
© Imago/kolbert-press/Ulrich Gamel
Mentalität des Eishockey-Meisters: Die Eisbären sind die Comeback-Künstler
Die Berliner gewinnen in München nach einem starken Auftritt 3:2. Die Art und Weise des Sieges sollte eine Warnung an ihre Konkurrenten sein.
Stand:
Als zur Meisterzeremonie vor dem ersten Heimspiel dieser Saison nochmal die besten Szenen der Eisbären aus der vergangenen Saison gezeigt wurden, stand Ty Ronning häufig im Mittelpunkt. Der Kanadier hatte in 15 Play-off-Spielen acht Tore geschossen und war ein wesentlicher Faktor zur erneuten Berliner Krönung.
In den ersten Auftritten dieser Saison hatte Ronning noch verletzt zuschauen müssen als einer von mehreren Spielern, die derzeit mit Erkrankungen oder Verletzungen zu kämpfen haben. Wie wichtig er für die Berliner Offensive ist, zeigte sich am Freitagabend beim 3:2 (0:1, 1:1, 2:0) in der neuen Münchner Arena.
Zunächst bereite er den Ausgleichstreffer zum 2:2 in Überzahl nach einem 0:2-Rückstand vor, indem er zu Kai Wissmann passte, dessen Schuss Zach Boychuk abfälschte. Drei Minuten vor dem Ende erzielte Ronning willensstark den Siegtreffer für die Eisbären vor über 1000 mitgereisten Fans.
Kai Wissmann bekam über 30 Minuten Eiszeit
„Ich habe mich nicht unterkriegen lassen und weiterhin sehr hart gearbeitet“, sagte er anschließend über das Gefühl, endlich wieder dabei zu sein, „ich liebe Eishockey einfach“. Vor allem in und nach Spielen wie am Freitagabend, über den er sagt: „Wir haben vom Start bis zum Ende hart gearbeitet und wurden mit drei Punkten dafür belohnt.“
In der pompösen Heimstätte des EHC Red Bull München bekam der vielleicht ärgste Widersacher im Kampf um den Titel einen kleinen Vorgeschmack, wie schwer die Eisbären zu bezwingen sein werden. Obwohl bei den Berlinern weiterhin fünf Verteidiger fehlten und Kapitän Wissmann über 30 Minuten auf dem Eis stand, wirkte das Team von Serge Aubin über das ganze Spiel hinweg druckvoll und aggressiv.
Wir haben vom Start bis zum Ende hart gearbeitet und wurden mit drei Punkten dafür belohnt.
Ty Ronning über den Sieg in München
Der Münchener Kapitän Patrick Hager sagte anschließend bei Magentasport: „Wir haben viel verteidigen müssen, Berlin hat immer mehr Oberhand gewonnen.“ Und das, obwohl sein Team 2:0 geführt hatte und bis dahin noch keinen Punktverlust hatte hinnehmen müssen.
Die Eisbären hingegen sind die Comeback-Künstler dieser Tage. Als die Berliner am vergangenen Sonntag in Schwenningen über längere Zeit mit zwei Toren in Rückstand gelegen waren, wirkte es so, als wäre der Kräfteverschleiß durch die zahlreichen Ausfälle schon zu groß. Bereits in diesem Spiel wurden sie mit zunehmender Spieldauer immer stärker, mussten sich aber nach dem Penaltyschießen (3:4) mit einem Punkt zufriedengeben.
Eisbären treffen auf angeschlagene Ice Tigers
In Straubing am Dienstag (4:2) und nun in München gelang es aber, einen 0:2-Rückstand in einen Auswärtssieg zu verwandeln. Auch aufgrund der dünnen Personaldecke in der Abwehr blieben Patzer nicht aus. Die jeweilige Reaktion zeugt aber davon, wie viele Abläufe beim zehnfachen Champion bereits funktionieren.
Kennen Sie schon unsere Sport-Videos?
Am Sonntag wird die große Herausforderung darin bestehen, diese Mentalität auch dann zu offenbaren, wenn es gegen einen klaren Außenseiter geht. Die Nürnberg Ice Tigers um Sportdirektor Stefan Ustorf sind nach einem grausamen Freitagabend auf Wiedergutmachung aus. In der heimischen Arena unterlagen sie den Fischtown Pinguins aus Bremerhaven mit sage und schreibe 0:9.
Für die Eisbären geht es aber auch darum, die eigene Anhängerschaft in der Friedrichshainer Arena (16.30 Uhr, Magentasport) zu verwöhnen. Das 2:6 im ersten Heimspiel gegen Augsburg war etwas irritierend, nachdem es zuvor ausgiebig um die Meisterschaft gegangen war.
Aber es ist kein neues Phänomen, dass sich die Berliner immer dann schwer tun, wenn sie großer Favorit zu Hause sind und sich irgendwie das Gefühl einschleicht, besonderes Spektakel liefern zu müssen – mit meist gegenteiligem Effekt.
Mit der Arbeitseinstellung der vergangenen Tage und einem wieder genesenen Ty Ronning ist eigentlich alles gegeben, um nun auch zu Hause so richtig in dieser Saison anzukommen.
- showPaywall:
- false
- isSubscriber:
- false
- isPaid: