
© imago/Oliver Ruhnke
Homofeindliches Banner bei Eintracht Frankfurt: Diese Kräfte setzen sich im Fußball dagegen ein
Beim Spiel gegen den FC St. Pauli kommt es zu einem homofeindlichen Vorfall auf Seite der Gäste. Nicht nur die Vereine reagieren prompt. Auch im Rest der Fußball-Welt regt sich Widerstand.
Stand:
Lange dauerte es nicht, bis Eintracht Frankfurt reagierte. Nachdem Fans beim Bundesligaspiel gegen den FC St. Pauli am vergangenen Wochenende ein homofeindliches Banner mit der Aufschrift „CBD statt CSD“ hochgehalten hatten, veröffentlichte der Verein am Sonntag eine Stellungnahme.
Bei Frankfurt seien alle Menschen willkommen, unabhängig von der sexuellen Orientierung, wurde Präsident Mathias Beck zitiert. „Wir verurteilen Fanbanner mit queerfeindlichen oder homophoben Inhalten. So etwas hat bei bei Eintracht Frankfurt keinen Platz.“
Leider haben solche Banner nicht nur bei Frankfurt, sondern im Fußball allgemein, immer noch zu viel Platz. Das zeigt eine Umfrage aus dem vergangenen Jahr, nach der 46 Prozent der fußballinteressierten Menschen in Deutschland Homophobie als ernstes Problem im Profifußball ansehen.
Doch es gibt Kräfte, die dagegen halten, sowohl einzelne Anhänger als auch Fangruppierungen und Amateurvereine.
Regenbogenadler forderten Statement
Bei Eintracht Frankfurt ist es unter anderem der Fanklub Regenbogenadler, der 2013 gegründet wurde und über mehr als 70 Mitglieder verfügt. Das Thema Diskriminierung gegen queere Menschen werde von Verbänden wie dem Deutschen Fußball-Bund häufig nur „halbherzig“ angegangen, heißt es auf der Website. Dem will der Fanklub etwas entgegensetzen und ein Zeichen für Vielfalt setzen, indem er beispielsweise Aufklärungsarbeit betreibt und Veranstaltungen zum Thema organisiert.
Er ist außerdem Teil der Queer Football Fanclubs, einer Vereinigung schwul-lesbischer Fanorganisationen aus ganz Europa, die zur Sichtbarkeit in den vergangenen Jahrzehnten beigetragen haben.
„Wir dachten und hatten gehofft, dass wir hier schon weiter sind“, schrieben die Regenbogenadler nach dem Vorfall am vergangenen Wochenende. „Das sind nicht irgendwelche Aktionen oder Brüllereien von einzelnen Verstrahlten. Das ist mittlerweile ein grundsätzliches Problem, auf das regiert werden muss.“ Gemeinsam mit anderen Fans forderten die Regenbogenadler ein Statement von Seiten des Vereins – das sie am Montag erhielten.

© Eintracht Frankfurt
Ein Frankfurt-Fan, der sich seit Jahren für queere Rechte einsetzt, ist Dario Minden. Besondere Prominenz erlangte er 2022, als er vor der WM in Katar gegenüber dem katarischen Botschafter die Lage queerer Menschen im Gastgeberland kritisierte.
Im Stadion den Mund aufmachen
Mit Blick auf queerfeindliche Vorfälle in deutschen Fußballstadien sagte er damals dem Tagesspiegel: „Es ist ein stetiger Kampf. Jeder kann dazu einen kleinen Beitrag leisten – egal ob er Teil der Community ist oder nicht.“ Man sollte zum Beispiel einschreiten und sich positionieren, wenn man homofeindliche Kommentare bei Spielen mitbekommt.
Nach dem Vorfall am Wochenende postete Minden auf X „CSD statt AfD“ und dazu einen Regenbogen. In der Kommentarspalte wies er darauf hin, dass Eintracht Frankfurt im vergangenen Jahr erstmals mit einem Wagen auf dem Christopher Street Day in Frankfurt vertreten war.
Ein Tag auf dem CSD – Besser als ein Leben auf CBD.
Spruch auf einem Banner der Fans vom FC St. Pauli
Doch es waren nicht nur Frankfurter Fans, die deutliche Worte fanden. Auch auf Seite der Gastgeber wurde der Vorfall scharf verurteilt, sowohl vom Verein als auch von den Fans. „Solche Aussagen sind völlig inakzeptabel und in keiner Weise zu tolerieren oder zu ignorieren“, schrieb der Fan-Podcast und Blog MillernTon.
Er verwies darauf, dass es 2018 noch eine Choreografie unter dem Motto „United Colors of Frankfurt – Eintracht lebt von Vielfalt“ gab. Davon hätten sich Teile der Fanszene nun aber „ziemlich weit entfernt“. Fans der Südkurve im Millerntor reagierten noch in der zweiten Halbzeit des Spiels und hielten ein Banner mit der Aufschrift „Ein Tag auf dem CSD – Besser als ein Leben auf CBD“.
Natürlich gibt es auch darüber hinaus zahlreiche Kräfte, die Vielfalt im Fußball postulieren. Etwa auf Bundesebene beim Verband Queere Vielfalt, der sich seit Jahren im Sport engagiert. Alice Drouin vom Bereich Sport in Berlin-Brandenburg etwa organisierte während der Fußball-EM 2024 ein Pridehouse.
Auf lokaler Ebene bietet beispielsweise das Fanprojekt Babelsberg Workshops für Schulklassen und Jugendgruppen an, in denen diese sich tiefergreifend mit Antidiskriminierung am Beispiel im Fußball auseinandersetzen.
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