
© dpa-Bildfunk/Martin Rickett
Reisewarnung für englische Fußballfans: Sky-Reporter verzweifelt an Gelsenkirchen
Kulturschock für Kaveh Solhekol: Der TV-Journalist ist von München nach „Gelsenkörken“ gereist, wo am Sonntag das erste Spiel der Engländer steigt. „Da gibt es nicht mehr viel“, stellt er fest.
Stand:
Er müsse jetzt vorsichtig sein, was er sagt, spricht Kaveh Solhekol in die Kamera des britischen Senders Sky Sports. Denn er wolle nicht die guten Menschen von Gelsenkirchen verletzen. Doch dann hebt der TV-Reporter zu einem Klagelied über die Ruhrgebietsstadt an, das seit Samstagabend bei X die Runde macht – bis der Sender den Post am Sonntag wieder kommentarlos löscht.
„Wir haben gerade vier, fünf Tage in München verbracht, das eine wunderbare Stadt ist“, sagt Solhekol. „Und Gelsenkirchen ist ein ziemlicher Kontrast.“ Hier, in der industriellen Herzkammer Deutschlands, wie es der Sky-Journalist den englischen Zuschauern erklärt, habe es einst die Stahl- und Kohleindustrie gegeben. „Alles das ist vergangen“, sagt Solhekol. „Und es ist auch sonst nicht wirklich viel übriggeblieben in Gelsenkirchen.“
Für sein Fußballstadion und Schalke, dafür sei Gelsenkirchen natürlich bekannt, erzählt er weiter. Und natürlich ist Solhekol genau deshalb hier, denn die englische Nationalmannschaft wird am Sonntagabend in der Arena gegen Serbien ihr erstes Gruppenspiel bei der Fußball-EM bestreiten. „Aber abgesehen davon, gibt es wirklich nicht viel zu tun.“ Restaurants, Bars – davon gebe es nicht viele in Gelsenkirchen, sagt Solhekol. Eigentlich sagt er nicht Gelsenkirchen, sondern „Gelsenkörken“.
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Und dann spricht er noch eine Reisewarnung für englische Fußballfans aus, die trotz allem nach „Gelsenkörken“ kommen wollen. „Seien Sie ein bisschen vorsichtig. Denn wir waren gerade zum Mittagessen in einem Lokal in der Innenstadt – und als es ums Bezahlen ging, sagten sie uns, sie würden weder Visa- noch Mastercard nehmen und auch nicht American Express.“
Die Deutschen und ihr Kreditkarten-Problem
Solhekol, der sich die ganze Zeit noch im nüchternen Ton des klassischen britischen Journalismus über Gelsenkirchen geäußert hat, wird jetzt energischer, zählt jede Kreditkarte mit den Fingern der linken Hand auf – um dann entsetzt zu bilanzieren: „Die einzigen Karten, die sie akzeptieren, sind simple deutsche Debitkarten.“ Visacard? Mastercard? „Die werden sie nicht nehmen!“
Damit hatten die Briten nicht gerechnet. Doch in „Gelsenkörken“ hatten sie auch nicht mit Kaveh Solhekol gerechnet. Zum Glück sei er ein wenig altmodisch und habe immer etwas Bargeld dabei, erzählt er weiter. Die anderen Mitglieder des Teams hätten aber einen Geldautomaten suchen müssen und seien längere Zeit weg gewesen.
Für England-Fans, die am Sonntag essen und trinken wollen, hat Solhekol deshalb einen wichtigen Rat: „Bringen Sie etwas Bargeld mit!“
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Am Samstag jedenfalls hat Solhekol noch nicht viele englische Anhänger in Gelsenkirchen gesehen. Die meisten hätten sich dafür entschieden, in Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg oder sogar in den Niederlanden oder Belgien den Tag zu verbringen, vermutet er.
Am Sonntag wird sich das ändern. Dann werden die englischen Fans zu Tausenden nach „Gelsenkörken“ reisen. „There’s not really much left in Gelsenkirchen“, sagt Solhekol. Hoffentlich bleibt nach dem Spiel wenigstens noch das erhalten, was vom alten Gelsenkirchen übriggeblieben ist.
Die Partie der Engländer gegen Serbien wird von der Polizei nämlich als Hochrisikospiel eingestuft. Im Stadion gibt es nur Leichtbier, doch niemand weiß so recht, was die Stadt draußen zu erwarten hat. Eine größere Zahl an Fans wird ohne Ticket anreisen.
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In Düsseldorf gaben englische Fans schon einmal einen Vorgeschmack: Vor einem Irish Pub skandierten sie die Hooligan-Hymne „Ten German Bombers“ zu einer Melodie, die in Deutschland für das Lied „Von den blauen Bergen kommen wir“ bekannt ist. Dabei warfen sie sich ein aufblasbares Weltkriegsflugzeug zu. Die „New York Times“ sprach von dem Lied, „das englischen Fans bei der Euro 2024 Schande machen könnte“.
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