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Para-Schwimmerin Johanna Döhler ist die jüngste deutsche Athletin in Paris.

© IMAGO/camera4+

Mit 14 Jahren bei den Paralympics: „Es fühlt sich wie ein Traum an“

Para-Schwimmerin Johanna Döhler ist die jüngste deutsche Athletin in Paris. Im paralympischen Dorf lebt sie in einer Wohngemeinschaft mit ihren Vorbildern Semechin und Engel.

Von Svea Frey

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Die Mutter von Para-Schwimmerin Johanna Döhler kann es immer noch nicht ganz glauben. Als ihre heute 14 Jahre alte Tochter vor vier Jahren zum Berliner Schwimmteam wechselte, wurde den Eltern gesagt, dass es bei Johannas Talent vielleicht mal mit einer Teilnahme bei den Paralympics klappen könnte. Vielleicht 2028 in Los Angeles. „Und jetzt stehen wir hier in Paris, vier Jahre vorher“, sagt Jessica Döhler sichtlich gerührt: „Es ist einfach der Oberknaller.“

Viele Taschentücher seien gebraucht worden, als die sehbeeinträchtigte Johanna Döhler am vergangenen Samstag das erste Mal vor Publikum die La Défense Arena von Paris betrat. Als die stolze Mutter Tage später davon erzählt, glitzern Tränen in ihren Augen. Die ganze Familie sei an der „emotionalen Belastbarkeitsgrenze“.

Ihren Vorlauf über 400 Meter Freistil hatte Döhler am Samstag auf Rang fünf beendet und die Qualifikation fürs Finale verpasst. „Es fühlt sich wie ein Traum an“, sagte die Berlinerin nach ihrem paralympischen Debüt: „Ich hatte schon Gänsehaut, bevor ich überhaupt rausgekommen bin.“ Die jüngste deutsche Teilnehmerin an den diesjährigen Paralympics möchte vor allem Spaß haben. „Ich würde gerne neue Bestzeiten schwimmen. Welcher Platz es dann wird, ist mir erstmal egal“, sagt sie.

Am Dienstag stieg Döhler bei ihrem zweiten von insgesamt drei Starts als Sechste im Vorlauf über 200 Meter Lagen aus dem Wasser. Erneut hatte sie das Finale verpasst. Die 24 mitgereisten Freunde und Familienmitglieder waren da schon nicht mehr in Paris dabei. Für die jüngeren Geschwister von Johanna Döhler begann am Montag in Berlin das neue Schuljahr. Mama Jessica und die restliche Familie reiste deshalb schon am Sonntagabend ab: „Ich wäre gerne die ganze nächste Woche geblieben“, sagte sie: „Aber das machen wir dann halt in LA.“

„Vor 15.000 Menschen an den Start zu gehen – das erlebt man nur bei den Paralympics“

Tatsächlich hatte Döhler, die eine Sportschule in Berlin besucht, lange gar nicht mit ihrer Teilnahme an den Paralympics 2024 gerechnet. Anfang des Jahres schwamm sie dann immer näher an die Norm für Paris heran. Und langsam schlich sich der Gedanke ein, „dass es vielleicht doch schon klappen könnte“. Die Erfahrungen, die sie jetzt sammelt, werden mit Blick auf die Spiele in Los Angeles viel wert sein, glaubt Döhlers Trainer Benjamin Lück. „Vor 15.000 Menschen an den Start zu gehen – das erlebt man nur bei den Paralympics. Sollte es Johanna in vier Jahren wieder schaffen, wird sie schon ganz andere Voraussetzungen haben“, sagt er.

Im paralympischen Dorf teilt sich Johanna Döhler ein Appartement mit den absoluten Stars des deutschen Para-Schwimmens: Elena Semechin und Taliso Engel. „Das ist schon cool, wenn man sie dann beim Essen trifft und sich mit ihnen unterhalten kann“, sagt Döhler. Die beiden Athleten haben wie Döhler eine Sehbeeinträchtigung – in ihrem Fall ausgelöst durch eine Erbkrankheit – und gehören zu ihren Vorbildern. „Wie eigentlich alle Schwimmer, die bei den Paralympics antreten“, sagt die Berlinerin.

Seit diesem Sommer zählt sie nun selbst dazu. In ihrer weiteren Laufbahn hat Döhler noch Großes vor: Die 14-Jährige möchte das erreichen, was ihre derzeitigen Mitbewohner Engel und Semechin bereits geschafft haben – eine Medaille bei den Paralympischen Spielen gewinnen. Wenn Johanna Döhler in diesem Tempo weitermacht, könnte dies vielleicht schon in Los Angeles klappen.

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