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Stefan Leitl hat zuletzt Fortschritte im Spiel seiner Mannschaft gesehen.

© imago/Schüler/IMAGO/Marc Schueler

Nicht zu früh abreißen lassen: Hertha BSC braucht einen Sieg zur Bestätigung der eigenen Ambitionen

Nach dem dürftigen Saisonstart steht die Mannschaft von Hertha BSC vor dem Heimspiel gegen Elversberg schon unter Druck. Die Lücke zu den Aufstiegsrängen darf nicht zu groß werden.

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Als am Mittwochabend in den sozialen Netzwerken die Aufstellung der U 23 von Hertha BSC die Runde machte, führte das unter den Fans des Vereins zu durchaus freudiger Erregung. Nicht wegen der Spieler, die für die Regionalligapartie gegen den FSV Zwickau auf dem Spielberichtsbogen standen. Sondern wegen der Spieler, die dort nicht standen.

Es fehlten Kennet Eichhorn, 16, Boris Mamuzah Lum, 17, Tim Hoffmann, 20, und auch Janne Berner, 20. Dass sie am Mittwoch nicht für Herthas U 23 spielten, dürfte vor allem daran gelegen haben, dass sie schon an diesem Freitag bei den Profis des Berliner Fußball-Zweitligisten benötigt werden, beim Heimspiel gegen die SV Elversberg im Olympiastadion (18.30 Uhr, live bei Sky).

Trainer Stefan Leitl wird weiterhin von großen personellen Sorgen geplagt. Insgesamt neun Spieler fehlen ihm, unter anderem auf neuralgischen Positionen. So hat Leitl beispielsweise unter der Woche geklagt, dass „uns kein gelernter Sechser zur Verfügung steht“. Und was ist mit Eichhorn und Mamuzah Lum, haben sich daraufhin viele Fans gefragt.

Den Verzicht auf die beiden Talente aus dem eigenen Nachwuchs hat Herthas Trainer mit deren mangelnder Erfahrung erklärt – und nicht mit Zweifeln an ihrer Qualität. Tatsächlich hat sich Leitl in der Vergangenheit immer sehr wohlwollend über Eichhorn und Mamuzah Lum geäußert. Aber: „Es ist die Frage, ob man die Jungs in einer solchen Situation reinwerfen muss, um irgendeine Philosophie zu dokumentieren, oder ob man sagt, man will die Jungs nachhaltig aufbauen.“

Im Grundsatz nämlich ist die Situation für Hertha immer noch ungemütlich. Nach drei Spielen in der Zweiten Liga ist die Mannschaft weiterhin sieglos; mit lediglich zwei Punkten belegt sie aktuell den vorletzten Tabellenplatz. Und trotzdem blickt Leitl seit dem vergangenen Wochenende schon wieder etwas optimistischer in die Zukunft.

Im Auswärtsspiel bei Darmstadt 98 reichte es für die Berliner zwar nur zu einem torlosen Unentschieden, insgesamt aber hat Herthas Trainer den Auftritt als deutlichen Fortschritt wahrgenommen – was sich auch auf die kurzfristige Perspektive der beiden Youngster Eichhorn und Mamuzah Lum positiv auswirken könnte.

„Das sind richtig gute Spieler, aber sie brauchen auch Halt innerhalb der Mannschaft“, sagte Leitl. „Den habe ich bis vor dem Darmstadt-Spiel nicht ganz so gesehen.“ Nach dem Darmstadt-Spiel sieht er das offenbar anders.

Wie verlässlich der Aufschwung ist, das wird sich womöglich schon an diesem Freitag zeigen, wenn Hertha die SV Elversberg empfängt; einen Gegner, von dem Stefan Leitl sagt, dass er trotz all der personellen Veränderungen im Sommer nach wie vor „eine tolle und interessante Mannschaft“ hat.

Angstgegner Elversberg

Viermal sind beide Klubs in der Zweiten Liga bisher aufeinandergetroffen. Nur die Premiere im Dezember 2023 konnte Hertha mit 5:1 für sich entscheiden. Seitdem aber haben die Berliner immer gegen die Saarländer verloren und dabei in jedem Spiel vier Gegentore kassiert.

Wenn Hertha die eigenen Ambitionen ernst nimmt, dann sollte das an diesem Freitag definitiv nicht passieren. Die Saison befindet sich zwar weiterhin in ihrem Anfangsstadium, eine weitere Niederlage dürfen sich die Berliner aber eher nicht erlauben – damit der Abstand zu den Aufstiegsplätzen nicht schon jetzt unüberwindlich groß wird. Das lehren nicht zuletzt die Erfahrungen aus der eigenen Vergangenheit.

Vor zwei Jahren, nach dem Abstieg aus der Bundesliga, ist Hertha mit drei Niederlagen in die Saison gestartet; erst am vierten Spieltag gelang der Mannschaft der erste Sieg. Doch die Lücke, die sich durch den schwachen Start aufgetan hatte, konnte das Team nie mehr schließen.

Bildlich gesprochen lief Hertha der Spitze immer hinterher. Vor allem aber stand die Mannschaft permanent unter dem Druck, sich keine weitere Schwäche mehr erlauben zu dürfen. Tatsächlich stabilisierten sich die Berliner, sogar die Aufstiegsplätze gerieten zeitweise ins Blickfeld. In Reichweite aber gerieten sie nie.

Hertha robbte sich ran, fiel zurück, robbte sich ran, fiel … Nach dem verpatzten Start kam die Mannschaft nie näher als vier Punkte an den Relegationsplatz heran; die beste Platzierung der Saison war Rang sechs am 29. Spieltag – bei allerdings schon acht Punkten Rückstand auf Platz drei und praktisch keiner Chance mehr auf den Aufstieg.

Ein ähnliches Szenario gilt es diesmal zu verhindern. Nicht zuletzt, weil die Berliner im Unterschied zu den vergangenen beiden Jahren den Aufstieg erstmals explizit als Ziel ausgegeben haben. „Deswegen wäre es umso wichtiger, am Freitag zu gewinnen“, sagt Trainer Leitl. „Dann nimmst du natürlich auch Druck aus dieser Situation.“

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