Schwächeperiode sei nicht vorübergehend, sondern Symptom einer Karriere, deren Zenit in der Vergangenheit liegt. „Das ist nicht der FC Bayern, den wir kennen“, fasste Rummenigge all das zusammen. „Das wird ein ganz anderes Spiel am Dienstag“, verkündeten alle, die nach den Chancen der Bayern gegen Madrid gefragt wurden. Meist versehen mit dem Zusatz: „Es wird ein viel leichteres Spiel.“ Eine kühne These. Inzwischen setzen die Münchner auf das Prinzip Hoffnung.

Ob anstelle des fehlerlosen Michael Rensing wieder Oliver Kahn im Tor steht, wird sich erst kurzfristig entscheiden. Derzeit sieht es aber danach aus. Der Nationaltorwart trainiert wieder. Sollte Kahn doch nicht auflaufen, wäre Lizarazu wieder Spielführer. Ein gutes Zeichen? Zum Abschluss relativierte Lizarazu seine Aussage: „Das Spiel gegen den HSV war mein erstes als Kapitän.“

Daniel Pontzen

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