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Im Halbfinale der NHL. Torwart Thomas Greiss.

© Elsa/AFP

Eishockey-Torwart Thomas Greiss: NHL, Hunde, Trump - und Nationalmannschaft?

2017 geriet Thomas Greiss aufgrund seiner Aktivität auf einem sozialen Netzwerk in die Kritik. Nun überzeugt er mit Leistung. Wird alles gut? Ein Kommentar

Aktivitäten von Profisportlern auf sozialen Netzwerken sagen mitunter etwas aus über die Person hinter der öffentlichen Person. Und der Aufschrei ist oft groß, wenn sich eine Sportlerin oder ein Sportler zu politisch oder gesellschaftlich diskutablen Aussagen bemüßigt sieht. Ein schräger Tweet zum US-Präsidenten Donald Trump oder ein Like (also ein "gefällt mir") auf dem Netzwerk Instagram und schwupps, schon tobt der Shitstorm.

Was das angeht, hatte Thomas Greiss zuletzt nichts zu befürchten. Auf dem persönlichen Instagram-Konto des deutschen Eishockey-Torwarts finden sich Trainingsbildchen, Privates, Hundefotos oder auch ein paar Jubel-Posts zu Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft, deren Teil Greiss ja auch einmal - war?

Es ist gut drei Jahre her, da geriet der Mann, seit Jahren Profi in der National Hockey League (NHL) ist, in die Kritik. Greiss hatte Bilder gelikt, in denen unter anderem die damalige US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit Adolf Hitler verglichen wurde.

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Inmitten der im Mai 2017 in Deutschland laufenden Eishockey-Weltmeisterschaft tobte es auf den sozialen Netzwerken. Zwar hat Greiss auf dem sozialen Netzwerk nicht zum Ausdruck gebracht, dass er ein Anhänger Hitlers ist - im Gegenteil sogar. Aber die Figur Hitler sei ein "no go", sagte der Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) Marc Hindelang damals inmitten einer sehr engagierten Rede.

Der DEB stand da schon heftig unter Beschuss: etliche politische Würdenträger äußerten sich zum Thema. Tenor: Ein Torwart mit solchen Werten dürfe nicht mehr für Deutschland spielen. Der DEB reagierte, Greiss saß zwar noch auf der Bank, spielte bei der WM aber nicht mehr.

Im Nationaltrikot ist Greiss seit 2017 nicht mehr aufgelaufen, so langsam nähert sich der DEB dem Thema Greiss allerdings wieder an: Schließlich steht der Torhüter nach herausragender Leistung mit den New York Islanders im Halbfinale der NHL-Play-offs.

Dort kassierte er zwar am Montag im ersten Spiel der Serie gegen die Tampa Bay Lightning ein deftiges 2:8 (Greiss wurde nach drei Gegentoren ausgewechselt), aber der Mann ist mit 34 Jahren auf dem Höhepunkt seiner Karriere und letzter verbliebener deutscher Profi in den Play-offs der nordamerikanischen Profiliga.

Dass Thomas Greiss sich nach dem Ärger von 2017 zum Clinton-Hitler-Vergleich entschuldigend geäußert hat, war gut, auch wenn es wohl auf Druck seines Arbeitgebers aus New York geschah. Er hätte allerdings auch einiges geraderücken können danach. Dass er politisch nicht gerade in der Mitte steht, verrät sein Instagram-Account. Offensichtlich hat Thomas Greiss ein Faible für die Leistungen und Verdienste des US-Militärs. Aber auch das ist sein gutes Recht.

Greiss war ein Beispiel dafür, wie es nicht laufen sollte

Angesichts des immer breiter gewordenen Angebots an guten deutschen Spielern in der NHL hätte sich so mancher einen anderen im Halbfinale gewünscht, Torwart Philipp Grubauer oder Superstar Leon Draisaitl zum Beispiel. Es gab etwas Kritik an einem Twitter-Eintrag, in dem der DEB die Leistung des gebürtigen Allgäuers würdigt. Ganz deutlich ist das als Annäherung zu verstehen, denn bei den Olympischen Spielen 2022 wäre Greiss schon - nach Grubauer - ein Mann fürs Tor beim Silbermedaillen-Gewinner von 2018.

Und das wäre in Ordnung, der DEB sollte allerdings, wenn Greiss dann mal wieder für ihn spielen sollte, das Gespräch mit dem Torwart suchen. Schließlich war Greiss auch ein Beispiel dafür, wie es nicht laufen sollte bei Sportlern in sozialen Netzwerken. Anscheinend hat er das gelernt. Vielleicht gibt es dann statt eines weiteren Hundefotos auch das Bild vom strahlenden Stanley-Cup-Siegers, aber der Weg dahin ist noch lang für den Torhüter des Islanders.

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