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Rein damit: Der analoge Julius Kade erzielt mit dem digitalen Sebastian Polter die 1:0-Führung des 1. FC Union gegen Jahn Regensburg.

© YouTube-

Update

Hertha und Union in der Bundesliga Home Challenge: Maximilian Mittelstädt und Julius Kade führen ihre Teams zum Sieg

Der Fußballbetrieb ruht – auf dem Rasen. Virtuell waren einige Bundesligaprofis am Wochenende aber wieder im Einsatz. Und die Berliner Klubs sind erfolgreich.

Der echte Maximilian Mittelstädt schickte den virtuellen auf den Platz. Beide hatten ihre Trikots übergezogen, der eine saß zuhause an der Konsole und ließ den anderen Fußball spielen. Weil die Profis in Zeiten der Coronavirus-Pandemie ihrem Job nicht nachgehen können und vorbildlich daheimbleiben, hatte sich die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für dieses Wochenende etwas überlegt. Ein drittes in Folge ohne jegliches Spiel sollte es nämlich nicht geben, und deshalb initiierte die DFL die sogenannte „Bundesliga Home Challenge“.

Unter dem Motto „Stay home … and play“ waren am Samstag und Sonntag 26 Klubs aus der Ersten und Zweiten Liga online im Einsatz. Sie spielten „Fifa 20“ von EA Sports. E-Sport statt regulärer Spielbetrieb – irgendwie muss der Ball ja rollen. Wenn auch nur zum Zeitvertreib und ohne wirklichen Wettbewerbsgedanken. Der Modus dafür ist gewöhnungsbedürftig, weil jeweils ein Profi aus dem Team und einer aus dem Umfeld des Vereins antreten. So kommt es zu zwei Spielen, das Ergebnis beider Partien wird addiert, um ein Endresultat zu ermitteln.

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Hertha BSC bekam es am Samstag mit dem SC Paderborn zu tun. Maximilian Mittelstädt traf auf Rifet Kapic, wie der Berliner im realen Leben von Beruf Mittelfeldspieler. Anders als an normalen Samstagnachmittagen durfte sich Mittelstädt allerdings darüber freuen, dass es schon 4:1 für ihn stand, bevor es überhaupt losging. Denn zuvor hatte Vereinskollege und E-Sportler Elias Nerlich eine starke Leistung gegen den Paderborner Lucas Fiedler gezeigt. Mittelstädt konnte diesen Vorsprung verteidigen, 2:2 hieß es in seinem Spiel am Ende und damit insgesamt 6:3 für Hertha.

Wer Lust hatte, konnte dieses Spiel und auch die weiteren online auf den offiziellen Bundesliga-Sendern Sky und Dazn oder auf dem YouTube-Kanal der Bundesliga verfolgen. 90 Minuten dauert eine Partie dabei nicht, der Zeitraffer des Spiels verhindert aufkommende Langeweile. Zudem hält ein Live-Kommentator die Zuschauer bei Laune, und das erinnert dann fast schon wieder an den wahren Fußball. Spätestens dann, wenn der Sprecher nur noch nervt.

Für Chancengleichheit ist übrigens dadurch gesorgt, dass die Spielstärken aller Teams identisch sind. Somit hätte am Sonntag also auch Zweitligist Regensburg gegen den höherklassigen 1. FC Union eine Chance gehabt. Theoretisch. In der Praxis hatten die beiden Union-Profis Julius Kade und Keven Schlotterbeck mit ihren Regensburger Kontrahenten Federico Palacios und Tom Baack kaum Probleme.

Maximilian Mittelstädt erkämpfte sich ein 2:2.
Maximilian Mittelstädt erkämpfte sich ein 2:2.

© Hertha BSC@Twitter

Vor allem der 20-jährige Kade, vor der Saison von Hertha zu den Köpenickern gewechselt, aber bislang noch ohne Saisoneinsatz, langte in seinem Spiel gegen Palacios richtig zu. Das hatte wegen technischer Probleme erst mit 20 Minuten Verspätung begonnen – wie das eben manchmal so ist in dieser Zeit, die nun auch die letzten eigentlich Unbeirrbaren dazu bringt, sich mit den Vorzügen der Digitalisierung zu beschäftigen.

„Der Förster hat wieder kein Internet“, schrieb wegen der Startschwierigkeiten sogleich wer in der Chatfunktion des YouTube-Streams. Die wurde bereits am Samstag fleißig genutzt, während bei Twitter wirklich zuverlässig nur ein Porno-Spammer auftrat. So richtig flutschte das Ganze noch nicht, aber aller Anfang ist eben schwer.

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So hakte auch im Duell zwischen Kade und Palacios am Anfang das Spiel gewaltig. „Wer hat hier ein 56k-Modem?“ und „laaaaaaaaggggg“ schallte es im typischen Gamer-Slang durch den Chat. Kade zog die Augenbrauen hoch und schüttelte angesichts der Ruckelpartie auf dem virtuellen Rasen den Kopf – bis er nach ebenso virtuellen 30 Minuten mit Sebastian Polter in den Strafraum eindrang, cool blieb und den Ball zur 1:0-Führung ins Netz legte. Damit war der Knoten geplatzt, nicht nur spielerisch, sondern auch technisch: Von da an lief alles schön flüssig.

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Vor allem für Kade. Der drehte weiter auf, schnürte mit Polter gleich einen Dreierpack und ließ dann auch noch den eingewechselten Akaki Gogia treffen. So schickte Kade seinen Teamkollegen Keven Schlotterbeck mit einer 4:0-Führung im Rücken in das zweite Duell gegen die Regensburger.

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Sein Gegner Tom Baack, wie Schlotterbeck in der analogen Welt Defensivspieler, hatte sich zuvor mit dem Bochumer E-Sport-Profi Xander auf die Begegnung vorbereitet, blieb dann aber erstaunlich zahnlos. Schlotterbeck ging früh mit 1:0 in Führung – Gogia traf erneut –, und damit war die Luft raus, auch wenn Baack noch den Ausgleich erzielte. Mit einem souveränen 5:1 zeigte Union also, wer hier Erst- und wer Zweitligist ist. Auch virtuell.

Vier Erstligisten sind bei der „Home Challenge“ übrigens nicht dabei, unter anderem der FC Bayern. Der Rekordmeister pflegt eine Partnerschaft mit dem japanischen Videospielhersteller Konami, der das Fifa-Konkurrenzspiel „Pro Evolution Soccer“ produziert. So oder so wird es am kommenden Wochenende eine Fortsetzung geben – auch wenn es im Sinne aller Fans sein dürfte, dass bald wieder der echte Ball in der Bundesliga rollt.

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