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Michael Kessens spielt seit einem Monat bei Alba Berlin.

© imago/Andreas Gora

Michael allein zu Haus: Neuzugang Kessens und seine ungewohnte Eingewöhnungszeit bei Alba Berlin

Seit Januar ist Michael Kessens bei Alba und nur in der Bundesliga spielberechtigt. Während seine Kollegen unterwegs sind, muss der Center kreativ werden, um in den Rhythmus zu kommen.

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Als Basketballer bei Alba Berlin verbringt man für gewöhnlich viel Zeit an Flughäfen oder über den Wolken. In den vergangenen Wochen ging es nach Mailand, Lyon, Belgrad und Kaunas. Michael Kessens spielt seit rund einem Monat bei Alba, seine Dienstreisen sind allerdings deutlich kürzer. Von Berlin-Mitte nach Bernau sind es 30 Kilometer.

Der 2,06 Meter große Center, der am kommenden Sonntag 34 Jahre alt wird, ist in der Euroleague nicht spielberechtigt und während seine Kollegen international im Dauereinsatz sind, trainiert Kessens so oft wie möglich bei Albas Kooperationspartner Lok Bernau aus der drittklassigen Pro B.

Denn in der Trainingshalle in der Berliner Schützenstraße ist dann kaum Betrieb und durch individuelle Übungen lässt sich die Wettkampfintensität nicht simulieren. Es ist eine ungewohnte Situation, für den Basketballer und für sein Team.

Sich nach einem Transfer im laufenden Spielbetrieb in einer neuen Mannschaft zu integrieren, ist ohnehin schon schwierig, wenn man nicht mal die Hälfte der Spiele bestreiten darf und die Kollegen tagelang nicht sieht, wird es noch herausfordernder. „Das Schwierigste in dieser Situation ist, einen Rhythmus zu finden“, sagt Kessens.

Die Zeit hatte ich eigentlich, aber die Jungs vom Fitnessbereich machen mich ganz schön platt.

Michael Kessens hat in Berlin noch nicht viel gesehen

Dabei hilft es nicht, dass der in Genf geborene Sohn einer Deutschen und eines Senegalesen, auch bei seinem vorherigen Klub nicht mehr regelmäßig zum Einsatz kam. Beim Euroleague-Überraschungsteam Paris Basketball stand er vom Saisonbeginn im September bis zu seinem Abschied nach Berlin gerade einmal 90 Minuten auf dem Parkett – und das ausschließlich in der französischen Liga.

Da er aber offiziell dem Euroleague-Kader von Paris angehörte und ihn der Klub nicht rechtzeitig vor der Wechselfrist abgemeldet hat, ist Kessens international nicht mehr spielberechtigt. Auf den ersten Blick ist das für Alba gar nicht so schlimm, schließlich sind die Berliner abgeschlagen Letzter und es geht für sie nur noch darum, die Saison anständig zu Ende zu bringen. Bei genauer Betrachtung ist es aber durchaus ein Problem.

Wichtiges Spiel am Mittwoch in Rostock

„Michael hat eine sehr gute Einstellung, aber dass er nicht in der Euroleague spielen kann, limitiert seine Eingewöhnung“, sagt Sportdirektor Himar Ojeda. Denn aufgrund des engen Spielplans und der vielen Reisen gibt es bei Alba kaum klassisches Mannschaftstraining und die Integration neuer Profis muss im laufenden Betrieb geschehen.

Der 92:77-Erfolg gegen die Hamburg Towers am Sonntag war gerade mal das vierte Spiel in der Bundesliga, seit Kessens in Berlin ist. Seinen Leistungen sieht man diese Hindernisse bisher allerdings nicht an. Bei seinem Debüt überzeugte er sofort mit einem Double Double (10 Punkte, 14 Rebounds), gegen Hamburg gelangen ihm acht Punkte in nur zehn Minuten. „Jeder Sieg ist in der momentanen Phase extrem wichtig und bringt ein bisschen mehr Selbstvertrauen. Das war ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt der Center.

Kessens beschränkt sich dabei auf das Wesentliche. Er macht wenig Spektakuläres, aber er geht engagiert zum Rebound, er spielt mit viel Energie. Seine physische und mentale Frische ist insbesondere in einem Team, das seit Monaten unter Verletzungen und Müdigkeit leidet und gerade wieder von einem Magen-Darm-Virus geschwächt wird, eine große Hilfe.

„Er leistet schon einen wichtigen Beitrag“, sagt Ojeda. Darauf hofft der Sportdirektor auch am Mittwoch (18.30 Uhr) beim wichtigen Auswärtsspiel in Rostock. Ein Sieg ist Pflicht, um der Aufholjagd Richtung Play-off-Zone nicht schon wieder den nächsten Dämpfer zu verpassen.

Anschließend ist Alba 15 Tage spielfrei, weil BBL und Euroleague für die EM-Qualifikation pausieren. Kessens bietet sich dann vielleicht die Gelegenheit, seine neue Heimat weiter zu erkunden. Denn viel mehr als die Trainingshallen in Mitte und Bernau sowie die große Arena in Friedrichshain hat er in seinem ersten Monat nicht gesehen.

„Die Zeit hatte ich eigentlich, aber die Jungs vom Fitnessbereich machen mich ganz schön platt“, sagt Kessens, den auch die Kälte von größeren Erkundungstouren abgehalten hat. Das soll aber nicht so bleiben, schließlich hat er in Paris mit dem früheren Alba-Profi Maodo Lo zusammengespielt, der sich in einem Interview mit dem Tagesspiegel mal als „Hardcore-Berliner“ bezeichnet hat. „Maodo hat gesagt, Berlin im Sommer ist viel schöner als im Winter.“

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