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Keine Intensität: Dem 1. FC Union gehen auswärts die fußballerischen Tugenden ab
Bei der Niederlage gegen den FC St. Pauli schleichen sich beim 1. FC Union altbekannte Schwächen ein. Problematischer ist aber die fehlende Intensität, mit der die Köpenicker ihre Auswärtsspiele angehen.
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Es dauerte nicht lange, bis die Fans des 1. FC Union nach und nach ihre Faust in die Luft streckten und ihrem Team mit dieser Geste ihre Unterstützung in der aktuell schwierigen Lage demonstrierten. Wieder mussten die zahlreich mitgereisten Fans aus Berlin in der Ferne eine Niederlage hinnehmen.
Gegen den FC St. Pauli reichte es nach einer fußballerisch schwachen Leistung erneut nicht für drei Punkte, am Ende hieß es 0:3 (0:1) aus Sicht Unions. „Wir sind wirklich sehr dankbar für den Support. Die Fans haben eine riesige Reise und machen alles mit“, meinte Benedict Hollerbach. „Demnach tut es umso mehr weh, dass wir sie nie belohnen, also wirklich ganz, ganz selten in den letzten zwei, eineinhalb Jahren.“
In der Auswärtstabelle der Fußball-Bundesliga belegt Union mit fünf Punkten aus zehn Spielen nur Rang 16. Lediglich in Kiel, Mitte Oktober, konnte ein Sieg eingefahren werden, in Mainz und Leipzig reichte es immerhin für einen Punkt. „Die Ergebnisse sprechen diese Sprache, aber ich finde, davon sollten wir uns mal ganz schnell lösen“, antwortete Steffen Baumgart trocken, als er auf die schlechte Auswärtsbilanz angesprochen wurde, die nun im Zurückfallen auf Platz 14 resultierte.
Als der Trainer des 1. FC Union den Rasen verließ, gab es einige Pfiffe von den Rängen, allerdings von den heimischen Fans und nicht von den mitgereisten Anhängern aus Berlin. Unions Trainer schien sie entweder nicht wahrzunehmen oder sie zu ignorieren, denn er ließ sich nichts anmerken beim Gang in die Katakomben des Millerntor-Stadions.
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Auch bei den anschließenden Interviews wirkte er relativ gefasst und analysierte die schwierige Situation des Fußball-Bundesligisten in einem nüchternen Ton. „Niederlagen sind immer bitter, egal wie die Tabellensituation ist“, sagte Baumgart. „Ich werde nach vorne gucken, das ist der Ansatz, den wir haben.“
Bevor er das tat, blickte er doch nochmal auf das verlorene Spiel zurück und versuchte eine Erklärung für den schwachen Auftritt seiner Mannschaft zu finden. „Wir haben die ersten zwanzig Minuten vernünftig gespielt, dann kommt ein Tor, das im Fußball passiert und trotzdem haben wir jedes Mal die Möglichkeit zum Ausgleich.“
Unions Trainer meinte damit zwei Chancen Hollerbachs, einmal mehr der einzige Lichtblick in der Köpenicker Offensive, unmittelbar nach den beiden ersten Gegentreffern durch Morgan Guilavogui und eine weitere gute Gelegenheit direkt nach der Pause von Jordan.
Union spielte St. Pauli genau in die Karten
Also fehlte in gewisser Weise nur etwas das Spielglück? Allein damit die herbe Niederlage zu erklären, würde allerdings nicht weit genug greifen. In der Offensive zeigte sich Union trotz deutlich mehr Ballbesitz gewohnt harmlos und auch gegen den Ball schlichen sich zu viele einfache Fehler ein. „Wir wollten ein bisschen defensiver spielen und von der Herangehensweise Union ein bisschen mehr den Ball überlassen. Das hat eigentlich auch ganz gut geklappt“, sagte St. Paulis Trainer Alexander Blessin zufrieden.
Baumgart stimmte seinem Kollegen zu und attestierte seiner Mannschaft fehlende Kombinationsqualitäten. „Dann muss man klar gucken, wie man den Spieß wieder umdreht und dem Gegner vielleicht den Ball zu geben, um nicht in seine Stärken reinzuspielen. Die Lehren sollten wir schon daraus ziehen: Was kann man, was kann man nicht.“
Wir müssen genauso auftreten wie zu Hause, wo diese wahnsinnige Atmosphäre ist, die uns so beflügelt und jeden dazu bringt, an sein Maximum zu gehen.
Benedict Hollerbach über Unions schwache Auftritte auswärts
Zwar habe sich seine Mannschaft zu keinem Zeitpunkt aufgegeben, zugleich aber die für Union typischen Tugenden wie eine hohe Intensität gegen den Ball oder eine gute Zweikampfführung vermissen lassen. Bei allen drei Gegentoren präsentierten sich die Berliner nicht wach genug und liefen dem Gegner aufgrund falscher Positionierung stets mindestens einen Schritt hinterher.
„Im Ganzen war es einfach zu unüberzeugt. Wir müssen genauso auftreten wie zu Hause, wo diese wahnsinnige Atmosphäre ist, die uns so beflügelt und jeden dazu bringt, an sein Maximum zu gehen“, sagte Hollerbach. „Das haben wir eben auswärts nicht und das merkt man einfach in jedem Auswärtsspiel.“
Wenn der 1. FC Union im Stadion An der Alten Försterei spielt, läuft es tatsächlich meist besser. Doch in den kommenden Heimsielen warten mit RB Leipzig und Borussia Mönchengladbach nun auch keine einfachen Gegner. Folglich muss Union also unbedingt auch in der Ferne Zählbares mitnehmen. Und dazu müssen sie wieder konstant die Basics abrufen. Denn das war stets der Schlüssel zum Erfolg in Köpenick.
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