
© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch
Hertha feiert trotz Remis zwei Teenager: Das Problem heißt plötzlich Fabian Reese
Beim Remis gegen den Karlsruher SC trösten zwei Teenager die Seele der frustrierten Hertha-Fans. Fabian Reese dagegen ist von der Rolle – beziehungsweise: falsch eingesetzt.
Stand:
Die Fans des Karlsruher SC waren zufrieden nach dem torlosen Spiel bei Hertha BSC. In der Stadiontoilette sagte ein KSCler zum anderen: „Super, dann ist die letzte Station heute ganz sicher der Magendoktor.“
Der Magendoktor ist ein immer selteneres Exemplar namens Eckkneipe. Der Ausschank im Wedding eignet sich vorzüglich, um nach einem superungesunden Fußballspieltag mit hochkalorischem Essen, Alkohol und Zigaretten genau das bei der letzten Station erneut zu konsumieren (auch wenn draußen geraucht werden muss).
Und wer weiß, vielleicht haben die beiden KSC-Fans am späten Sonntagabend im Magendoktor noch ein paar Fans von Hertha BSC angetroffen, die wiederum ihren Frust ein bisschen ertränken mussten.
Der Klub aus dem Westen Berlins ist mit großen Ambitionen in die Saison gestartet. Von einer besonderen Gier war die Rede. Gier klingt im Fußball immer gut. Es klingt nach Toren, nach Siegen – nach Aufstieg.

© Imago/Matthias Koch
Und nun, nach gerade einmal zwei Spieltagen, einem 1:2 auf Schalke und ebenjenem 0:0 gegen den KSC? Lief der sehr drahtige und sportliche Hertha-Trainer Stefan Leitl schon wahnsinnig geknickt durch den Stadionbauch im Olympiastadion.
Zuvor hatte es viele Pfiffe gegeben von etlichen Zuschauern, insgesamt hatten knapp 60.000 das Spiel im Olympiastadion angesehen.
Immerhin war während des Spiels einmal richtig lauter Jubel aufgekommen. Der Grund: In der 68. Minute hatte Leitl den erst 16 Jahre und 14 Tage alten Kennet Eichhorn eingewechselt – so jung war bisher noch kein Spieler in der Zweiten Liga.
Eichhorn spielte keineswegs, als hätte er im Jahr 2009 das Licht der Welt erblickt. Im Gegenteil: Er agierte wie ein Alter, dirigierte, bot sich immer wieder an, war handlungsschnell und foulte auch mal im richtigen Zeitpunkt. Abgezockt, heißt das im Fußballersprech.
Ein Riesentalent sei dieser Eichhorn, sagte Leitl. „Das sieht man schon allein daran, dass ich ihn in einer schwierigen Phase als Sechser gebracht habe.“ Er habe sogar überlegt, Eichhorn schon von Beginn an aufzustellen.
Doch das kann ja noch werden. Dann würde er neben einem weiteren Teenager spielen, Maurice Krattenmacher. Der 19-Jährige war der überragende Spieler auf dem Platz. Er initiierte Herthas beste Chancen, schlug tolle Haken und scheiterte mit einem harten Distanzschuss am Gebälk des Karlsruher Tores (21. Minute).
Die Jungs sind einfach nicht so in der Show.
Stefan Leitl
Es war eine Freude, Krattenmacher beim Fußballspielen zuzusehen. Doch Krattenmacher allein genügte nicht gegen den KSC. Zumal die vermeintlich größte Stärke Herthas – der Angriff mit Fabian Reese und Dawid Kownacki – wie schon bei der Niederlage eine Woche zuvor gegen Schalke überhaupt nicht harmonierte.
Reese war in den vergangenen Jahren bei Hertha die mit Abstand stärkste Offensivkraft – allerdings auf der Außenposition. Neuerdings muss er bei Leitl zentraler in der Offensive agieren – und kann dort seine enorme Dynamik kaum entfalten.
Leitl war am Ende mit dem Punkt sogar zufrieden
Darauf angesprochen, reagierte Leitl etwas patzig. Nicht die Position sei das Problem, sondern die Stürmer müssten besser eingesetzt werden, befand er. „Die Jungs sind einfach nicht so in der Show“, sagte Leitl.
Gegen die Karlsruher hätte die schwache Hertha-Aufführung in der Offensive beinahe zu einer Niederlage geführt. Selbst Leitl musste zugeben, dass seine Mannschaft mit dem Punkt zufrieden sein müsse.
Bis auf den Lattentreffer von Krattenmacher hatten die Karlsruher die besseren Möglichkeiten. Speziell bei Standards hatte Hertha großes Glück, ein paar Mal fehlten den Gästen nur Zentimeter.
„Vor dem Spiel hätten wir ein Nullnull unterschrieben“, sagte Karlsruhes David Herold. „Jetzt, nach dem Spiel, tut es weh. Es sind eigentlich zwei Punkte zu wenig.“
Womöglich war dies das einzig Tröstliche für Hertha BSC am Sonntag: Es hätte schlimmer kommen können. Ein Punkt ist besser als keiner. Und schiedlich, friedlich unentschieden ist doch super zum Anstoßen spätabends im Magendoktor.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: