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Hertha BSC sehnt seine Rückkehr herbei: Fabian Reese kämpft gegen die Gespenster der Vergangenheit
Als Fabian Reese vor einem Jahr fehlte, verspielte Hertha BSC die letzte Chance auf den Aufstieg. Auch deshalb hoffen die Berliner, dass er im Trainingslager ausreichend fit wird.
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Die Nachrichten aus Spanien sind vielversprechend. Fabian Reese, Fußballprofi von Hertha BSC, macht bei seiner Rückkehr ins Berufsleben erkennbare Fortschritte. Beim Trainingsauftakt des Berliner Zweitligisten in der vergangenen Woche hatte er noch abseits des Teams arbeiten müssen. Im Trainingslager in Spanien wird er nun Schritt für Schritt an die Mannschaft herangeführt.
„Es sieht wirklich positiv aus“, hatte Benjamin Weber, Herthas Sportdirektor, schon vor dem Abflug der Berliner nach Benalup-Casas Viejas in der spanischen Provinz Cadiz verkündet. Reese, so seine Hoffnung, werde das Pensum im Trainingslager täglich steigern können. Ein Comeback zum Start der Rückrunde beim Tabellensechsten SC Paderborn (Sonntag, 19. Januar) wäre demnach zumindest nicht auszuschließen.
„Oberste Prämisse ist, jetzt Stück für Stück zu steigern und zu schauen, wie der Fuß von Tag zu Tag reagiert“, hat Reese dieser Tage in einer Medienrunde im Trainingslager gesagt. Bei Passformen und Torschüssen war er bereits ins Mannschaftstraining integriert, Zweikämpfe hingegen sind noch nicht erlaubt. „Bislang fühle ich mich aber gut und es wird immer besser“, erklärt der Offensivspieler. Ziel sei es, erst einmal, die Schmerzfreiheit hinzukriegen, „über den Rest mache ich mir wenig Sorgen“.
Dass die Berliner seine Rückkehr herbeisehnen, liegt auf der Hand. Reese hat seinem Team in der vergangenen Saison das gewisse Extra gegeben: Kreativität, Mut, Überzeugung. „Er ist so was von ehrgeizig, und er tut auch uns als Verein mit seiner Art, mit seiner Spannung, seiner Ansprache gut“, sagt Sportdirektor Weber.
Reese fehlte vier Monate
Und auch die statistischen Werte sprechen für sich. Reese war der beste Vorlagengeber der Zweiten Liga, er gewann die meisten Offensivzweikämpfe und führte den Ball öfter ins Angriffsdrittel als jeder andere Spieler. Zudem absolvierte er von allen Profis in der Zweiten Liga die meisten sogenannten progressiven Läufe.
Ein fitter Fabian Reese würde für Herthas Mannschaft, die nach einer mäßigen Vorrunde nur auf Platz zwölf liegt, ein echtes Upgrade bedeuten. Doch aktuell kämpft Reese nicht nur mit seinem Körper und den Folgen seiner langwierigen Sprunggelenksverletzung. Er kämpft indirekt auch gegen die Geister der Vergangenheit.
Er ist so was von ehrgeizig, und er tut auch uns als Verein mit seiner Art, mit seiner Spannung, seiner Ansprache gut.
Herthas Sportdirektor Benjamin Weber über Fabian Reese
Die Nachricht, dass der 27-Jährige am Ende der Hinrunde, kurz nach seinem Comeback, erneut pausieren musste, hat bei einigen Fans Erinnerungen an die Vorsaison geweckt. Auch da fehlte Reese am letzten Spieltag vor Weihnachten. Bei Herthas 0:0 gegen den Aufsteiger und späteren Absteiger VfL Osnabrück war er unpässlich, angeblich wegen eines Infekts.
Der Infekt stellte sich später als Coronaerkrankung heraus, die Reese deutlich länger außer Gefecht setzte als ursprünglich prognostiziert. Wegen kritischer Blutwerte verzögerte sich seine Rückkehr immer weiter. Den Trainingsauftakt verpasste Reese, ebenso das Trainingslager in Spanien sowie den Start in die Rückrunde.
In dieser Zeit platzte Herthas Traum, nach dem komplizierten Saisonstart mit drei Niederlagen aus den ersten drei Spielen vielleicht doch noch in den Kampf um den Aufstieg in die Bundesliga einzugreifen. Das lag zum einen an dem Schock, den der unerwartete Tod des Vereinspräsidenten Kay Bernstein ausgelöst hatte; es lag aber auch daran, dass Reese nicht verfügbar war.
Ohne Reese konnte Hertha nicht gewinnen
Dreieinhalb Spiele hat er vor einem Jahr verpasst. Keines davon – unter anderem gegen die beiden späteren Absteiger Wehen Wiesbaden und Osnabrück – konnte Hertha gewinnen. Und als er im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen den 1. FC Kaiserslautern als Einwechselspieler zur zweiten Halbzeit sein Comeback feierte, lag seine Mannschaft bereits 0:2 zurück. Reese erzielte immerhin noch ein Tor, allerdings nur den bedeutungslosen Treffer zum 1:3-Endstand in der Nachspielzeit.
Vor seiner Coronaerkrankung hatte sich Reese auf dem Peak seiner Schaffenskraft befunden. Das Pokal-Achtelfinale gegen den Hamburger SV Anfang Dezember 2023 war sein vermutlich spektakulärster von vielen spektakulären Auftritten für Hertha BSC.
Das ist diesmal anders. Reese ist im Juli im Testspiel beim Drittligisten Energie Cottbus das Sprunggelenk lädiert worden. Bis Mitte November dauerte es, ehe er ins Mannschaftstraining zurückkehren konnte. Zehn Tage später stand er schließlich wieder auf dem Platz, beim 3:1-Erfolg gegen den 1. FC Magdeburg, dem einzigen Sieg der Berliner aus den letzten acht Pflichtspielen des Jahres 2024.
Aber: „Du verkraftest vier Monate Pause nicht einfach so“, sagt Benjamin Weber. Nach zwei weiteren Kurzeinsätzen musste Reese am Ende der Hinrunde schließlich erneut pausieren. Dass die Belastung zu hoch war, bestreitet Herthas Sportdirektor. „Er hat natürlich auch darauf gebrannt, wieder auf den Platz zu kommen“, sagt er.
Eine strukturelle Verletzung habe nicht vorgelegen, und wäre es um alles oder nichts gegangen, hätte Reese wohl auch spielen können. „Wir wollten ihm noch einmal eine Pause geben, damit er für die volle Rückrunde da ist“, erklärt Weber.
Denn Hertha wird Fabian Reese brauchen. Vor allem aber wird Hertha einen Fabian Reese brauchen, der fit ist und auf der Höhe seiner Schaffenskraft.
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