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Para-Radsportrennen enden: Dörflicher Charme bei den Paralympics in Paris
Keine Medaille für Deutschland. Dennoch ist die Stimmung am Samstag ausgelassen im deutschen Radsport-Team. Mit sieben Medaillen waren es erfolgreiche Spiele.
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Der Samstag stand ganz im Namen des Para-Radsports auf der paralympischen Rennstrecke in Clichy-sous-bois. Über den ganzen Tag verteilt fanden am vorletzten Wettkampftag der Paralympics in dem Pariser Vorort Straßenrennen über verschiedene Distanzen statt. So ganz fühlte sich der kleine Ort nicht nach Paris an, die Sportanlagen versprühten eher dörflichen Charme, dafür waren die Zuschauerinnen und Zuschauer umso euphorischer.
Direkt beim ersten Start um 9:30 Uhr starteten mit Michael Teuber, Pierre Senska und Matthias Schindler gleich drei deutsche Paracyclingprofis über die 71 Kilometer. Die Medaillenchancen standen trotzdem sowohl für Teuber, der bereits Silber im Zeitfahren gewann, als auch für Senska eher schlecht. Durch die Zusammenlegung zweier Klassen traten die beiden gegen weniger eingeschränkte Konkurrenten an und hatten daher keine Favoritenrollen inne. Die äußeren Bedingungen waren jedoch gut, der Regen der letzten Tage hatte aufgehört, der Straßenrand war am Samstagmorgen gut besucht, aber auch nicht überfüllt.
Knapp 20 Minuten nach Startschuss hatten sich die zwei Franzosen Peyroton-Dartet und Leaute, gefolgt von dem Briten Graham an die Spitze gesetzt, die erste Runde beendeten Teuber und Senska mit über einer Minute Rückstand im hinteren Mittelfeld. Schindler, der Bronze im Zeitfahren gewann, konnte den Anschluss ebenfalls nicht ganz wahren.
Nach der dritten 14,2 Kilometer langen Runde, hatte sich eine Vierergruppe aus den von Anfang an führenden Peyroton-Dartet, Graham und Leaute und dem Kanadier Hayward abgesetzt, die Führungsarbeit übernahm aber hauptsächlich der Franzose Peyroton-Dartet. Matthias Schindler war derweil weiter zurückgefallen und hatte mit knapp vier Minuten Rückstand zur Führung kaum noch die Möglichkeit nach vorne aufzuschließen. Senska hatte das Rennen nach nur wenigen Kilometern aufgrund eines Schadens an seinem Rad abbrechen müssen.
Auch nach der vierten Runde, nach knapp 57 Kilometern, führte die Gruppe aus Peyroton-Dartet, Graham und Leaute das Feld an, der Sieg für einen der drei Fahrer schien sicher. Begleitet von einer Blaskappelle machten sich die zwei Franzosen und der Brite bereit für den Zieleinlauf. Es entschied sich erst kurz vor der Ziellinie: Graham gewann den Zweikampf gegen Peyroton-Dartet und sicherte sich die Goldmedaille. Leaute kam etwa 24 Sekunden hinter seinem Landsmann Peyroton-Dartet ins Ziel und holte Bronze. Schindler wurde mit 7:23 Minuten Rückstand Elfter. Teuber beendete das Rennen auf Platz 19.
Bei dem Rennen der Frauen wirkte Maike Hausberger, die bei den Spielen bereits Bronze auf der Bahn und Gold im Einzelzeitfahren gewann, am Start hoch konzentriert und hängte sich zunächst ans hintere Ende des Hauptfeldes. Auch nach der ersten Runde war die gesundheitlich angeschlagene Hausberger, mit einem Rückstand von 46 Sekunden, jedoch kein Teil der Führungsgruppe. Die Schwedin Anna Beck, die beim Einzelzeitfahren Bronze gewann, setzte sich an die Spitze. Sie teilte sich die Führung mit fünf anderen Fahrerinnen aus Japan, China, den USA und der Schweiz.
Der Rückstand von Hausberger wuchs. Am Ende gewann die Japanerin durch ein Fotofinish mit einer Zeit von 1:38.48, fast gleichauf waren die Schweizerin Rigling auf Platz zwei und die US-Amerikanierin Brown auf dem dritten Rang. Maike Hausberger rollte auf Platz neun und mit einem Rückstand von 6:26 Minuten über die Ziellinie.
Unglücklich über die Ergebnisse war jedoch niemand im deutschen Team. Es waren erfolgreiche Spiele für den Radsport, denn sowohl Teuber als auch Schindler und Hausberger konnten bereits im Vorfeld Medaillen gewinnen. Maike Hausberger, die erkältet in das Rennen gestartet ist, sagte, dass sie sich als die Athletin „mit den meisten Rennen in den Beinen“ am heutigen Tag, nichts vorzuwerfen habe und froh darüber sei, dass sie das letzte Rennen der Paralympics in Paris noch einmal genießen konnte. Den Wechsel von der Leichtathletik zum Radsport bezeichnete sie als die „beste Entscheidung ihres Lebens“ und freute sich auf die Heimkehr mit zwei Medaillen im Gepäck, bevor es dann wieder ins Training ginge.
Ganz ähnlich sah das Matthias Schindler, der nach dem Wettkampf gar nicht so genau wusste, welchen Rang er belegt hatte, weil er von der Atmosphäre des Rennens so mitgerissen wurde. Auch er hatte bereits eine Bronze-Medaille in der Tasche, weshalb der elfte Rang gut zu verkraften sei. Auch der „Sportler mit Leib und Seele“ Michael Teuber schloss sich seinen Teamkollegen an, die Entscheidung, die zwei Klassen zusammenzulegen, halte er zwar für mehr als ungerecht, mit seiner persönlichen Leistung sei er dennoch sehr zufrieden. Die Spiele in Paris allgemein seien „fantastisch“ und das Straßenrennen am Samstag ein guter Abschluss gewesen.
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