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Wer kickt den Ball ins Tor? Das ist eine der Fragen, auf die Cristian Fiel eine Antwort finden muss.

© imago/Matthias Koch/IMAGO/Sebastian Räppold/Matthias Koch

„Nein, Hertha BSC kann nicht absteigen“: Trainer Cristian Fiél vor seinem potenziellen Endspiel

Nach drei Niederlagen nacheinander steht Cristian Fiél vor dem Auswärtsspiel in Düsseldorf gehörig unter Druck. Herthas Trainer glaubt noch an die Wende.

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Schlimmer geht immer. Heißt es. Aber nicht bei Hertha BSC. Zumindest glaubt das Cristian Fiél. Der Trainer des Berliner Fußball-Zweitligisten ist am Donnerstag gefragt worden, ob Hertha in dieser Saison noch absteigen könne. „Nein, kann man nicht“, antwortete er. Ende der Durchsage.

Akut ist die Gefahr tatsächlich nicht. Oder, wie die Pessimisten unter den Fans von Hertha BSC vermutlich sagen würden: noch nicht. Der Trend zeigt zwar eindeutig nach unten, und die Mannschaft befindet sich inzwischen in einer Tabellenregion, in der sie „mit den Saisonzielen, die wir ausgegeben haben, nicht viel zu tun“ hat, wie Fiél sagte. Aber sie hat eben auch noch ausreichenden Abstand auf die Abstiegszone.

Sieben Punkte sind es auf den Relegationsplatz, den derzeit Eintracht Braunschweig besetzt. Das ist enttäuschend genug und hat vor allem die Arbeit von Trainer Fiél in den Fokus gerückt. Das Spiel gegen Fortuna Düsseldorf an diesem Samstag (20.30 Uhr, live bei Sport1 und Sky) gilt inzwischen als eine Art Endspiel für den 44-Jährigen.

Von Fiél wird in Düsseldorf nicht weniger erwartet als „ein Sieg“, wie er selbst sagte. „Wenn du in der Situation bist, in der wir gerade sind, dann zählen nur Siege. Dann gibt’s auch nicht mehr viel zu besprechen.“

Dabei steht der kommende Gegner als Tabellenfünfter der Zweiten Liga da, wo Hertha gerne stehen würde. Doch während die Berliner nun drei Spiele am Stück verloren haben, ist die Fortuna im Jahr 2025 mit zwei Siegen und zwei Unentschieden noch ungeschlagen. „Das ist für mich eine Mannschaft, die bis zum Ende oben dabei sein wird“, sagt Fiél.

Wenn du in der Situation bist, in der wir gerade sind, zählen nur Siege. Dann gibt’s auch nicht mehr viel zu besprechen.

Herthas Trainer Cristian Fiél

Allerdings haben die Düsseldorfer ähnlich wie Hertha – wenn auch nicht ganz so dramatisch – ebenfalls eine negative Heimbilanz. Dass sie sich auf fremden Plätzen leichter tun, wenn sie nicht selbst das Spiel machen müssen, das haben sie unter anderem im Hinspiel im Olympiastadion nachgewiesen, das sie mit 2:0 für sich entscheiden konnten.

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Punkt holt Hertha im Schnitt mehr, wenn die Mannschaft weniger Ballbesitz hat als der Gegner

Hertha hatte in dieser Begegnung ein deutliches Plus an Ballbesitz (63:37 Prozent) – und verlor am Ende durch zwei Standardtore der Gäste. Das ganze Setting steht damit fast sinnbildlich für die Auftritte der Berliner unter Trainer Fiél: Vorne ist die Mannschaft zu harmlos, und hinten findet sich immer einer, der den entscheidenden Fehler macht. Dass bei Hertha auch nach Wochen und Monaten immer noch die gleichen Probleme beklagt werden, fällt letztlich auf den Trainer zurück.

Fiél hat einen klaren Plan, welchen Fußball er mit seiner Mannschaft spielen will. Seine Idee und die Veränderungen sind in Herthas Spiel sogar klar erkennbar. Beim Ballbesitz zählt das Team inzwischen zur Ligaspitze, die Mannschaft läuft intensiver, attackiert auch gegen den Ball entschlossener. Allein, der Erfolg ist bisher weitgehend ausgeblieben.

Fiél traut seinem Team die Wende zu

In 14 der 21 Spiele hatte Hertha mehr Ballbesitz als der Gegner; davon aber hat Fiéls Mannschaft nur drei gewonnen. Und darunter waren die beiden Spiele gegen Braunschweig und Regensburg, in denen es noch unentschieden stand, als der Gegner durch einen Platzverweis dezimiert wurde. Mehr als die Hälfte der Spiele mit mehr Ballbesitz (acht) gingen verloren.

Mit weniger Ballbesitz steigt die Siegwahrscheinlichkeit für Hertha deutlich. Vier der sieben Spiele konnte das Team für sich entscheiden. Verloren gingen nur zwei. Im Schnitt holen die Berliner in den Begegnungen mit weniger Ballbesitz einen Punkt mehr als in denen mit mehr Ballbesitz (1,85 zu 0,85).

Dass Fiél um des schnellen Erfolgs willens von seiner Idee abrücken wird, ist trotzdem nicht zu erwarten. Man habe auch gegen den Hamburger SV und den 1. FC Kaiserslautern, zwei Top-Teams der Liga, gesehen, „dass wir unsere Möglichkeiten haben“, sagte Herthas Trainer. „Deswegen bin ich der Überzeugung, dass wir dieses Ding drehen können.“

Mehr Klarheit und klügere Entscheidungen im letzten Drittel, mehr Entschlossenheit und eine höhere Handlungsschnelligkeit vor dem Tor: Das erwartet Fiél nun von seinen Spielern. Im Training zeigen sie, dass sie es können; im Ernstfall am Wochenende aber spielt eben auch der Kopf mit. „Zu viel Nachdenken im Fußball ist sehr schwierig“, sagte Fiél.

Und trotzdem: Herthas Trainer sieht, dass die Mannschaft will. „Wenn ich den Willen nicht spüren, sehen, fühlen würde, säße ich nicht mehr hier“, sagte er. „Denn ich will nicht in einen Kampf gehen, bei dem ich keine Chance haben zu gewinnen.“

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