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Ein goldener Moment für das deutsche Olympia-Team: Laura Lindemann sprintete in der Triathlon-Staffel als Erste ins Ziel.

© IMAGO/Xinhua

Leistungsbereitschaft im Sport: Es gleicht einem Wunder, dass sich überhaupt noch jemand schindet

CDU-Politiker Carsten Linnemann beklagt mangelnde Leistungsbereitschaft in Deutschland. Ein Vorwurf, mit dem auch die Spitzensportler hierzulande konfrontiert sind. Dabei ist das Gegenteil der Fall.

Martin Einsiedler
Ein Kommentar von Martin Einsiedler

Stand:

Der CDU-Politiker Carsten Linnemann findet, dass sich die Menschen in diesem Lande nicht mehr anstrengen. Es fehle die Leistungsbereitschaft. „Wir sind Schlusslicht. Wir steigen ab.“

Linnemann sagte das jüngst mit Blick auf die Wirtschaft. Auf den Sport, so sehen das viele Beobachter, trifft die Einschätzung des CDU-Generalsekretärs besonders zu.

Wie anders kann man das Ergebnis der deutschen Athletinnen und Athleten bei den Olympischen Spielen in Paris in diesem Sommer erklären?! Das deutsche Team landete auf dem zehnten Platz im Medaillenspiegel, es schnitt so schlecht ab wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr.

Die einfachste Erklärung: Es will sich hier einfach keiner mehr quälen für den Erfolg. Kein Wunder, selbst bei den Bundesjugendspielen wird zunehmend auf den Wettkampfgedanken verzichtet. So kann aus unserem Nachwuchs nichts werden!

Doch so einfach ist es nicht, das Linnemann’sche Argumentationsmuster hilft im Sport nicht weiter. Es ist – auch hier – purer Populismus. Die Wahrheit hinter der olympischen Erfolglosigkeit der Deutschen ist eine andere.

Die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Laufbahn in den meisten olympischen Sportarten sind im Vergleich mit den Top-Nationen denkbar schlecht. Und das, obwohl die sportlichen Vorgaben seitens der Politik hoch sind. Die deutschen Athleten sollen wieder in die Weltspitze geführt werden – konkret bei Olympischen Sommerspielen wieder unter die Top 5 im Medaillenspiegel und im Winter weiterhin unter die Top 3.

Aber finanzielle Unsicherheit begleitet die Sportlerinnen und Sportler. Viele bewegen sich am Existenzminimum. Wer wegen einer Verletzung Kaderplatz und Förderung verliert, muss schauen, wo er oder sie bleibt.

Ein Punkt ist zudem die Rentenregelung. In Frankreich beispielsweise gleicht der Staat die von den Spitzensportlern nicht eingezahlten Quartale aus, um ihre Rentenansprüche zu ergänzen. Das schafft mehr Sicherheit und Perspektive. All das fehlt in Deutschland. Besonders betroffen von der defizitären Sportförderung sind die Frauen, einen angemessenen Mutterschutz gibt es nicht.

Ein Sportfördergesetz sollte nun mehr Perspektive und Sicherheit schaffen. Doch mit dem Ende der Ampel platzte nun (vorerst) auch dieses Vorhaben.

So bleibt am Ende die Erkenntnis, dass es im Spitzensport hierzulande gewiss nicht an der Leistungsbereitschaft mangelt. Vielmehr gleicht es einem sportlichen Wunder, dass sich unter den gegebenen Bedingungen überhaupt noch so viele Athletinnen und Athleten tagtäglich schinden.

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