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Prügelknaben. Kanadas Brandon Hagel und Matthew Tkachuk von den USA.

© imago/ZUMA Press/IMAGO/Christinne Muschi

NHL kündigt Welt-Turnier an: Das wäre eine Katastrophe für Europa

Die NHL will am Weltverband vorbei ihren World Cup nach Europa schummeln. Warum das für die Eishockey-Welt außerhalb Nordamerikas ein Desaster wäre.

Claus Vetter
Ein Kommentar von Claus Vetter

Stand:

Donald Trump hatte die US-Auswahl vor dem Finale angerufen und ihr „Glück“ gewünscht. Im sozialen Netz schrieb der Präsident der USA: „Ich werde unsere großartige amerikanische Eishockeymannschaft anrufen, um sie zum Sieg gegen Kanada anzuspornen, das mit viel niedrigeren Steuern und viel stärkerer Sicherheit eines Tages, vielleicht schon bald, unser geschätzter und sehr wichtiger 51. Staat werden wird.“

Doch kaum war der letzte Puck im Tor gelandet und hat sich der Sieger (Kanada war es wohl) eines außerhalb von Kanada und in Trump-Country kaum beachteten Turniers über dem unsinnigen Signet „4 Nations Face-off“ gefreut, da kommt die NHL mit der nächsten durchgeknallten Idee auf den Eishockey-Weltmarkt. Die reichste Eishockeyliga der Welt hat angekündigt, dass ab 2028 wieder ein „World Cup of Hockey“ stattfinden wird.

Bei dieser Veranstaltung soll dann auch in Europa gespielt werden und nicht, wie beim Vier-Nationen-Ding, nur Schweden und Finnland mitwirken dürfen, sondern auch Länder wie Deutschland, die Schweiz oder Tschechien.

Klar, das sind interessante Märkte für die NHL, und natürlich hat die National Hockey League auch schon einen Termin im Visier: Im Februar soll es stattfinden. Mitten in der Saison. Das heißt für die Europäer, die nicht ein Team ausschließlich aus NHL-Spielern zusammenbekommen, dass sie ihre Ligen wochenlang pausieren lassen müssen.

Das ist der NHL natürlich egal, denn nach ihrem Selbstverständnis ist alles, was außerhalb der NHL stattfindet, eh nur insofern interessant, wenn es um das Abfischen von Spielern für die NHL geht. Für Europa wäre die Realisierung dieser Schnapsidee mit dem World Cup eine Katastrophe: Der Terminplan ist ohnehin schon eng getaktet für die Ligen, vor der alljährlich im Mai stattfindenden WM ist kein Platz mehr für Sperenzchen, an denen wohl allein die NHL verdienen wird.

Vorteile bringt so eine Veranstaltung für die europäischen Nationen keinen. Verdienen soll an daran nur die NHL, wird kolportiert. Das öffentliche Interesse beim letzten World Cup of Hockey war etwa in Deutschland im Jahr 2004, da spielt das deutsche Team in Köln gegen Finnland, mäßig bis gar nicht vorhanden. Werbung für das Eishockey war es nicht. Die Kölnarena war nur zur Hälfte gefüllt. Jedes Heimspiel der Haie lockte und lockt mehr Fans.

Es passt zu dieser kruden Geschichte, dass die NHL vor ihrem Beschluss den Weltverband nicht informiert hat. Laut „Eishockey News“ gefällt das „dem Weltverband und den europäischen Ligen dem Vernehmen nach nicht“. Im Interesse des Eishockeys ist europäischer Widerstand gegen die jüngsten Pläne der NHL essenziell.

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