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„Brauchen keinen neuen Gigantismus“: Wegner sieht den Berlin Marathon als Signal für Olympia
Berlins Regierender Bürgermeister Wegner will die Olympischen Spiele in die Hauptstadt holen. Den jährlich stattfinden Berlin Marathon sieht er dabei als Vorbild – atmosphärisch und wirtschaftlich.
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In rund zwei Monaten laufen wieder Tausende begeisterte Läufer und Läuferinnen 42 Kilometer durch Berlin, entlang von Sehenswürdigkeiten wie der Siegessäule, dem Brandenburger Tor und der Gedächtniskirche. Die Strecke gilt als die schnellste der Welt, jedes Jahr verfolgen Zuschauende aus aller Welt vom Streckenrand die Jagd nach neuen Rekorden.
Könnte das Event, das Touristen und Sportler aus aller Welt anlockt, auch richtungsweisend für die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2040 oder 2044 sein? Das hofft Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner. „Es wäre gut, wenn in Deutschland endlich wieder Olympische Spiele stattfinden würden“, sagt Wegner am Donnerstagvormittag bei einer Veranstaltung des Marathon-Ausrichters SCC Berlin. Die Begeisterungsfähigkeit der Berlinerinnen und Berliner sowie die besondere Atmosphäre während des Marathons seien ein gutes Beispiel dafür, wie sportliche Großveranstaltungen erfolgreich gelingen könnten.

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Das Land Berlin will die Olympischen und Paralympischen Spiele gemeinsam mit den Bundesländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Schleswig-Holstein nach Deutschland holen. Auch andere Bundesländer haben Bewerbungskonzepte vorgelegt, nämlich München, Hamburg und Nordrhein-Westfalen mit der Region Rhein und Ruhr. Diese werden vom Deutschen Olympischen Sportbund geprüft, der dann über den deutschen Bewerber entscheidet.
Wegner sagt: „Eine Bewerbung auf internationaler Ebene ohne Berlin ein Stück weit schwieriger. Berlin hat eine internationale Strahlkraft.“ Das könne man mit Blick auf die tausenden Teilnehmenden beim Marathon sehen, aber auch in Bezug auf andere Events wie die Special Olympics 2023 oder die Fußball-Europameisterschaft im vergangenen Jahr.
Wegner rechnet mit Spielen 2040 oder 2044
Ob man sich am Ende auf die Ausrichtung der Spiele 2040 oder 2044 bewirbt, ist für Wegner nicht so entscheidend. Auch eine Bewerbung für 2036 würde er unterstützen, trotz der Kritik daran, dass diese 100 Jahre nach den Spielen der Nationalsozialisten stattfinden würden. „Wir nehmen auch 2036 in den Blick, aber ich glaube, dass da die Zeit langsam abläuft.“
Die Berliner und Berlinerinnen selbst blicken eher pessimistisch auf die Bewerbung. Unter ihnen rechnen 60 Prozent dem Land nur geringe Chancen auf die Ausrichtung des Sportevents aus, wie eine Erhebung des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag des Tagesspiegels ergab.
Daraus ist ein unglaublicher Zusammenhalt entstanden.
Kai Wegner über die Spiele in Paris
Wohl auch deshalb bekräftigt Wegner am Donnerstag noch einmal die gesellschaftliche Bedeutung eines solchen Events. Insbesondere in „Zeiten der Krisen, Kriegen, Spaltungen und des Populismus“ hofft der Regierende Bürgermeister auf die positiven Effekte des Sports.
Auch in Paris hätten viele Menschen Vorbehalte gegen die Ausrichtung der Spiele gehabt und sich dagegen ausgesprochen. „Aber als die Spiele losgingen, haben sich die Menschen untergehakt und sie zu ihren Spielen gemacht. Daraus ist ein unglaublicher Zusammenhalt entstanden.“
Neben der Imagewirkung spielen wirtschaftliche Aspekte eine zentrale Rolle, das zeigt ein Blick auf andere Sportveranstaltungen wie den Marathon, den Wegner als „echten Wirtschaftsfaktor für die Stadt“ bezeichnet.
Laut einer Studie, die der SCC Berlin in Auftrag gegeben hat, führte der Lauf im vergangenen Jahr zu einer Wertschöpfung von 469,4 Millionen Euro. 143 Millionen Euro davon flossen von außerhalb in die Stadt, etwa in gastronomische Einrichtungen oder Hotels. Damit spülte er mehr Gelder in die Kassen als beispielsweise das DFB-Pokalfinale, das im Olympiastadion ausgetragen wurde.
Trotzdem betont Wegner, dass man im Rahmen einer Bewerbung für Olympia „keinen neuen Gigantismus“ brauche, sondern sich ein Beispiel an Paris nehmen solle. „Das waren nachhaltige Spiele und ein Beschleuniger für die Stadtentwicklungen und den Stadtumbau.“ Als Beispiel nennt er die Seine, die für die Triathlon- und Freiwasserwettbewerbe gereinigt wurde und jetzt auch für den Breitensport zugängig ist. „Ohne die Spiele wäre das nicht möglich gewesen.“
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