
© Screenshot Fußball-Woche
Nach 102 Jahren: Die „Fußball-Woche“ erscheint heute zum letzten Mal
„Einnahmenrückgänge, Kostensteigerungen und fehlende Investitionsmittel“ sorgen für das Ende einer Berliner Institution. Versuche, die FuWo zu retten, sind nicht geglückt.
Stand:
Die „Fußball-Woche“ ist an diesem Montag zum letzten Mal erschienen. „Wir hatten gehofft, dass wir diese Zeilen niemals schreiben müssen“, schreibt Herausgeber Horst Bläsig im Namen von Verlag und Redaktion. „Nach mehr als 102 Jahren stellt das Fachblatt des Berliner Fußballs sein Erscheinen ein.“
Die „Fußball-Woche“ hat die gesamte Bandbreite des Berliner Fußballs abgedeckt. Jeden Montag berichtete sie über den kompletten Spielbetrieb in der Stadt. Und komplett heißt in diesem Fall auch: komplett. Von der Jugend bis zu den Alten Herren, von der Bundesliga bis hinab in die Kreisliga C. Aber die „toxische Mischung aus Einnahmerückgängen, Kostensteigerungen und fehlenden Investitionsmitteln lässt uns keine andere Wahl“, heißt es unter der Rubrik „In eigener Sache“.
Bis zuletzt habe man darum gekämpft, die FuWo zu erhalten „und ihr eine Perspektive für die nächsten Jahre zu geben“, schreibt Bläsig. Und im Sommer habe es dafür positive Signale vom Präsidium des Berliner Fußball-Verbandes gegeben und verschiedene Arbeitsgruppen hätten eine Übernahme „inhaltlich vorbereitet“. Aber „kurz vor Ablauf der Frist zur Antragstellung wurden wir davon in Kenntnis gesetzt, dass das BFV-Präsidium keinen Antrag stellen wird“.
FuWo stand schon mehrfach vor dem Aus
Seit dem Ende der 90er-Jahre stand das Fachblatt mehrfach vor dem Aus. Während des ersten Corona-Lockdowns und auch in den folgenden Monaten, als der Sport hierzulande weitgehend ruhte, „war der Fußball-Woche die Arbeitsgrundlage entzogen worden“. So hatte Bläsig, damals noch Chefredakteur und Mitgesellschafter im März 2020 geschrieben. „Das, was jetzt passiert, hat keine Parallelen und bedroht die Existenz der FuWo.“ Diese Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen, aber doch ging es zunächst weiter.
2023 wurde der 100. Geburtstag begangen. Im „Tagesspiegel“ hatten sich Legenden, Trainer und Lesende zu Wort gemeldet, was ihnen die FuWo bedeutet. „Die Leute, die für die FuWo geschrieben haben, waren sehr fußballaffin“, schrieb zum Beispiel Pierre Littbarski, Weltmeister von 1990. „Ich würde sogar sagen, dass sie den Fußball geliebt haben.“
Ailien Poese, Trainer der Fußballerinnnen des 1. FC Union schrieb: „Es ist super, dass die FuWo dem Amateursport so viel Wertschätzung schenkt.“ Rüdiger Vollborn, der aus Berlin kommt, aber fast zwei Jahrzehnte bei Bayer Leverkusen zwischen den Pfosten stand, sagte über die Bedeutung des Mediums: „In der Schule konnte ich montags im Kunst- oder Musikunterricht in aller Ruhe die Fußball-Woche lesen. Meine Lehrer wussten ja, dass ich fußballverrückt war.“
Für die nachfolgenden Schülergenerationen besteht in dieser Woche die letzte Gelegenheit dazu. (Tsp)
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