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Am Ende blieb Alexander Zverev wieder nur die Gratulation für den Gegner.

© Imago/Anadolu Agency

Novak Djokovic war nicht einfach nur „besser“: Darum hat es für Alexander Zverev wieder nicht gereicht

37 probiert, 37 Mal ist nichts passiert: Alexander Zverev muss weiter auf seinen ersten Grand-Slam-Titel warten. Gründe für seine Niederlage gegen Novak Djokovic im Viertelfinale von Paris gibt es einige.

Stand:

Für Alexander Zverev war nach der Niederlage im Viertelfinale der French Open gegen Novak Djokovic klar: „Ich hatte das Gefühl, dass er auf alles, was ich mache, eine Antwort hatte. Er hat heute besser gespielt als ich.“ Zudem seien die Bedingungen in Paris am Mittwochabend Zverevs Spiel nicht zuträglich gewesen, wie der Deutsche erklärte: „Es war sehr kalt, deshalb war die Geschwindigkeit bei meinem Aufschlag nicht besonders hoch.“ Im Matchverlauf sanken die Temperaturen weiter und damit auch die Chancen auf einen Erfolg von Zverev.

Der 28 Jahre alte Hamburger muss damit weiter auf seinen ersten Titel bei einem Grand-Slam-Turnier warten, während Djokovic vom 25. Major-Sieg träumen kann. Fünfmal sind die beiden jetzt bei einem der großen Turniere aufeinandergetroffen, viermal gewann der Serbe. Der einzige Sieg von Zverev resultierte im Januar aus der Aufgabe von Djokovic im Halbfinale der Australian Open.

Und wie nach jeder Niederlage des Hamburgers bei einem Grand Slam ploppt fast schon automatisch die Frage auf: Hat Zverev wirklich das Zeug dazu, eines der ganz großen Turniere zu gewinnen? Die Zweifel diesbezüglich wachsen, weil Zverev immer wieder gerade in den entscheidenden Matches wackelt.

Dabei lieferte das Duell mit dem ewigen Djokovic in Roland Garros einige Belege dafür, warum es wieder einmal nicht gereicht hat. Eine Analyse:

Taktik

Der Deutsche versuchte, Djokovic in lange Ballwechsel zu verwickeln. Grundsätzlich ist das gegen einen deutlich älteren Gegner eine gute Idee. Zverev ist sicherlich inzwischen der fittere Spieler, aber darauf zu setzen, dass der Serbe nach einem für ihn wenig beschwerlichen Weg ins Viertelfinale nach drei Stunden einfach so einbrechen würde, war vielleicht etwas verwegen.

Gegen Superstars wie Djokovic oder auch Sinner und Alcaraz musst du die Punkte machen. Du musst derjenige sein, der aggressiver agiert und an den Sieg glaubt.

Boris Becker bei Eurosport über Zverevs vermeintlich passive Spielweise

Und so stand am Ende mal wieder der Vorwurf im Raum, dass Zverev zu passiv gespielt habe. Boris Becker kommentierte es bei Eurosport wie folgt: „Gegen Superstars wie Djokovic oder auch Sinner und Alcaraz musst du die Punkte machen. Du musst derjenige sein, der aggressiver agiert und an den Sieg glaubt.“

Anfangs sah das am Mittwoch noch gut aus. Zverev schaffte das frühe Break im ersten Satz und dominierte mit seinem Aufschlag. Doch Djokovic wurde immer solider und hatte irgendwann auch das Service des Deutschen entschärft. Womöglich tatsächlich auch dank der kühleren Bedingungen im weiteren Spielverlauf.

Spielweise

„Ab einem gewissen Punkt hatte ich das Gefühl, dass ich nicht mehr wusste, wie ich gegen ihn einen Punkt von der Grundlinie machen soll“, sagte Zverev bei der Pressekonferenz nach dem Match.

Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Zverev machte es seinem Gegner viel zu leicht. In vielen Ballwechseln war es Djokovic, der den Richtungswechsel vollzog oder einen Stopp einstreute. Obwohl eigentlich klar war, dass er den irgendwann mit der Rückhand spielen würde, blieb er damit bis zum Schluss konstant erfolgreich. Zverev wiederum zog fast schon stumpf sein Grundlinientennis ohne große Variationen durch.

Gleiches galt für Djokovics Aufschlag von der Einstandseite. In vier von fünf Fällen ging der auf die Vorhand des Deutschen, häufig spielte der Serbe auf dieser Seite auch Serve and Volley. Ein Weltklassespieler wie Alexander Zverev muss darauf irgendwann im Match eine Antwort finden – er tat es in diesem Viertelfinale aber nicht.

Ein Bild des Zweifels. Alexander Zverev vermittelte ab dem dritten Satz nicht mehr den Eindruck, das Spiel noch gewinnen zu können.

© Imago/Anadolu Agency

Körpersprache

Mitte des dritten Satzes machte sich zunehmende Verzweiflung bei Zverev breit. Er fand keine Mittel, wirkte ratlos und blickte immer wieder in seine Box. Er spielte in dieser Phase extrem schwach, leistete sich eine Vielzahl von leichten Fehlern. Schlimmer noch: Er zeigte seinem ausgebufften Gegner auch noch, dass er eigentlich selbst nicht mehr an sich glaubte.

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Asse gelangen Zverev im Viertelfinale nur, Djokovic servierte zwei mehr

Zur Ehrenrettung von Zverev sei gesagt, dass er sich im vierten Satz nach einem erneut frühen Aufschlagverlust noch einmal gegen die Niederlage stemmte. Er kämpfte, aber ohne den rechten Glauben an eine Wende. Gegen einen Spieler vom Kaliber Novak Djokovics reichen diese Signale der inneren Aufgabe meist schon aus, um sich jeglicher Chance zu berauben.

Form

In den vergangenen Jahren reiste Zverev selbstbewusst und mit Titeln im Gepäck nach Paris. Im Vorjahr hatte er auf dem Weg ins Finale von Paris das Turnier in Rom gewonnen. Diesmal entschloss er sich nach dem Aus dort im Viertelfinale noch, nach Hamburg zu reisen. Die Idee war sicher nicht die beste, aber sie zeigt die Verbundenheit Zverevs mit dem Turnier.

Dass er sich dort auch noch einen Infekt einfing, half in der Vorbereitung auf die French Open sicherlich auch nicht. Durch die ersten Runden in Roland Garros spazierte Zverev noch, aber wieder einmal konnte er sich schließlich in einem Match gegen einen Topspieler nicht durchsetzen. Seine Bilanz gegen Top-Ten-Spieler bleibt insgesamt mager. Abgesehen vom Aufgabe-Sieg gegen Djokovic in Melbourne hat er in diesem Jahr noch gegen keinen Gegner aus den ersten zehn der Weltrangliste gewonnen.

Zverev will jetzt erst einmal keinen Tennisschläger mehr anfassen und ein bisschen Golf spielen, sagte er nach der Paris-Enttäuschung. Schon in dreieinhalb Wochen wird er in Wimbledon gefordert sein. Zu den Favoriten zählt er da anders als in Paris nicht, obwohl er über einen herausragenden Aufschlag verfügt.

Sieht man zudem, wie gut Jannik Sinner auf Hartplätzen unterwegs ist, schwindet der Glaube daran, dass Zverev in diesem Jahr noch einen Grand-Slam-Titel holen kann. Wie sagte Rafael Nadal vor den French Open über Zverev: „Ich glaube leider, dass es an seinem Kopf liegt.“ Es ist das, was den Deutschen von anderen Topspielern trennt – Roland Garros 2025 hat das nur noch einmal unterstrichen.

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