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Herthas Suat Serdar (re.) im Zweikampf mit Rani Khedira.

© Imago Images/Nordphoto

Klub setzt im Derby auf die Hilfe der Fans: Hertha BSC muss ackern für den Stimmungsaufheller

Mit Blick auf die Tabelle ist das Stadtduell für Hertha nur eines von sechs Endspielen im Kampf um den Klassenerhalt. Doch es geht auch um andere Dinge.

Die meiste Zeit seiner Spielerkarriere hat Felix Magath beim Hamburger SV verbracht. Viele Stadtderbys hat er da nicht miterlebt, weil der FC St. Pauli damals meist nicht in der Fußball-Bundesliga spielte. Bei einem Derby zu Beginn des Jahres 1978 hat Magath aber das Siegtor zum 3:2 für den HSV gemacht.

Angesprochen auf eine besondere Derby-Erinnerung nannte der aktuelle Trainer von Hertha BSC allerdings das Hinspiel der Saison 1977/78 – als der HSV gegen Aufsteiger St. Pauli völlig überraschend 0:2 verlor. „Diese Niederlage hatte zur Folge, dass es große Veränderungen im Verein gab“, sagte Magath.

Unter anderem wurde Günter Netzer wenig später Manager. „Der HSV hat sich zu dem entwickelt, was er in den 80er Jahren war, zu einer der besten Mannschaften in Europa“, schloss Magath den kurzen Exkurs in die eigene Vergangenheit.

In der Gegenwart würde eine Niederlage im Derby gegen den 1. FC Union (Samstag 18.30 Uhr, live bei Sky) die Situation bei Hertha noch schwieriger machen als sie ohnehin schon ist. Auf der anderen Seite würde ein Sieg des Tabellen-17. zwar nicht auf einen Schlag alles ins Positive umkehren, „kann aber ein ganz großer Stimmungsaufheller werden“, wie Sportgeschäftsführer Fredi Bobic sagt.

Nachdem die Mannschaft in dieser Spielzeit nicht nur, aber auch in den Derbys zum Teil durch eher diskrete Leistungen auffiel, schob Bobic hinterher: „Dafür musst du ackern, musst was tun. Und am Ende musst du das Ding ziehen.“

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Ein Sieg wäre enorm wichtig im Kampf um den Klassenerhalt und würde den Spielern womöglich ein Stück der Lockerheit geben, die Magath bisher vermisst. „Die Spieler wollen“, sagt der Trainer, „aber sie können noch nicht, weil sie noch keine Sicherheit haben.“

Seine Arbeit sei „eher psychologischer Natur als fußballtechnisch oder taktisch“. Zumindest personell kann der 68-Jährige fast aus dem Vollen schöpfen. Der unter der Woche angeschlagene Peter Pekarik kann nach Aussage des Trainers spielen, beim zuletzt in Leverkusen verletzt ausgewechselten Niklas Stark gebe es „noch ein Fragezeichen“. Sicher ausfallen wird nur der am Oberschenkel verletzte Torwart Alexander Schwolow.

Neben Punkten und Selbstvertrauen würde ein Sieg noch in anderer Hinsicht viel bewirken – bei den Fans. Seit Monaten verbuchte Hertha größtenteils Niederlagen. Die beiden bisherigen Derbys in dieser Saison gingen ebenfalls verloren, der letzte Sieg gegen den 1. FC Union stammt aus den Dezember 2020. In der Tabelle ist Union auf Rang sieben weit enteilt, jüngst hatTrainer Urs Fischer das erneute Erreichen des Europapokals als Ziel ausgegeben.

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Magath: „Union ist natürlich Favorit“

Bei Hertha sagt Magath: „Union ist natürlich Favorit.“ Und: „Mit jedem Punkt, den wir nicht machen, wächst der Druck, der eh schon groß ist.“ Daher hoffen die Verantwortlichen auch auf einen Motivationsschub von außen.

Von den Fans, die wieder in großer Zahl kommen dürfen. Magath warb ausdrücklich um Unterstützung: „Es geht in jedem Spiel um Hertha BSC. Es geht um den Verein. Nur zusammen können wir diese schwierige Situation meistern.“

Das Olympiastadion wird erstmals seit Januar 2020 ausverkauft sein, alle 74.667 Tickets sind weg. „Das wird einmalig sein, es ist für alle eine Ewigkeit her“, sagt Bobic. Weil es eben so lange her ist und damit auch für den Verein nach der langen Zeit der coronabedingten Geisterspiele oder schmalen Kulissen eine Umstellung bedeutet, werden die Stadiontore bereits um 16 Uhr geöffnet. Mit kleinen Geschenken wie einer Hertha-Fahne oder einem Freigetränk wird der Klub jene belohnen, die früh erscheinen.

Eigentlich sei das Derby nur eines „von sechs Endspielen“, betont Magath, nennt es aber kurz darauf eine „Sondersituation“. Auch für ihn, trotz der jahrzehntelangen Erfahrung im Profigeschäft. Er sei bereits nervös, bekannte der Trainer am Freitagmittag.

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