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Para-WM in der Leichtathletik: Ein Satz, ein Hattrick, ein Comeback
Das DBS-Team schlägt sich bei der WM in Kobe recht erfolgreich. Für die Mannschaft geht es um weitere Startplätze für die Paralympics in Paris.
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Manchmal kann es ja auch etwas Gutes haben, wenn eine WM auf die nächste in weniger als einem Jahr folgt. Denn so fährt Niko Kappel, Deutschlands langjähriger Leistungsträger im Kugelstoßen, nicht als WM-Zweiter, sondern als amtierender Weltmeister zu den Paralympics, die in rund drei Monaten in Paris anstehen.
2024 hätte eigentlich gar keine Para-WM der Leichtathleten stattfinden sollen. Doch weil die Spiele in Kobe 2021 wegen der Pandemie ausfielen, findet ein Jahr nach der WM von Paris nun schon wieder eine statt. Einige für die Paralympics bereits qualifizierte Athleten gehen in Kobe (17. bis 25. Mai) nicht an den Start.
Kappel jedoch, der kleinwüchsige Kugelstoßer vom VfB Stuttgart, nutzte das Event in Japan, um sich nach sieben Jahren endlich wieder einmal die Goldmedaille bei einer WM zu sichern. Seinen großen Widersacher und den Titelträger aus Paris, Bobirjon Omonov aus Usbekistan, verwies Kappel auf dieses Mal auf Rang zwei. Der Chinesen Jun Huang wurde Dritter.
Kappel war mit Selbstvertrauen nach Japan gereist, nachdem er Anfang Mai seinen eigenen Weltrekord geknackt und mit 15,07 Metern eine neue Bestweite aufgestellt hatte. Auch ließ er sich von einer Erkältung und Zahnschmerzen in der Vorbereitung auf den ersten Höhepunkt der Saison nicht aus der Ruhe bringen. Mit seiner Leistung war er jedoch nicht zufrieden. „Durch den Weltrekord vor wenigen Tagen weiß ich, dass ich mehr draufhabe“, sagte Kappel: „Aber bei Meisterschafen zählt sowieso nur der Titel.“
Titel-Hattrick für Weitspringer Schäfer
Zuvor hatten Weitspringer Leon Schäfer und Rennrollstuhlfahrerin Merle Menje die ersten Gold-Medaillen für den Deutschen Behindertensportverband (DBS) geholt. Der Leverkusener Schäfer gewann im Prothesen-Weitsprung einen echten Krimi. Im letzten Versuch hatte der Niederländer Joel de Jong seine vorherige Bestmarke von 7,03 Meter um einen Zentimeter verbessert. Schäfer konterte im allerletzten Sprung mit 7,22 Metern und machte seinen dritten WM-Sieg in Folge klar.
„Ich brauche den Druck und finde es geil, dass da jemand ist, der mich ärgern will“, sagte Schäfer nach seinem Sieg. Und ergänzte mit Blick auf die im August beginnenden Paralympics: „Heute bin ich glücklich, aber ich habe dieses Jahr noch viel vor.“ Paralympics-Gold fehlt dem gebürtigen Niedersachsen noch.
Für die 19 Jahre junge Menje war es dagegen ihr erstes WM-Gold. Nach ihrer Silber-Fahrt am Samstag über 5000 Meter und vor dem Bronzerang über 1500 Meter am Dienstag, hatte die 19-Jährige am Sonntag das Rennen über 800 Meter gewonnen. „Das fühlt sich gerade surreal an“, sagte die in Mainz geborene und für Singen startende Athletin: „Ich wusste, dass ich gut drauf bin, aber damit habe ich nicht gerechnet.“
Der Deutsche Behindertensportverband reiste mit 18 Athleten und Athletinnen nach Kobe, bei der WM im Vorjahr waren es noch 29. Weil viele Verbände so verfahren, nannte Bundestrainerin Marion Peters die Konkurrenz „ein Lotteriespiel“.

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Für die deutschen Leichtathleten liegt der Fokus in Japan auf der Normerfüllung. „Wir hoffen, noch ein paar Slots zu holen“, sagte Peters. Einen Slot für die Paralympics erhält ein Athlet, der mindestens Zweiter wird und zuvor nicht schon einen Startplatz für sein Land erkämpft hat.
So wie vielleicht Jule Roß, die am Dienstag mit 59,64 Sekunden über 400 Meter den über 35 Jahre alten deutschen Rekord in der Klasse T47 knackte, den Petra Quade (damals Buddelmeyer) bei den Paralympics 1988 in Seoul aufgestellt hatte. Der 17 Jahre jungen Athletin vom TSV Bayer 04 Leverkusen fehlten damit nur 0,55 Sekunden zur Paralympics-Norm – als Zweite ihres Laufs und Gesamt-Dritte erreichte sie das Finale, das am Mittwoch um 10 Uhr japanischer Zeit (3 Uhr in Deutschland) stattfindet: „Ich bin sehr happy, dass es so gut gelaufen ist“, sagte Roß. (dpa/Tsp)
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