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Reißprobe. Das deutsche Trikot ist schwer zu fassen. Auch Polens Grosicki hatte bei Draxler Probleme.

© REUTERS

Adidas verlängert bis 2022: Gezerre um das DFB-Trikot

Adidas bleibt Ausstatter des Deutschen Fußball-Bunds. Dafür zahlt der Sportartikelhersteller 50 Millionen Euro jährlich, doppelt so viel wie zuvor.

Von Johannes Nedo

An den Quai de Grenelle in Paris hatten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und Adidas am Montag geladen – direkt ins Zentrum der französischen Hauptstadt, nahe dem Eiffelturm. Der Ort war mit Bedacht ausgewählt, die Symbolik klar: Wir sind ganz wichtig, wir sind ganz vorne! Was der DFB und Adidas zu verkünden hatten, verkaufen beide als großen Erfolg. Der Sportartikelhersteller aus Herzogenaurach wird weiter den Weltmeister ausstatten. Der Vertrag bis 2018 wurde um vier Jahre verlängert.

Adidas feiert den Deal, weil die Drei-Streifen-Marke eine seiner wichtigsten und erfolgreichsten Mannschaften halten konnte. Und der DFB feiert den Abschluss, weil er dem Verband nun das Doppelte einbringt wie zuvor. Adidas zahlt nun jährlich 50 Millionen Euro, bisher waren es etwa 25 Millionen Euro. Damit dürfte der DFB unter den Nationalverbänden die Nummer eins bei den Ausstatter-Verträgen sein. Nike, der große Konkurrent aus den USA, zahlt Frankreich etwa 42 Millionen Euro pro Jahr und Brasilien rund 35 Millionen.

Für Adidas war es wohl ein Kraftakt. Denn Nike wollte der fränkischen Firma den DFB abjagen und soll wie schon 2006 ein sehr verlockendes Angebot abgegeben haben. Doch Adidas besaß eine Klausel im DFB-Vertrag, mit der man ein mögliches höheres Angebot noch kontern konnte. Davon hat die Firma offenbar auch Gebrauch gemacht. Adidas brauchte diesen Deal unbedingt.

Seit mehr als 60 Jahren stattet man die deutsche Nationalmannschaft aus. Die Beziehung gehört zur Firmenidentät, Gründer Adolf Dassler war Zeugwart bei der Weltmeisterschaft 1954 und trug mit seinen Schraubstollen damals zum Wunder von Bern bei. Den DFB, einen ihrer Toppartner, zu verlieren, hätte Adidas empfindlich getroffen. Besonders in einer Zeit, in der Nike den Rivalen klar distanziert. Der Umsatz der Amerikaner lag 2015 mit 28 Milliarden Euro fast doppelt so hoch wie der von Adidas.

Die deutsche Firma will sich vor allem über den Fußball und die Europameisterschaft zurückkämpfen. Adidas stattet dort neben Deutschland auch Spanien und sieben weitere Teams aus. In Nike läuft Frankreich auf, ebenso England und vier andere Teams. Die EM ist die Bühne, auf der die Sportartikelhersteller den Umsatz ankurbeln wollen.

1,3 Millionen DFB-Trikots hat Adidas schon verkauft. Viele Händler veräußern diese aber bis zu 30 Prozent billiger als von Adidas empfohlen. Zudem kann all die Aufmerksamkeit auch in negative Werbung münden – wie die wenig reißfesten Puma-Trikots der Schweizer beweisen.

Bei der Materialschlacht in Frankreich wähnt sich Adidas jedoch im Vorteil. Schließlich haben sie auch einen Vertrag mit der Uefa, stellen den EM-Ball. Adidas ist bis in die höchsten Fußballgremien vernetzt. Das hilft wohl bei Vertragsabschlüssen. Außerdem wird bei Deals zwischen Ausstattern und langjährigen Partnern gemunkelt, dass im Hintergrund Treueprämien fließen.

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