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© dpa

EM-ENTSCHEIDER: Gruppe B: Deutschland: Mario Gomez

Hier stellen wir bis zum EM-Beginn täglich die entscheidenden Spieler vor. Heute Folge 7: Mario Gomez, Deutschland.

Mario Gomez ist nach seinem zweiten Länderspiel mit Gerd Müller verglichen worden. Das ist nicht weiter schlimm, weil jeder halbwegs begabte deutsche Stürmer irgendwann mit dem Erfinder des Toreschießens verglichen wird. Gomez aber wurde darauf hingewiesen, dass er sogar besser als Gerd Müller sei. Gomez mag solche Übertreibungen nicht, vor allem nicht, wenn er zwei seiner drei Tore für die DFB-Elf gegen San Marino erzielt hat. „Gerd Müller hat doch nie gegen San Marino gespielt“, entgegnete er auf den steilen statistischen Vergleich. Das ist richtig, aber genauso richtig ist, dass Gomez nicht nur gegen die San Marinos dieser Welt treffen kann.

Dem Stuttgarter werden inzwischen auch die ganz großen Gegner zugetraut. Das unterscheidet ihn ein bisschen von Miroslav Klose, der seine Statistik vornehmlich durch Treffer gegen Israel, Österreich oder Saudi-Arabien geschönt hat. Klose wird offiziell noch als Nummer eins im deutschen Angriff geführt, inoffiziell ist Gomez längst an ihm vorbeigezogen. In der abgelaufenen Bundesligasaison belegte der Stuttgarter hinter Luca Toni Platz zwei der Torschützenliste, gemessen an seiner Einsatzzeit aber war Gomez sogar effektiver als der Italiener.

Langsam dämmert dem Land, dass da einer heranwächst, für den die Bundesliga bald zu klein sein könnte. Über Gomez’ Transferwert kursieren derzeit abenteuerliche Schätzungen, von 30, 40, gar 50 Millionen Euro ist die Rede. „Ich weiß, dass ich für viele interessant bin“, sagt Gomez, der noch bis 2012 in Stuttgart unter Vertrag steht und am Dienstag im Testspiel gegen Weißrussland wegen einer leichten Wadenverletzung noch geschont wurde.

Der 22-Jährige ist ein Stürmer, wie ihn die Nation lange nicht gehabt hat. Mit 1,89 Metern und 86 Kilogramm verfügt er über das Format des Brechers. Doch genauso wie er wuchtig kann, kann er auch elegant. Er ist mit einer erstaunlichen Auffassungsgabe gesegnet und einer hohen Handlungsschnelligkeit. Und er besitzt den Instinkt für das Wesentliche.

Im März, im Spiel des VfB gegen Bremen, hat Gomez ein für ihn typisches Tor erzielt. Der Treffer würde nie in einer Wahl zum Tor des Monats vorkommen, und doch besaß er eine eigentümliche Schönheit. Yildiray Bastürk spielte einen Pass in den Bremer Strafraum, der Pass war eigentlich unerreichbar. Tim Wiese stürzte aus seinem Tor, doch Gomez machte einen Ausfallschritt, traf den Ball mit seinem rechten Fuß und lenkte ihn links an Wiese vorbei.

Als Bastürk später auf seine schlampige Vorarbeit angesprochen wurde, antwortete er: „Man kann auch mit einem schlechten Pass ein Tor vorbereiten.“ Ja, wenn der schlechte Pass zu Mario Gomez kommt. Stefan Hermanns

Die Serie im Internet:

www.tagesspiegel.de/em2008

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