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Die Sportart Quadball hat ihren Ursprung in den Harry-Potter-Romanen. Inzwischen gibt es Ligen und große europäische Turniere.

© Johanna Paulus

Mit Quaffel und Besenschläger: Quadball erfreut sich in Berlin großer Beliebtheit

Die Sportart Quadball hat ihren Ursprung in den Harry-Potter-Romanen. Inzwischen gibt es allein in Deutschland sechs regionale Ligen und große europäische Turniere.

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Wer Harry Potter gelesen hat, kennt es: Quidditch – eine fiktive, turbulente Sportart, die auf Besen ausgeführt wird und einen hohen Unterhaltungswert besitzt. Es dauerte acht Jahre vom Erscheinen des ersten Harry-Potter-Buches der Autorin J.K. Rowling 1997, bis amerikanische College-Studenten das Spiel aus der Fiktion auf den Platz geholt hatten und weitere sechs Jahre, bis in Berlin der erste Verein gegründet wurde, die Berlin Bluecaps.

Inzwischen hat sich der Sport von seinen magischen Ursprüngen gelöst und ist unter dem Namen Quadball zu einer offiziellen und ernstzunehmenden Sportart avanciert. „Generell hat die Sportart so, wie sie heute existiert, nur noch am Rande mit der Inspiration aus den Büchern zu tun. Spätestens durch die Umbenennung in Quadball wurde das auch offiziell“, sagt Brinda Mothes, stellvertretende Vorsitzende der SCC Berlin Bluecaps.

„Ein Prozess, der unter anderem durch den Wunsch nach einer klaren Distanzierung zu den transfeindlichen Aussagen der Autorin geprägt war“, sagt Mothes. „Beim Quadball sind nämlich alle Menschen willkommen, ganz egal welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen.“

Die Teams sind üblicherweise gemischt. Ein besonders wichtiges Prinzip ist die Gender-Rule, die vorschreibt, dass nie mehr als drei Personen eines Geschlechts gleichzeitig auf dem Feld sein dürfen. Dadurch wird Vielfalt gefördert und eine ausgeglichene Teamstruktur geschaffen.

Gespielt wird Quadball mit vier Spielpositionen und fünf Bällen, die aus drei unterschiedliche Ballarten bestehen. Das Regelbuch umfasst knapp 200 Seiten und doch ist der Sport etwas für jene, die Lust haben, sich individuell weiterzuentwickeln, egal von welchem Punkt aus sie starten.

Quadball kombiniert Elemente aus Rugby, Dodgeball und Handball. Der rechteckige Spielort erinnert an ein Fußballfeld. Zwei Teams mit jeweils sieben Spieler*innen treten gegeneinander an und versuchen, den Quaffel, einen Ball ähnlicher Größe wie ein Volleyball, durch einen der drei Ringe des gegnerischen Teams zu werfen und so Punkte zu erzielen.


Beim Quadball gibt es vier Positionen

Die Ringe stehen auf Stangen unterschiedlicher Höhe und erinnern an Tore. Alle Spielerinnen und Spieler müssen mit einem Plastikrohr, dem sogenannten Besenschläger, zwischen den Beinen spielen, was die Bewegungen erschwert und Geschicklichkeit erfordert. Die Spielpositionen heißen Chaser, Keeper, Beater und Seeker, die Bälle Volleyball und Dodgeball – die Magie vom Goldenen Schnatz ist also passé, der Spielspaß nicht.

Die Sportart ist außergewöhnlich und fördert die sportliche Fairness, Teamarbeit, Ausdauer und Geschicklichkeit. Quadball ist ideal für alle, die Freude an Team- und Kontaktsportarten haben.

Die Faszination, die von Quadball ausgeht, beschreibt Mothes so: „Quadball ist ziemlich einzigartig und zieht insbesondere Leute an, die mal etwas Neues ausprobieren möchten. Viele unserer aktuellen Spielerinnen und Spieler haben gar keinen Harry-Potter-Bezug mehr, sondern spielen diese Sportart einfach, weil sie riesigen Spaß macht und sie über Freunde oder über Social Media davon erfahren haben.“

Quadball ist ziemlich einzigartig und zieht insbesondere Leute an, die mal etwas Neues ausprobieren möchten.

Brinda Mothes, SCC Berlin Bluecaps

Was Quadball für sie persönlich bedeutet, fasst Mothes so zusammen: „Neben dem Sport ist es die wundervolle Community, die Quadball für mich so besonders macht. Wir sind nicht nur auf dem Pitch ein Team, auch abseits davon unternehmen wir viel zusammen, seien es Turmwanderungen, Abende im Spielecafé, Kürbisschnitzen zu Halloween oder eine Weihnachts-Stadtrallye.“ Und mit Teams aus anderen Städten seien schon Freundschaften entstanden, etwa beim gemeinsamen Grillen nach Ligaspielen.

In Berlin existiert eine sehr aktive Quadball-Community. Die Bluecaps organisieren regelmäßige offene Trainingseinheiten und Spiele und bieten sowohl Anfängern als auch Fortgeschrittenen die Möglichkeit, den Sport auszuüben. Interessierte können sich direkt an den Klub wenden, um an einem Schnuppertraining teilzunehmen.

Es gibt inzwischen eine strukturierte Wettkampfszene. Über den Deutschen Quadballbund sind sechs regionale Ligen organisiert. Auch Berlin ist dabei. „Wir haben das Glück, jetzt bereits die dritte Saison zwei Kader für den Ligabetrieb stellen zu können: einen kompetitiver ausgerichteten Kader und einen reinen Spaßkader“, sagt Mothes. Auf europäischer Ebene wird der European Quadball Cup ausgetragen, und es gibt sogar Weltmeisterschaften, die von der International Quadball Association organisiert werden.

Interessant ist auch, dass sich laut Mothes „in immer mehr deutschen Städten Kidditch-Teams gründen, die sich um Nachwuchsförderung bemühen und einen Ort für Kinder und Jugendliche bieten, die gerne Quadball spielen möchten. Auch wir in Berlin hoffen zukünftig ein solches Team aufbauen zu können, um auch jüngere Leute von der Sportart begeistern zu können“. Momentan liegt das Mindestalter bei 16 Jahren.

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