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Johannes Voigtmann und das deutsche Team hatten am Dienstagabend allen Grund zum Jubeln.

© IMAGO/camera4+ / IMAGO/Tilo Wiedensohler

Nach dem Halbfinaleinzug bei der Heim-EM: Die deutschen Basketballer sind auf einer Mission

17 Jahre nach der letzten Medaille nimmt die DBB-Auswahl viel Selbstvertrauen aus der Gala gegen Griechenland mit und spricht vom Titel. Im Halbfinale wartet Weltmeister Spanien.

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Andreas Obst hatte im gesamten Spiel nicht eine Millisekunde gezögert, doch jetzt war er etwas verdutzt. „Was ist das Ziel?“, wiederholte der Dreierspezialist der deutschen Mannschaft die Frage eines Journalisten nach dem Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft ungläubig. „Unser Ziel war, eine Medaille zu gewinnen, aber am Ende geht es um Titel, und wir haben den Anspruch, dass wir jeden schlagen können.“

Die deutschen Basketballer strotzten am Dienstagabend in der Arena am Ostbahnhof nur so vor Selbstvertrauen. Bundestrainer Gordon Herbert hatte schon bei seinem Amtsantritt vor einem knappen Jahr von einer Medaille gesprochen. Lange Zeit wirkte diese Zielsetzung zu hoch gegriffen, insbesondere nach den vielen Verletzungen im Vorfeld der EM.

Der spektakuläre 107:96-Viertelfinalsieg gegen Griechenland mit NBA-Superstar Giannis Antetokounmpo hat das deutsche Team nun aber nicht nur zu einem Anwärter auf die erste Medaille seit 17 Jahren, sondern zu einem ernsten Titelkandidaten gemacht.

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Ins Halbfinale gegen Spanien am Freitag (20.30 Uhr) gehen die Gastgeber leicht favorisiert. Spanien ist zwar amtierender Weltmeister, mit den überragenden Mannschaften der vergangenen 20 Jahre hat die aktuelle Seleccion aber wenig zu tun.

Dass die Öffentlichkeit das große Potenzial der deutschen Mannschaft erst jetzt so richtig erkennt, scheint die Spieler fast ein wenig zu überraschen. „Wir haben den gesamten Sommer daran geglaubt. Wir sind nicht überrascht darüber, wo wir jetzt stehen“, sagte Obst.

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Der Glaube an die eigene Stärke ist einer der Schlüssel für die DBB-Auswahl. In den Wochen seit dem Beginn der Vorbereitung, aber auch schon in den vergangenen Jahren ist etwas entstanden in der Nationalmannschaft. Das war in Ansätzen schon bei Olympia in Tokio zu sehen und findet nun seinen vorläufigen Höhepunkt bei der Heim-EM in Köln und Berlin.

Andere Nationen haben vielleicht die größeren Stars, doch eine mannschaftliche Geschlossenheit wie bei den Deutschen ist selten. „Wir haben ein ganz besonderes Team“, sagte Johannes Thiemann und versuchte sich an einer Analyse der Genese dieses besonderen Zusammenhalts.

Dabei komme man nicht an der WM 2019 vorbei, bei der die DBB-Auswahl enttäuschend früh ausschied. „Wir haben auch andere Zeiten erlebt, in denen es nicht so lief, und dadurch sind wir extrem zusammengewachsen“, sagte Thiemann. Jeder gönne dem Nebenmann den Erfolg und „das ist es, was uns stark macht“.

Auf der Tribüne jubelte auch Dirk Nowitzki kräftig mit.

© IMAGO/camera4+ / IMAGO/Tilo Wiedensohler

In der Praxis drückt sich diese Einstellung in einer großen Vielseitigkeit aus. Während Teams wie Griechenland oder Slowenien sehr von ihren Ausnahmespielern abhängen, verteilt sich die Last bei den Deutschen auf mehrere Schultern. Mit dem im Viertelfinale überragenden Dennis Schröder gibt es zwar einen klaren Anführer und mit Franz Wagner einen trotz seiner erst 21 Jahre bereits allseits anerkannten Co-Star, dahinter herrscht aber eine enorme Breite.

Von Daniel Theis, Johannes Voigtmann und Thiemann auf den großen Positionen über Flügelspieler Niels Giffey bis zu den Guards Maodo Lo, Obst und Nick Weiler-Babb verfügen alle DBB-Profis über Erfahrung auf höchstem Level und können in Phasen übernehmen. „Alle in der Kabine könnten auch in der Starting five spielen“, sagte Kapitän Schröder. „Wir haben so viel Qualität, so viel Tiefe – das ist unfassbar.“

Mindestens genauso unfassbar war das Spiel gegen die Griechen. Nach dem Achtelfinale hatte es noch deutliche Kritik an der Stimmung in Berlin gegeben, die weit von der großen Basketball-Party bei der Vorrunde in Köln entfernt war.

Doch am Dienstag war schon vor Spielbeginn klar, dass der Rahmen absolut würdig sein würde. Die vielen Griechen machten Lärm, die Deutschen antworteten. „Heute war Berlin da und hat uns getragen“, sagte Center Jonas Wohlfahrt-Bottermann. „Als Basketballer ist es unbeschreiblich, wenn einen die Emotionen tragen und man in den berühmten Flow kommt.“

Heraus kam ein Spiel, das zumindest im deutschen Basketball keiner so schnell vergessen wird. Das gilt besonders für zwei Phasen. Zu Beginn des ersten Viertels trafen die Gastgeber sechs von sieben Dreiern und lagen nach nicht einmal vier Minuten mit zehn Punkten in Führung.

Unmittelbar nach der Halbzeit war es dann die Verteidigung, die das Spiel drehte und letztlich entschied. Mehr als sieben Minuten lang blieb Griechenland aus dem Feld ohne Korb und Deutschland zog mit einem 20:1-Lauf davon. „Das war das krasseste Spiel, bei dem ich dabei sein durfte“, sagte Obst.

Durch den Sieg gegen die Griechen hat die DBB-Auswahl bereits ein Zwischenziel erreicht, sie ist bis zum Turnierende am Sonntag mit dabei. Am Freitag entscheidet sich, ob es für das große Finale reicht oder „nur“ für das Spiel um Platz drei. Bundestrainer Herbert ist wie sein Team zuversichtlich: „Diese Spieler sind auf einer Mission.“

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