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Nach Mallorca-Unfall: Sixdays müssen Fahrerfeld umstellen
Der Unfall der Bahnrad-Nationalmannschaft auf Mallorca betrifft auch das Sixdays Weekend in Berlin. Dort wird Theo Reinhardt seine letzten Runden drehen, bevor er zum Trainer aufsteigt.
Stand:
Die Vorfreude auf das 112. Berliner Sechstagerennen am 31. Januar und 1. Februar in Berlin ist überschattet von dem schweren Unfall auf Mallorca. Am Montag wurden beim Training sechs Fahrer der Bahnrad-Nationalmannschaft verletzt, darunter Benjamin Boos, Bruno Kessler und Moritz Augenstein. Die drei wären auch bei dem Rennen am Wochenende an den Start gegangen.
„Am Montag ist uns das Blut in den Adern gefroren“, sagte Dieter Stein, sportlicher Leiter des Sechstagerennens auf der Pressekonferenz im Velodrom am Mittwoch. „Der Unfall war eine schockierende Nachricht. Die Drei waren fest bei uns eingeplant“, sagte auch Valts Miltovics, Chef des Sechstagerennens.
Doch er schob direkt noch eine gute Nachricht hinterher: „Moritz (Augenstein) hat sich schon gemeldet und entschuldigt, dass er nicht dabei sein kann“, sagte Miltovics und lachte erleichtert. Augenstein sitze bereits im Flieger nach Hause.
Der Sport hat meine Persönlichkeit gemacht, auf die ich auch stolz bin. Mehr noch als auf die Erfolge.
Theo Reinhardt, Bahnrad-Profi
Am Dienstag begann das Team des Sechstagerennens fieberhaft, nach neuen Fahrern zu suchen. Keine leichte Aufgabe, vier Tage vor einem Rennen: Viele seien auch schon in Vorbereitung auf die Bahn-Europameisterschaften im Trainingslager. Und doch konnte Stein das Fahrerfeld erneut komplettieren: Matteo Donega aus Italien, Matteo Constant aus der Schweiz und der Österreicher Raphael Kokas ersetzen die drei Verletzten, sodass wie geplant zwölf Mannschaften im Hauptwettbewerb an den Start gehen können.
„Wir haben wieder ein Super-Feld am Start.“ Dabei sind viele international erfahrene Radprofis. „Meine Favoriten sind natürlich die Lokalmatadoren Roger Kluge und Theo Reinhardt“, sagte Stein. Die zweimaligen Weltmeister und dreifachen Europameister konnten 2019 und 2023 im Velodrom gewinnen und sind für Stein im Madison die beste Mannschaft der letzten Jahre. Konkurrenz könnten ihnen aber die Niederländer Yoeri Havik und Philip Heijnen und die Italiener Elia Viviani und Michele Scartezzini machen.

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Theo Reinhardts letztes Rennen
Für Theo Reinhardt wird das ein ganz besonderes Rennen werden: Der 34-jährige Berliner beendet mit den Sixdays, wie das Sechstagerennen auch genannt wird, seine aktive Laufbahn. „In seinem eigenen Wohnzimmer“, wie Dieter Stein nochmals betonte.
„Ich möchte den Sport weiter fördern und meine Erfahrungen weitergeben“, sagte Reinhardt. „Das war bisher mein Leben. Der Sport hat meine Persönlichkeit gemacht, auf die ich auch stolz bin. Mehr noch als auf die Erfolge.“ Das sportliche Ziel für das Finale im Velodrom ist für den Berliner klar: „Nach dem zweiten Platz letztes Jahr wollen wir natürlich dieses Jahr gewinnen. Die Motivation ist riesig, wir sind fit – viele werden uns nicht im Weg stehen.“
Bereits bei den Bahn-Europameisterschaften Mitte Februar in Zolder/Belgien wird Reinhardt zum Trainerstab von German Cycling (vormals Bund Deutscher Radfahrer) gehören.
Berlin ist eine Autobahn. Da geht es um absolute Spritzigkeit und Power. Da muss auch ich mich durchkämpfen.
Robert Förstemann, der Bronze bei den Paralympics in Paris im Zeitfahren gewann
Auch der paralympische Medaillenträger Robert Förstemann sitzt am Wochenende auf dem Sattel. „Berlin ist eine Autobahn. Da geht es um absolute Spritzigkeit und Power. Da muss auch ich mich durchkämpfen“, sagte er. „Aber das Publikum ist großartig: Die Leute leben hier einfach den Bahnradsport und es ist immer wieder eine Ehre, hier am Start stehen zu dürfen.“ Mit Blick auf das Fahrerfeld ergänzte er: „Vielleicht fällt sogar der Bahnrekord.“
Bei den Frauen geht das „Beste an den Start, was verfügbar ist“, so Stein. Dabei sind Fahrerinnen, die bei den Olympischen Spielen in Paris eine Medaille geholt haben, wie Lea Sophie Friedrich, Pauline Grabosch und Emma Hinze. Als vielversprechende Nachwuchsfahrerin tritt unter anderem Clara Schneider an.
Keine Unterstützung der Stadt
Wie im vergangenen Jahr wird die Traditionsveranstaltung im Velodrom an der Landsberger Allee wieder als Sixdays-Weekend am Freitag und Samstag ausgefahren. „Das war eine wirtschaftliche Entscheidung. Die Kosten sind im Vergleich zum Vorjahr erneut um 30 Prozent gestiegen“, sagte Miltovics. Was sie von der Stadt Berlin bekämen? Eine schöne Rede, aber keinerlei finanzielle Unterstützung.„Bahnradsport hat einen Platz in Berlin“, sagte er.
Und das zeigt sich auch im Kartenvorverkauf. Miltovics rechnet an beiden Tagen mit einem vollen Velodrom. „Die Vorfreude auf das Event ist in Berlin zu spüren. Für Samstag sind wir bereits zu 90 Prozent ausgelastet“, sagte Miltovics. Im Vorjahr kamen 13.000 Besucher an beiden Tagen zusammen. Der Einlass ist an beiden Tagen um 18:00 Uhr, die Rennen starten um 18:40 Uhr.
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