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EM-Qualifikation: "Man kann nicht immer glänzen"

Die deutsche Nationalelf erarbeitet sich zum Auftakt der EM-Qualifikation einen verdienten Sieg gegen Irland. Der Rausch der WM ist vorbei und doch war Stuttgart im Taumel der anhaltenden Euphorie um die junge Truppe.

Stuttgart - Dass die deutsche Nationalmannschaft auch nach den gemeinsamen Erfolgen bei der Fußball-Weltmeisterschaft nicht in völliger Harmonie erstarrt ist, zeigte Torsten Frings. Der Bremer Mittelfeldakteur nahm sich während des EM-Qualifikationsspiels gegen Irland seinen Torhüter Jens Lehmann kurz zur Brust. "Mich hat aufgeregt, dass er die Bälle immer lang abgeschlagen hat. Die Iren haben darauf nur gewartet, weil wir ihnen bei Kopfbällen ganz klar unterlegen waren", erläuterte Frings nach dem Spiel den Grund des kleinen Disputs. Darauf habe zuvor auch Bundestrainer Joachim Löw hingewiesen. "Wir haben kurz darüber geredet, dann war die Sache wieder erledigt", machte Frings zugleich deutlich.

Doch auch kleinere Unstimmigkeiten können die DFB-Elf derzeit nicht aus der Ruhe bringen. Und Ruhe und Geduld waren beim knappen 1:0 (0:0)-Sieg gegen Irland zum Auftakt in der Gruppe D der Qualifikation zur Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz auch lange Zeit gefragt. Nach mehreren vergebenen guten Möglichkeiten gelang Lukas Podolski erst in der 57. Minute mit einem abgefälschten Freistoß der erlösende Siegtreffer. "Jeder hat erwartet, dass wir jetzt jeden Gegner weghauen mit fünf oder sechs zu null. Aber auch kleinere Gegner wie Irland muss man erst einmal bezwingen", dämpfte der Torschütze die nach der berauschenden WM hohen Erwartungen in der Öffentlichkeit.

Denn, dass die Euphorie- und Begeisterungswelle der WM weiter nachwirkt, war in und um das Gottlieb-Daimler-Stadion kaum zu übersehen. Jene Spielstätte, in der sich die deutsche Mannschaft vor rund zwei Monaten mit einem 3:1 gegen Portugal den dritten Platz gesichert hatte und danach gefeiert wurde, als hätte sie gerade den Titel gewonnen, war auch gegen die Iren von Beginn an in ein schwarz-rot-goldenes Fahnenmeer getaucht. 53.198 Zuschauer - das Spiel war natürlich ausverkauft - unterstützten ihr Team von Beginn an lautstark mit diversen Gesängen und versetzten sich selbst wieder in jenen WM-Rausch des Sommers, der auf dem Spielfeld diesmal zumeist ausblieb.

"Gerannt, bis die Socken gequalmt haben"

"Wir sind am Anfang nicht so gut in die Zweikämpfe gekommen, mussten teilweise gegen eine Mauer anlaufen", erklärte Bundestrainer Löw nach seinem Pflichtspiel-Debüt als Chefcoach die Probleme seines Teams mit der massiven Defensive der Gäste. Oder wie Irlands Trainer Steve Staunton, der nach wiederholter Meckerei in der 75. Minute auf die Tribüne verbannt wurde, es treffend auf den Punkt brachte: "Meine Spieler sind gerannt, dass die Socken gequalmt haben." Was wiederum Löw bestätigte: "Die Iren waren sehr kampfstark, aber am Schluss war der Sieg verdient."

Löws Einschätzung teilte auch Michael Ballack. "Es war ein hartes Stück Arbeit, aber wir haben sehr diszipliniert gespielt. Das Tor ist etwas glücklich gefallen, aber in so einem Spiel gibt es keinen Schönheitspreis zu gewinnen", betonte der DFB-Kapitän, der nach überstandener Verletzung ins Team zurückgekehrt war, aber in seinem erst zweiten Pflichtspiel der Saison eine eher mäßige Partie ablieferte. "Man kann nicht immer glänzen", fasste der England-Legionär seine eigene Leistung und die seiner Teamkollegen zusammen und fügte hinzu: "Bei Qualifikationsspielen zählen nur die drei Punkte, die haben wir geholt." Auch Bastian Schweinsteiger stieß in die selbe Richtung: "Es war ein hartes Kampfspiel. Wir hatten die besseren Chancen und deswegen ist der Sieg auch in Ordnung."

Kein Betriebsausflug

Bei so viel Übereinstimmung wollte denn auch Frings nicht abseits stehen. "Es war kein schönes Fußballspiel, aber wir haben verdient gewonnen", betonte der 29-Jährige und gab die Richtung für das zweite Qualifikationsspiel am Mittwoch in San Marino (20.45 Uhr, live im ZDF) vor. "Es wird sicherlich leichter als gegen die Iren, aber wir werden den Gegner auf keinen Fall unterschätzen", wollte er von einem Betriebsausflug in die in Italien gelegene Mini-Republik nichts wissen.

Der Einsatz von Verteidiger Manuel Freidrich am Mittwoch ist nicht gefährdet, wie der DFB mitteilte. Der 26-Jährige hatte am Samstagabend kurz vor der Halbzeitpause einen heftigen Schlag auf den Knöchel erhalten. Die zweite Halbzeit hatte der Spieler von Bundesligist FSV Mainz 05 daraufhin nur durch die Einnahme von Schmerztabletten und mit Hilfe eines Tapeverbandes überstanden. «Ich habe jetzt einen Salbenverband und hoffe, dass es schnell wieder besser wird», sagte Friedrich nach der Partie.

Von Joachim Vonderthann (tso/ddp)

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