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Claudio Offenberg, 58, hat mit TuS Makkabi Antisemitismus im Berliner Amateurfußball erlebt. Bei den European Maccabi Games ist er der Organisator der Fußballturniere im Olympiapark.

© imago sportfotodienst

Antisemitismus im Berliner Fußball: "Manche Spieler müssen sich rechtfertigen, weil sie bei Makkabi spielen"

Claudio Offenberg, Sportlicher Leiter von TuS Makkabi Berlin, spricht im Interview mit dem Tagesspiegel über Antisemitismus im Vereinsfußball.

Claudio Offenberg, wie erlebt man den Vereinsfußball in Deutschland, wenn man einem jüdischen Verein wie TuS Makkabi Berlin angehört?

Anders als ich ihn bei meinen früheren Engagements bei verschiedenen anderen Berliner Klubs kennen gelernt habe.

Inwiefern?

Wir können uns nicht ausschließlich um den Sport kümmern, sondern auch um spezielle Dinge im Umfeld.

Sie meinen Antisemitismus. Welche Erfahrungen hat Makkabi damit gemacht?

Schon so einige. Vieles davon ist bekannt. Es gab in der Vergangenheit drei schwerwiegende Vorfälle.

Sie meinen Vorfälle in den vergangenen Jahren in Altglienicke, gegen die Reinickendorfer Füchse und bei Hürtürkel. Dabei wurden Makkabi-Spieler beschimpft und bedroht.

Ja, aber das sind die bekannten Fälle.

Was weiß man nicht?

Es gibt zum Beispiel in gewissen Abständen immer mal den Hinweis von Zuschauern unserer Heimspiele, dass sie kein Eintrittsgeld bezahlen wollen, mit der Aussage: „Für Juden gibt’s kein Geld.“

Wie reagiert TuS auf solche Sprüche?

Makkabi versucht dann mit Zuständigen dieses Zuschauerumfeldes zu sprechen. Meistens leider ohne Reaktion.

Sind Sie mit der Reaktion des Berliner Fußballverbandes (BFV) zufrieden?

Die Sportgerichtsverfahren gingen stets zu unseren Gunsten aus. Wohl auch deshalb hat der Berliner Fußballverband – auch in anderen Fällen – die verhängten Sanktionen besser umgesetzt.

Das war nicht immer so.

Nein, leider nicht. Der BFV ging in der Anfangszeit noch zu unentschlossen zu Werke.

Stimmt es, dass der BFV Makkabi Berlin zu sogenannten Integrationstreffen einlud?

Ja, das war schon skurril. Es war ja gut gemeint, aber sagt auch schon wieder einiges aus, wenn man bedenkt, dass Makkabi Berlin mit seinen Vorläufern zu den ältesten Vereinen Berlins gehört. Wir haben dieses Missverständnis aufgelöst.

Von welcher Gruppe kommen vorwiegend die Anfeindungen?

Bis 2008 kamen sie aus der rechten Ecke. Dann aber nahmen die antisemitischen Vorfälle zu, und sie kamen meist von Menschen mit migrantischem Hintergrund. Die Verschärfung des Nahost-Konflikts spiegelte sich auf den Berliner Sportplätzen wider. Am schlimmsten ist es aber für unsere muslimischen Spieler. Die müssen sich manchmal auf dem Platz und innerhalb ihrer Community die meisten dummen Sprüche anhören. Sie müssen sich mitunter dafür rechtfertigen, dass sie bei Makkabi spielen.

Glauben Sie, dass die European Maccabi Games, die am kommenden Montag in Berlin starten, zu einer größeren Akzeptanz des TuS Makkabi beitragen?

Das muss abgewartet werden. Man sollte vielleicht keine Wunderdinge erwarten, sondern dieses Treffen eines verstreuten Volkes auf den Sportarenen und Sportplätzen in Berlin genießen. Ich bin voller Spannung und Vorfreude und hoffe bei freiem Eintritt auf viele gutgelaunte, neugierige Zuschauer.

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