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Bundesliga: Hoffenheim verliert die Übersicht

Die TSG Hoffenheim verliert wegen vieler Abwehrschwächen 1:4 gegen Leverkusen und wird am Samstag wohl die Tabellenführung abgeben müssen

Der Zauber verfliegt, schneller, als es den Hoffenheimer Himmelsstürmern lieb sein kann. Sie spielen immer noch schönen Fußball, aber längst nicht mehr so mitreißenden wie im vergangenen Jahr. Und, schlimmer noch, die Ergebnisse stimmen nicht mehr. Sechs Tage nach dem mühsamen 1:1 bei Schlusslicht Borussia Mönchengladbach gab es am Freitag die erste Niederlage im neuen Jahr, und was für eine. 1:4 (1:3) hieß es vor 30 150 Zuschauern gegen Bayer Leverkusen. Damit dürfte die Tabellenführung weg sein, wenn es denn am Samstag im Spitzenspiel zwischen Hertha BSC und Bayern München einen Sieger gibt.

Schuld an der ersten Niederlage im zehnten Hoffenheimer Bundesliga-Heimspiel trug der zurzeit effektivste, vielleicht sogar beste deutsche Stürmer. Patrick Helmes schoss seine Saisontore Nummer 14 und 15 und liegt damit in der Bundesliga-Schützenliste nur noch drei Treffer hinter Hoffenheims Vedad Ibisevic, der in dieser Saison wegen eines Kreuzbandrisses nicht mehr gegen den Ball treten wird. Helmes krönte das kluge, schnelle, schnörkellose Leverkusener Spiel. Und er zeigte Hoffenheim, wie dramatisch individuelle Fehler eine Mannschaft schwächen können, die vor allem von ihrer kollektiven Stärke lebt und die gegen Leverkusen noch auf den verletzten Marvin Compper verzichten musste.

War das zweite Tor regelgerecht?

Den ersten unverzeihlichen Fehler leistete sich Hoffenheims linker Verteidiger Andreas Ibertsberger nach zwei Minuten. Den Zweikampf mit Renato Augusto hatte der Österreicher schon gewonnen, dann aber stolperte er über den Ball, so dass Bayers Brasilianer alle Zeit der Welt hatte für seinen Pass auf Helmes, der von der Strafraumgrenze traf. Zehn Minuten später rutschten Per Nilsson und Demba Ba weg, und Simon Rolfes wuchtete den Ball mit grenzwertigem Einsatz am Fünfmeterraum gegen Torwart Timo Hildebrand zum 2:0 über die Linie. „Ich bin von Geburt an Stürmer, deshalb ist das für mich ein klares Tor“, meinte Bayers Sportdirektor Rudi Völler. Hildebrand meinte dagegen: „Da muss man Foul pfeifen.“

Die Führung gab den schlecht in die Rückrunde gestarteten Leverkusenern Selbstbewusstsein, aber noch war Hoffenheims Wille nicht gebrochen. Bayers Torhüter René Adler brachte den Aufsteiger zurück ins Spiel. Seine Grätsche am Strafraumeck gegen Ba war zum einen überflüssig, zum anderen schlecht getimt, denn er traf den Senegalesen heftig am Knöchel und war mit der Gelben Karte nicht schlecht bedient. Den fälligen Elfmeter verwandelte Sejad Salihovic nach einer halben Stunde zum Anschluss.

Helmes traf noch ein zweites Mal

Vielleicht hätten die Hoffenheimer das Geschehen noch einmal wenden können, wenn sie denn den knappen Rückstand in die Halbzeit gerettet hätten. Doch quasi mit dem Pausenpfiff patzten sie erneut. Es war dieses dritte Gegentor fast eine Kopie des ersten, nur dieses Mal eingeleitet mit einem Freistoßtrick, wie er simpler kaum sein kann. Am linken Strafraumeck lief Tranquillo Barnetta an, trat über den Ball, den er prompt von Michal Kadlec in den Lauf gespielt bekam. Von der Grundlinie flankte Barnetta in die Mitte, wo auch noch Tobias Weis über den Ballt trat. Helmes bedankte sich, diesmal mit einem flachen Schuss ins linke Eck.

Zur zweiten Halbzeit brachte Hoffenheims Trainer Rangnick seinen leicht verletzten Stürmer Chinedu Obasi, doch der war gerade zwei Minuten dabei, da war das Spiel früh, aber endgültig entschieden. Nach Barnettas Ecke waren sich Hildebrand und der gleichfalls eingewechselte Isaac Vorsah nicht einig, Gonzalo Castro köpfte unbedrängt zum 4:1 ein. „Wir wollten Hoffenheim in die Rückwärtsbewegung zwingen“, sagte Leverkusens Trainer Bruno Labbadia. „Das ist uns gelungen.“

Es spricht für Moral und Selbstverständnis der Hoffenheimer, dass sie weiter bemüht waren, ihren Zuschauern schönen Fußball zu bieten, aber viel heraus kam dabei nicht. Helmes hätte beinahe noch ein drittes Tor erzielt, traf aber 20 Minuten vor Schluss von der Strafraumgrenze nur das Außennetz. Kurz vor Schluss schaffte es Pirmin Schwegler nicht, den Ball allein vor Hildebrand im Tor unterzubringen, und Stefan Kießling rutschte einmal nur knapp am Ball vorbei. Immerhin: Das ganz große Debakel blieb dem Noch-Tabellenführer erspart.

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