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Leverkusen zurück in Meisterform?: Xabi Alonso warnt vor Euphorie und dem 1. FC Union
Nach zehn Toren in vier Tagen ist bei Bayer Leverkusen das Selbstbewusstsein zurück. Doch ist der Meister um Ausnahmetalent Wirtz schon wieder in Topform? Zweifel sind angebracht.
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Granit Xhaka ist auf dem Rasen der verlängerte Arm von Xabi Alonso, kommunikativ waren der Mittelfeldstratege und sein spanischer Trainer zuletzt aber nicht auf einer Wellenlänge.
„Ich habe das Gefühl, dass in den letzten drei, vier Wochen die Mentalität, dieser Hunger zurück sind“, sagte Xhaka nach dem 5:0 gegen Salzburg in der Champions League. Schon in Heidenheim habe Bayer Leverkusen nach dem 0:2-Rückstand wieder gespielt, wie „die Mannschaft, die letztes Jahr so dominant gewesen ist“.
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Nach zehn Toren in vier Tagen – das sind genauso viele, wie Union in der gesamten bisherigen Saison erzielt hat – ist das Selbstverständnis eines Deutschen Meisters und Pokalsiegers zurück bei den Leverkusenern. Nur einem geht die Schwärmerei von Dominanz und offensiver Power zu weit: Xabi Alonso.
„Es sind noch Höhen und Tiefen und es gibt viel Raum für Verbesserungen“, sagte der perfektionistische Baske und warnte vor zu viel Euphorie. Zwei gute Spiele seien nicht genug, um dem Team wieder die Form des Vorjahres zu attestieren.
Alonso gegen Union noch ohne Gegentor
Zumal Alonso nicht davon ausgeht, dass Leverkusen am Samstag (15.30 Uhr, Sky) gegen den 1. FC Union Berlin im Stadion An der Alten Försterei erneut so große Räume vorfinden wird wie am Dienstag in der Champions League.
„Das ist ein anderes Spiel, ein anderer Gegner“, sagte Alonso. Mehrfach sprach er von der Intensität, die sein Team erwarten wird, von den Rängen, aber auch auf dem Rasen. „Dafür müssen wir bereit sein, wir müssen aber auch unseren Gameplan umsetzen.“
Auch wenn Leverkusen unter ihm drei der vier Spiele gegen Union gewonnen hat und dabei ein Torverhältnis von 10:0 aufweist, hat Alonso viel Respekt vor der Aufgabe. Allerdings hat das nicht nur mit der unangenehmen Spielweise der Berliner zu tun, sondern auch mit der tückischen Ausgangslage.
In Anbetracht der jüngsten Leverkusener Kantersiege und Unions Durststrecke von vier Spielen ohne eigenen Treffer wäre alles andere als ein Erfolg des Doublegewinners eine faustdicke Überraschung. Gerade diese klare Favoritenstellung und der enge Spielplan stellen eine Gefahr dar. Zwischen Champions League und Pokalhighlight gegen den FC Bayern am kommenden Mittwoch kommt das Spiel bei Union wie eine lästige Pflichtaufgabe daher.
In der vergangenen Saison hat die Werkself auch solche Spiele gewonnen, mal souverän, mal durch Treffer in der allerletzten Sekunde. Die Bundesliga beendete Leverkusen ungeschlagen, die einzige Niederlage gab es im Finale der Europa League. Ob diese Stabilität und Widerstandsfähigkeit nach einem durchwachsenen Start in die Spielzeit bereits wieder zurück sind, ist die große Frage.
Florian Wirtz zaubert
Die zwei klaren Siege gegen Heidenheim und Salzburg sind als Datenlage zu dünn, um eine klare Antwort zu geben. Wirklich gefordert wurde Leverkusen dabei nicht – und davor wirkte die Mannschaft verwundbar. Klammert man das Pokalspiel gegen Zweitligist Elversberg aus, blieb die Werkself vor der Länderspielpause fünfmal sieglos. Der Rückstand auf Tabellenführer Bayern München beträgt bereits neun Punkte.
Es ist also durchaus verständlich, dass Alonso die neuerlichen Lobeshymnen auf sein Team zu früh kommen. Daran ändern weder die Galaauftritte von Florian Wirtz noch die starken Leistungen von Patrik Schick etwas. Denn der Schlüssel zur Leverkusener Meisterform liegt nicht im Ballbesitz, sondern im Spiel gegen den Ball.
Mit der enormen individuellen Qualität in der Offensive wird Alonsos Team immer Tore schießen, die erdrückende Dominanz der vergangenen Saison hatte ihren Ursprung aber im hohen Gegenpressing – und dieses funktionierte zuletzt wieder effektiver. „Dementsprechend bist du näher am Tor des Gegners, musst keine 60-Meter-Sprints mehr nach hinten machen, sondern bist sofort da“, sagte Xhaka.
In diesem Punkt erntete der Schweizer keinen Widerspruch von seinem Trainer. „Das Gegenpressing war gut“, sagte Xabi Alonso. „Das will ich auch am Samstag sehen.“
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